"Das Londoner Inferno", titelt Gazet van Antwerpen. "Es erinnerte an den 11. September", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Gefangen im Flammenmeer", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Ebenso beeindruckende wie erschreckende Bilder heute auf vielen Titelseiten: Fotos vom 24-stöckigen Wohnturm in London, dem Grenfell Tower, der lichterloh in Flammen steht. De Morgen und L'Echo sprechen von einem "Höllenfeuer". "Die Menschen waren wie Ratten in der Falle", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Zu sehen ist ein in seiner Wohnung gefangener Mann, der mit einem T-Shirt winkt, um die Rettungskräfte auf sich aufmerksam zu machen. "Einige sind in ihrer Verzweiflung in den Tod gesprungen", notiert Het Belang van Limburg auf Seite eins. Bisher wurden zwölf Todesopfer offiziell bestätigt. Zahlreiche Menschen werden aber noch vermisst, vor allem aus den oberen Stockwerken.
Affären ohne Ende – und die PS mittendrin
Innenpolitisch dreht sich immer noch alles um die Affären, in die insbesondere frankophone Sozialisten verwickelt sind. Die PS will jetzt reagieren und ein allgemeines Verbot der Ämterhäufung durchsetzen. "Die PS opfert aber ihre 'kleinen' Bürgermeister', um aus der Geschichte herauszukommen", bemerkt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Der Punkt: Den Sozialisten schwebt ein generelles Verbot vor, kommunale Exekutivmandate wie Bürgermeister- oder Schöffenposten und ein regionales beziehungsweise föderales Abgeordnetenmandat gleichzeitig auszuüben. Das ist vor allem für die Bürgermeister kleinerer Gemeinden problematisch, da ihre Bezüge vergleichsweise bescheiden ausfallen. Die Folge steht auf Seite eins von Le Soir: "PS-Mandatsträger murren über die Maßnahmen gegen die Ämterhäufung".
Die Sozialisten spielen Panikfußball, analysiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Es ist offensichtlich, dass insbesondere der PS-Vorsitzende Elio Di Rupo die Krise nicht in den Griff bekommt. Auch parteiintern sprechen ihm viele inzwischen die Führungsqualitäten ab. Dass Di Rupo nach seinem Gastspiel als Premierminister wieder den Vorsitz seiner Partei übernommen hat, das hat sich längst als schwerer Fehler erwiesen.
Und die Maßnahmen gegen Ämterhäufung, die jetzt im Raum stehen, die werden in der Praxis nichts bringen, glaubt Le Soir. Natürlich sind Politiker keine Übermenschen. Niemand kann allen Ernstes neben einem Ministerposten noch über ein Dutzend weitere Mandate vollwertig ausüben. Allerdings sollte man hier nicht einer Illusion verfallen: Die reine Ämterhäufung, das war bei den jüngsten Skandalen nicht die Ursache, sondern allenfalls die Folge der Fehlentwicklungen. Was die PS jetzt vorschlägt, ist eigentlich nichts anderes als Augenwischerei.
Transparenz, so lautet das Zauberwort, meint L'Echo. Nicht die Ämterhäufung an sich war das Problem, sondern die Tatsache, dass die Bezüge der Mandatsträger nicht wirklich nachvollziehbar waren. Vor allem war und ist nicht deutlich, inwieweit Mandatsträger Bezüge anhäufen. Hier bedarf es schneller Klarheit.
La Libre Belgique hat eine mögliche Lösung parat: Wenn schon gewisse Posten, zum Beispiel in Verwaltungsräten, quasi von Amts wegen etwa einem Bürgermeister zufallen, warum muss er dafür noch einmal extra vergütet werden? Das reine Gehalt sollte all diese Zusatzfunktionen abdecken. Het Belang van Limburg sieht das genauso: Nur das erste Mandat wird vergütet, so sollte die Regel lauten.
Nach der Obdachlosenbetreuung jetzt die Küchen
Offenbar droht aber schon wieder ein neuer Skandal: "Wieder eine Brüsseler VoE im Zwielicht", titelt jedenfalls De Morgen. Gemeint ist die Vereinigung "Brüsseler Küchen", die unter anderem das Essen für Altenheime und Kinderkrippen vorbereitet. Dort haben die Verantwortlichen laut der Zeitung Bezüge kassiert, die noch höher lagen als beim Samusocial: 20.000 Euro brutto pro Jahr für gerade mal zwei Sitzungen im Monat.
Brüssel ist ja doch ein "Höllenloch", ätzt Het Laatste Nieuws in einem beißenden Kommentar. Die Hauptstadt-Sozis haben sich über Jahrzehnte hinweg selbst bedient. Und das wird sogar vererbt: Die Tochter von Laurette Onkelinx war ja auch schon beim Samusocial beschäftigt. Und wenn es irgendwann eng wird, dann steht ja gleich ein Staranwalt parat, nebenbei kein geringerer als der aktuelle Ehemann von Onkelinx. Botschaft an die flämischen Parteien in Brüssel: Weiter mit der PS zusammenzuarbeiten, das hat inzwischen fast schon was von Kollaboration.
Grenzenlos mobil telefonieren – Na ja, fast...
Ab heute heißt es übrigens in der EU: "Grenzenlos mobil telefonieren". Heute fallen die sogenannten Roaminggebühren weg. Das Nutzen ausländischer Handynetze innerhalb der EU darf also keine Mehrkosten mehr mit sich bringen. Allerdings gibt es da offensichtlich trotzdem diverse Fallstricke: "Ohne Roaming telefonieren Sie nach wie vor nicht kostenlos", notiert etwa De Standaard und warnt vor unangenehmen Überraschungen. Dennoch weist die Maßnahme den Weg, findet die Zeitung in ihrem Leitartikel. Die Abschaffung der Roaminggebühren zeigt den Menschen, dass die EU durchaus einen Mehrwert haben kann. Hier werden auch noch mal im Alltag der Bürger Grenzen abgebaut. Das sollte man sich in Brüssel als Beispiel nehmen: Nicht nur Europa mit Worten beschwören, sondern das Leben der Europäer verbessern. Yes, we can!
Roger Pint - Foto: Daniel Leas-Olivas/AFP