"Historisch", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins: "Noch besser als in Rio", jubelt Het Nieuwsblad. Und L'Avenir ist sich sicher: "Nafissatou kann den Weltrekord in Angriff nehmen".
Auf fast allen Titelseiten ist am Montag die belgische Olympiasiegerin im Siebenkampf, Nafi Thiam, zu sehen. Sie hatte am Wochenende die magische Marke von 7.000 Punkten bei einem Wettkampf geknackt. Das hatten vor ihr erst drei andere Leichtathletinnen geschafft.
Politisch beschäftigen sich die Zeitungen allerdings zumeist mit der Europareise von US-Präsident Donald Trump. De Standaard schreibt dazu: Der G7-Gipfel am vergangenen Wochenende und die Rolle, die Trump dort gespielt hat, sind der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht gut bekommen. "Die Zeiten in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei", sagte Merkel am Sonntag. Und: "Wir Europäer müssen unser Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen". Dabei baut Merkel auf die Unterstützung des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron. In ihm hat Merkel, die große Chancen hat, im September erneut zur Bundeskanzlerin gewählt zu werden, einen Verbündeten gefunden. Einen Verbündeten, der sie bei ihren Bemühungen um die EU und der Skepsis gegenüber dem US-Präsidenten unterstützt, so De Standaard.
Europa in der Pflicht
Ähnlich kommentiert Le Soir: Als Ergebnis des G7-Gipfels mit der unhaltbaren Position von Trump zur Klimapolitik muss festgestellt werden: Künftig ist Europa das Gravitationszentrum der Vernunft und des Willens zur Zusammenarbeit. Gut, dass Europa gerade auch wieder etwas Sicherheit gewonnen hat und optimistischer in die Zukunft blickt. Das ist dem Ergebnis einigen Wahlen zu verdanken, bei dem sich demokratische Kräfte gegen Populisten durchgesetzt haben, wie zum Beispiel Macron in Frankreich. Macron ist gleichsam zum Symbol der neuen Hoffnung in Europa geworden. Er verkörpert alles, was Trump nicht ist: jung, strukturiert, optimistisch und bereit zur Zusammenarbeit. Das sind gute Voraussetzungen für Europa, die neue Rolle als geopolitisches Schwergewicht anzunehmen. Das wird natürlich sehr schwer, aber es gibt keine Alternative, urteilt Le Soir.
Der lange Händedruck zwischen Macron und Trump bei ihrem Aufeinandertreffen in Brüssel analysieren gleich zwei Zeitungen. Trump hatte sich bisher immer dadurch ausgezeichnet, dass er sehr kräftig und lang die Hand anderer Spitzenpolitiker schüttelte. Macron machte es in Brüssel genauso mit der Hand von Trump. Dazu kommentiert das GrenzEcho: Die Geste zeigt, dass man sich peu-à-peu den Stil von Donald Trump anpasst, als man ob ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen will. Vielleicht ist das mit der Unerfahrenheit von Macron zu erklären, aber es stellt einen Einschätzungsfehler dar. Macron kann nicht auf der einen Seite die Politik und die kindischen Methoden eines Donald Trump kritisieren und sich auf der anderen Seite auf dieses Niveau herablassen, kritisiert das GrenzEcho.
Trump und Macron: Rambo und Rocky lassen grüßen
L'Avenir stellt fest: Der kräftige männliche Handschlag ist gerade ein sehr gefragtes Marketingprodukt in der Politik. Seitdem Trump an der Macht ist, hat er seinen Einzug gehalten in die Diplomatie. Rambo und Rocky lassen grüßen. Macron hat das verstanden und hat versucht, seinerseits Trump durch einen solchen Handschlag zu beeindrucken. Männlichkeitshormone, Testosteron, sind momentan die wichtigste Zutat im politischen Geschäft. Was für ein Jammer, beklagt L'Avenir.
La Libre Belgique schreibt zur Weigerung von Trump, sich weiter an der Klimaschutzpolitik beteiligen zu wollen: Das ist natürlich ein Trauerspiel. Aber selbst wenn die USA sich nicht mehr an das Klimaschutzabkommen von Paris halten wollen, weil Trump das beschließt, könnten die USA praktisch doch weiter an der Umsetzung des Abkommens arbeiten. Denn fast alle US-Bundesstaaten haben mittlerweile erkannt, dass Klima und erneuerbare Energien eine hervorragende wirtschaftliche Chance darstellen. Warum sollten sie jetzt eine Kehrtwende vollziehen und sich von den klimapolitischen Strategien abwenden, die sie gestartet haben?, fragt sich La Libre Belgique.
US-Präsident punktet
Gazet van Antwerpen schaut auf die amerikanischen Reaktionen zu Trumps Europabesuch und schreibt: Trump kann immer noch auf massive Unterstützung von den Bürgern rechnen, die ihn für sein Programm "America first" gewählt haben. Bei ihnen hat der Präsident mit seinen Auftritten in Europa gepunktet. Nicht so dagegen im politischen Washington. Hier sind die Zweifel an Trump während seiner Abwesenheit nochmal gewachsen, selbst in den Reihen der Republikaner. Die neuen Verdächtigungen gegen Trumps Schwiegersohn haben die Glut des Zweifels weiter angefacht, analysiert Gazet van Antwerpen.
Het Nieuwsblad schaut nach Belgien und meint: Nachdem Trump jetzt in Brüssel war und der Sommer langsam Einzug hält, bleibt Premierminister Charles Michel kam noch etwas Anderes übrig, als sich ums Regieren zu kümmern. Frage: Ist da überhaupt noch was zu retten? Bis zur Sommerpause sollen noch zwei Super-Ministerräte stattfinden. Schon der erste war ja nur ein mäßiger Erfolg. Und dann sind da noch die vielen Punkte, bei denen sich N-VA und CD&V nicht einig sind. Fakt ist: Die Regierungskoalition ist wie loser Sand, aus dem Michel ein Schloss bauen möchte. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es ihm gelingt, so Het Nieuwsblad.
Kay Wagner - Bild: Mandel Ngan/AFP