"Macron auf dem Weg zu einem Monster-Sieg", titelt De Standaard. "Übermächtiger Macron", schreibt Het Nieuwsblad. Und bei L'Avenir heißt es auf Seite eins: "Die Revolution von Macron schreitet voran".
Die Partei des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat am Sonntag bei der ersten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich knapp ein Drittel der Stimmen erhalten. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass Macrons Partei im zweiten Wahlgang in einer Woche mit Sicherheit die Mehrheit, wenn nicht gar die absolute Mehrheit im Parlament erreichen könnte.
In ihren Kommentaren staunen die meisten Zeitungen darüber, dass Macron mit diesem Ergebnis seinen quasi kometenhaften Aufstieg fortsetzt. Neben viel Anerkennung gibt es aber auch Fragen. La Dernière Heure schreibt: Die Wahl von Mitgliedern der Zivilgesellschaft in das neue Parlament wird frischen Wind in die Politik bringen. Aber diese Revolution in der politischen Landschaft Frankreichs ist nicht ohne Risiko. Wird Emmanuel Macron vernünftig mit der überwältigenden Mehrheit im Parlament umgehen? Wird diese Mehrheit der Parteiführung nicht zu Kopf steigen und sie taub machen gegenüber Kritik? Und vor allem: Werden die neuen Abgeordneten ihrer Aufgabe gerecht werden? Nämlich, die Regierung zu kontrollieren? Oder werden sie einfach deren Politik durchwinken?, fragt sich La Dernière Heure.
Ein großer Sieg bedeutet eine große Verantwortung
Auch La Libre Belgique notiert kritisch: Sollte sich das Ergebnis im zweiten Wahlgang bestätigen, wird das den totalen Sieg des französischen Präsidenten bedeuten. Das ist zum einen etwas vollständig Neues, birgt aber auch Gefahren. Die größte Gefahr dabei ist die Allmacht eines einzigen Mannes an der Spitze einer "republikanischen Monarchie". Und man weiß, dass absolute Macht nicht dazu geeignet ist, Demokratien voranzubringen. Es besteht aber auch die Gefahr, dass die Stimmen von Sozialisten und Grünen im neuen Parlament kaum mehr zu hören sein werden. Das ist dem französischen Mehrheitswahlrecht geschuldet. Im zweiten Wahlgang kann es sein, dass kaum jemand von ihnen den Sprung ins Parlament schafft. Ihr Debakel wird komplett sein, fürchtet La Libre Belgique.
Le Soir meint: So groß wie der Sieg, den man Macron jetzt voraussagt, wird auch seine Verantwortung sein. Er muss überzeugende Ergebnisse liefern, denn die Voraussetzungen dafür sind so gut, wie lange nicht mehr. Nicolas Sarkozy musste eine Weltwirtschaftskrise verwalten. François Hollande hatte mit parteiinternen Querelen zu kämpfen. Mit so etwas muss Macron nicht rechnen. Alle stehen hinter ihm. Nichts wird ihm verziehen werden bei einem Misserfolg, glaubt Le Soir.
Die Wege des westlichen Wählers sind unergründlich
Het Nieuwsblad hält fest: Ein Neuling in der Politik versprüht immer Charme. Aber ein Präsident und eine Regierung müssen gut kontrolliert werden. Das wird schwer werden mit vielen Abgeordneten, die keine Erfahrung als Politiker haben, und mit anderen Parteien, die nur wenige Abgeordnete stellen werden. Einen unerfahrenen, aber ehrgeizigen Macron da zu kontrollieren, wird kein Zuckerschlecken sein. Und Macron selbst muss noch beweisen, dass er auch in der Praxis alles anders machen wird, bemerkt Het Nieuwsblad.
De Morgen stellt fest: Die Wege des westlichen Wählers sind unergründlich. Ideologisch folgen sie keiner eindeutigen Linie. Mal wählen sie einen Trump, mal den Brexit, mal einen politischen Neuling und damit neue Hoffnung für die Demokratie. Letzteres ist natürlich zu begrüßen, aber es fühlt sich auch an wie eine letzte Chance. Wenn Macron gemeinsam mit Angela Merkel scheitert, die wahrscheinlich ja wieder zur Bundeskanzlerin gewählt werden wird, dann stehen die Totengräber der Demokratie schon in den Startlöchern, warnt De Morgen.
L'Avenir weist auf die niedrige Wahlbeteiligung hin und führt aus: Dieses Desinteresse an den Wahlen bedeutet für die traditionellen Parteien, dass sie die Bindung zur Bevölkerung verloren haben. Sie bleiben gefangen in ihren alten Praktiken, in ihrem schematischen Denken, und haben es nicht geschafft, sich zu erneuern. Erstaunlich ist aber auch, dass Macron keine neue Begeisterung für die Politik wecken konnte. Die meisten Wähler blieben am Sonntag zu Hause. Macrons Partei wurde nicht mit Herzblut gewählt von einem Frankreich, das ermüdet scheint von der Demokratie. Es wird eine der wichtigen Aufgaben von Macron sein, diese Müdigkeit zu beenden, die Franzosen wieder für die Politik zu begeistern. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Aber ob er es schafft, ist natürlich erst noch abzuwarten, meint L'Avenir.
"Wenig glanzvoll"
Zum 2:0-Sieg von Belgiens Fußballnationalmannschaft gegen Estland in der WM-Qualifikation meint das GrenzEcho: Die Leistung, mit der sich die Spieler am Freitag in den Sommerurlaub verabschiedeten, war zum Abschluss einer langen Saison wenig glanzvoll. Sie taten lediglich, was sie tun mussten und das war siegen. Zweifel sind nach wie vor angebracht, ob die Roten Teufel bereit für die Duelle mit den großen Mannschaften und damit auch für die WM sind. Genau wie sein Vorgänger Marc Wilmots ist auch der Spanier Martinez noch den Beweis schuldig, dass er aus dieser Ansammlung von Stars eine funktionierende Mannschaft formen kann, kommentiert das GrenzEcho.
Kay Wagner - Bild: Christophe Petit Tesson/Pool/AFP