"Chef von Nationalbank verspricht bessere Zeiten", titelt Gazet van Antwerpen. "115.000 neue Jobs in den kommenden zwei Jahren", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Die Nationalbank hat gestern die Konjunkturaussichten für Belgien nach oben korrigiert. Unter anderem geht sie davon aus, dass viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Löhne steigen. Kommentierend meint dazu Het Laatste Nieuws: Die Prognosen müssten eigentlich auch Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitslosen haben. In Flandern suchen offiziell 200.000 Menschen eine Arbeit. Für die meisten von ihnen ist die Arbeitslosigkeit ein zeitlich begrenzter Zustand. Rund 50.000 allerdings sind seit mehr als zwei Jahren arbeitslos gemeldet. In Brüssel und der Wallonie liegt diese Zahl sogar noch höher. Darunter befinden sich auch viele Menschen unter 40 Jahren. Bei ihnen fragt man sich schon, warum sie so lange arbeitslos sind, denn es gibt ja Jobs.
Schon heute melden flämische Unternehmen so viele offene Stellen wie noch nie zuvor. Sind diese jungen Menschen zu wählerisch, oder einfach nur faul? Gibt es im Flandern von 2017 noch eine Entschuldigung dafür, in diesem jungen Alter keinen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, sondern stattdessen jahrelang von Arbeitslosenhilfe zu leben?, fragt polemisch Het Laatste Nieuws.
Sie sind wieder da, "die Belgier" und "die Deutschen"
Das GrenzEcho beschäftigt sich mit der Kritik am Atomkraftwerk Tihange: Für den 25. Juni ist eine Menschenkette zwischen Tihange und Aachen als Protest geplant. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass neue Risse im Reaktor Tihange 2 entdeckt worden waren. Das hatte vor allem in Deutschland erneut für große Empörung gesorgt. Dazu schreibt das GrenzEcho: Es gibt sie auf einmal wieder: "die Belgier" und "die Deutschen". "
Der Belgier" glaubt daran, die Gefahren der Atomkraft in Zaum halten zu können. "Der Deutsche" hingegen geht auf die Barrikaden und organisiert den Protest mit aller Gründlichkeit. Nicht etwa gegen das, was im eigenen Land schief läuft – so als ob es das nicht gäbe... Nein, deutsche Medien und Politik schimpfen über die "maroden belgischen Bröckelreaktoren" – so als würde in Tihange der Zement herunterrieseln.
Deutsche Überheblichkeit mit Blick auf den kleinen Nachbarn ist etwas, das man hierzulande nicht mag, und deshalb hängen viele auch grundsätzlich keine "deutschen" Atomenergie-Protestplakate auf, auch wenn sie eigentlich ebenfalls für die Schließung von Tihange sind, analysiert das GrenzEcho.
Wallonische Reformen und die Kasachgate-Affäre
Le Soir schreibt zu den Aufgaben, die auf die wallonische Regierung warten: So spektakulär die Affären um die Interkommunalen sind, es gibt Wichtigeres zu tun für die Regierung. Zwei Jahre vor den nächsten Wahlen muss sie sich endlich um die Reform der Steuer- und Gesundheitspolitik kümmern. Bei letzterer haben die Regionen viele Aufgaben von der Föderalebene übernommen. Da geht es zum Beispiel um so etwas Bedeutendes wie das Kindergeld. Es sind solche Reformen, die die Menschen in ihrem Alltag spüren, unterstreicht Le Soir.
De Morgen beschäftigt sich mit einem möglichen Nebenschauplatz der Kasachgate-Affäre. 2011 war ein Verfahren wegen Betrugs gegen die französische Bank Société Générale vor einem Antwerpener Gericht eingestellt worden. Mit einem Vergleich, ohne Verurteilung.
De Morgen kommentiert: Das Gericht hatte sich damals auf das Gesetz berufen, das auch im Zentrum der Kasachgate-Affäre steht. Und wieder ist Frankreich mit im Spiel: Bei der Société Générale hatten Freunde des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy das Sagen. Noch ist nichts bewiesen. Aber auch hier scheint Druck aus Frankreich auf Belgien ausgeübt worden zu sein, mutmaßt De Morgen.
Sexting – eine dunkle Seite der neuen Technologien
De Standaard kommt auf den Selbstmord eines 15-jährigen Schülers in Flandern zurück. Auf sozialen Netzwerken war ein Nacktfoto des Jungen verbreitet worden. De Standaard führt aus: Die "Generation Smartphone" ist die erste, die sich mit dem Phänomen "Sexting" auseinandersetzen muss. Dabei werden auch private Nacktfotos zwischen den Jugendlichen ausgetauscht. Das Foto von dem Jungen war gegen seinen Willen weiterverbreitet worden. Das hat ihn letztlich in den Tod getrieben.
Wie kann die Gesellschaft darauf reagieren? Am besten, indem wir die Sache entdramatisieren. In Schulen und Medien müssen wir darüber sprechen, wie wir mit den neuen Technologien umgehen. Dabei gilt es, eine einfache Regel zu lehren: Das, was man im "echten" Leben nicht will, sollte man auch im Internet nicht machen, rät De Standaard.
La Libre Belgique berichtet, dass die belgische Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den kongolesischen Justizminister eröffnet hat. Der hatte zugegeben, verantwortlich für den Abschuss eines Militärflugzeugs Ende der 1990er Jahre gewesen zu sein. Die Hinterbliebenen der Opfer haben den Minister jetzt verklagt. Dazu meint La Libre Belgique: Dass die belgische Justiz den Fall aufgreift, ist vollkommen richtig. Das hat auch nichts mit postkolonialer Einmischung zu tun.
Hier geht es schlicht und ergreifend um Menschenrechte, die der Minister nicht respektiert hat. Auch er muss sich daran halten. Und wenn der Minister schon mal für ein paar Tage in seiner Villa in Uccle ist, muss er sich nicht über Besuch der belgischen Justizbeamten wundern, meint La Libre Belgique.
Kay Wagner - Foto: Virginie Lefour/BELGA