"Sieben Tote, 18 Opfer noch in Lebensgefahr", titelt Het Belang van Limburg. "Barbarischer Terror verschärft britischen Wahlkampf", so De Standaard auf Seite eins. Und Gazet van Antwerpen schreibt: "Wieder tiefe Trauer, aber auch Hoffnung". Der Terroranschlag in London vom vergangenen Samstag, aber auch das Konzert in Manchester zum Gedenken an den Terroranschlag vor zwei Wochen in dieser Stadt sind die großen Themen für die Zeitungen.
Dazu kommentiert La Dernière Heure: Der islamistische Terror hat sich gewandelt. Es sieht so aus, als ob er sich abgewandt hat von den gut organisierten Terrorzellen, die in der Lage waren, viele Menschen zu töten. Jetzt sind es einzelne Radikale, die mit einem Kleintransporter und einem Küchenmesser ihren kurzen "Moment des Ruhms" suchen im Universum des weltweiten Dschihadismus. Es gibt nichts Schwierigeres, als solche Anschläge vorauszusehen und zu verhindern, meint La Dernière Heure.
Ähnlich sieht es L'Avenir und schreibt: Einige sehen in stärkeren Kontrollen von Moscheen eine Lösung. Aber machen wir uns nichts vor: Der Effekt wird der gleiche sein, wie der von Überwachungskameras, der Kontrolle von Taschen und Rucksäcken, der Präsenz von Soldaten auf unseren Straßen - nichts kann ein paar Einzeltäter davon abhalten, zur grausigen Tat zu schreiten. Wahrscheinlich müssen wir lernen, mit dieser Situation zurechtzukommen. Das macht Angst, aber es sieht so aus, als ob wir es nicht ändern können, glaubt L'Avenir.
Wir müssen die Leere bekämpfen
Weniger pessimistisch ist die Wirtschaftszeitung L'Echo und führt aus: Man darf sich nicht frustrieren lassen davon, dass Großbritannien trotz seines ausgezeichneten Sicherheitsapparates wieder Schauplatz eines Terroranschlags geworden ist. Vielmehr müssen die Briten jetzt den Weg weitergehen, den sie bereits eingeschlagen haben. Wie die Briten müssen auch wir mehr Geld und Personal in Sicherheitsdienste stecken. Und gleichzeitig auch Mittel freimachen, um auf sozialer Ebene zu wirken. Die jungen Menschen unserer Gesellschaften brauchen wieder Werte, an die sie glauben können. Wir müssen die Leere bekämpfen, die dazu führt, dass viele dieser jungen Menschen sich radikalisieren und nur noch in wahnwitzigen Mordtaten einen letzten Sinn sehen, fordert L'Echo.
Het Laatste Nieuws schreibt: Der Anschlag von London sollte ein Weckruf sein für all diejenigen, die bisher versucht haben, mit moderaten Tönen dem Thema Islamismus zu begegnen, diejenigen, die im Islam bloß ein Alibi und nicht den Nährboden des Terrors sehen wollen. Auch wir, der Staat, müssen unser Handeln radikalisieren: keine zweite Chance mehr für diejenigen, die in Gottes Namen Mitbürger ermorden wollen. Abbruch aller Beziehungen zu den Staaten, die den Terror finanzieren, konsequente Bestrafung jeglicher Art von Diskriminierung und Rassismus. Anders wird es nicht gehen, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Radikal auf Radikalisierung zu reagieren ist der falsche Weg
Für De Morgen ist das der falsche Weg. Vielmehr findet die Zeitung, drei Dinge sind jetzt wichtig. Erstens: Wir müssen das Problem präzise benennen. Es geht hier nicht um den Islam, sondern um eine Minderheit von einem Prozent, die die gewalttätige islamistische Ideologie vertritt. Zweitens: Unsere Sicherheitsdienste müssen gestärkt werden, vor allem in Sachen Internet. Drittens bleibt es dabei: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Pluralismus und Toleranz sind die beste Antwort auf den Terror, meint De Morgen.
De Standaard schreibt zur Reaktion der britischen Premierministerin Theresa May: "Genug ist genug!", hat May gesagt. Das klingt entschlossen. Aber dahinter verbirgt sich eine große Ohnmacht. Was genau zu tun ist, um solche Anschläge wie am Samstag in London zu verhindern, weiß auch May nicht. Simplistische Rhetorik über Grenzkontrollen ist deplatziert und verkennt die Komplexität des Problems, kritisiert De Standaard.
Während sich das GrenzEcho mit einem "endlich" über die klaren Worte von May freut, Le Soir diese Verschärfung des Tons von May hingegen als verfehlt wertet, bedauert La Libre Belgique grundsätzlich die Instrumentalisierung des Anschlags durch die Politik und schreibt: Viel besser hätte es den Politikern zu Gesicht gestanden, mit ähnlich distanzierter Gelassenheit zu reagieren, wie das viele Medien und Menschen taten. Das Foto des Mannes, der in seiner panischen Flucht sein Bierglas fest in der Hand hielt, wurde dafür zum Sinnbild. Schrecken ja, aber auch Lebenslust – die Briten besitzen die einmalige Fähigkeit, das so zu leben, hält La Libre Belgique fest.
Marghem will belgische Klimaziele neu verhandeln
Het Nieuwsblad berichtet, dass Umweltministerin Marie-Christine Marghem die Auflagen für Belgien aus dem Pariser Klimaabkommen lockern will. Die Zeitung kommentiert: Klimapolitik war noch nie einfach in Belgien. Bislang war es eigentlich immer eine Farce, was unser Land bei diesem Thema gezeigt hat. Zu unterschiedlich sind die Interessen in Flandern, in der Wallonie, in der Föderalregierung. Die Forderung der Ministerin, von dem Klimaziel für 2030 abzuweichen - es geht um die Senkung des CO2-Ausstoßes um 35 Prozent - wird diese Situation nicht verbessern, beklagt Het Nieuwsblad.
KW - Foto: Daniel Leal-Olivas, afp