"Die erste Hitzewelle im Mai seit 20 Jahren", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Es wird heißer als in Südspanien", bemerkt Het Laatste Nieuws.
Das Königliche Meteorologische Institut sagt für die nächsten Tage Temperaturen von bis zu 33 Grad voraus. Vor diesem Hintergrund hat das Wetteramt auch Warnstufe Gelb ausgelöst. Damit verbunden ist der Appell, insbesondere an ältere Menschen, genug zu trinken und sich nicht zu lange der prallen Sonne auszusetzen.
La Dernière Heure gibt sich serviceorientiert und bringt auf Seite eins "zehn Orte, wo man sich abkühlen kann". Gemeint sind allen voran Badeseen in der Wallonischen Region, darunter übrigens auch der "Strand von Worriken" in Ostbelgien. L'Avenir hatte dieselbe Idee, fasst sie aber etwas breiter: "Wo kann man in aller Sicherheit baden?", fragt sich das Blatt auf seiner Titelseite und präsentiert eine Studie über die Wasserqualität in der Wallonie. Aber, so bemerkt Het Belang van Limburg: Es sind längst noch nicht alle Freibäder geöffnet, weil der Sommer zu früh Einzug gehalten hat.
Rückschau auf den NATO-Gipfel in Brüssel
Viele Zeitungen kommen noch einmal zurück auf den NATO-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel stattgefunden hatte. "Belgium, 10 points!", lobt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. "Es ist alles gut gegangen". Das war nicht immer so. Insbesondere die Pariser Anschläge, und, im Fahrwasser davon, die Attentate vom 22. März hatten dem Image des Landes schwer geschadet. Das ging so weit, dass "Molenbeek" zum Inbegriff der Dschihadisten-Hochburg geworden war, wo sich Jugendliche radikalisieren und in aller Ruhe bewaffnen. Donald Trump hatte das dumm nachgeplappert und sein "Hellhole"-Zitat in die Welt posaunt. Das Bild, das das Land und insbesondere die Hauptstadt am Mittwoch und Donnerstag abgegeben haben, bildete da einen erfreulichen Kontrast. Es war das Bild eines sicheren, friedlichen, fröhlichen, entspannten Landes, das mal ganz nebenbei mit die wichtigsten politischen Entscheidungszentren beherbergt. Eine perfekte Kommunikationskampagne. Prüfung mit Bravour bestanden!
Inhaltlich steht nach dem NATO-Gipfel mehr denn je die Forderung im Raum, dass die Mitgliedsstaaten mittelfristig ihre Militärausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes anheben müssen. Gerade Belgien ist noch sehr weit von diesem Ziel entfernt. De Standaard bringt es beißend auf den Punkt: "Belgien, die "Madame Non" der NATO". Darunter hat wohl auch die Glaubwürdigkeit des Landes gelitten. "Wenn der belgische Vertreter spricht, dann checken die anderen ihre E-Mails oder gehen zur Toilette", so das vernichtende Urteil eines Experten in der Zeitung.
Wir müssen wissen, was wir wollen, findet Het Belang van Limburg. Der Ärger der Vereinigten Staaten ist nachvollziehbar. Es ist legitim, dass Washington auf eine gerechtere Lastenverteilung pocht. Zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes, das ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Dennoch gilt: Entweder, man ist Mitglied in einem Klub und bezahlt den Beitrag. Oder man verlässt den Klub.
Es fällt immer noch schwer, Donald Trump mit seiner Zwei-Prozent-Forderung ernst zu nehmen, meint dagegen Het Nieuwsblad. Man wird das Gefühl nicht los, dass der Commander-in-Chief eigentlich eher als oberster Waffenhändler unterwegs ist. Allerdings sollte es den Europäern nicht entgangen sein, dass die USA zunehmend auf Distanz zum Alten Kontinent gehen. Und das ausgerechnet in dem Moment, wo sich mit Russland der gefährlichste Nachbar rührt. Insofern wäre es am Ende auch im eigenen Interesse der Europäer, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Statt mal eben sündhaft teure F-35 zu kaufen, um Trump zu besänftigen, sollten diese Investitionen aber gut überlegt sein.
An einer Refinanzierung der Armee führt kein Weg vorbei, ist auch De Standaard überzeugt. Gut, zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Streitkräfte zu stecken, das ist eine ebenso willkürliche wie unrealistische Ansage. Und nicht vergessen: 2019 muss ja ganz nebenbei auch die Schwarze Null erreicht werden. Aber Fakt ist: Die Armee braucht neue, klare Perspektiven.
Wouter Beke und Elio Di Rupo: Die Samstagsinterviews
Der Samstag ist der Tag der politischen Interviews. Le Soir etwa bringt heute ein Gespräch mit dem CD&V-Vorsitzenden Wouter Beke. "Die CD&V eröffnet die Schlacht um die Steuer auf Börsenmehrwerte", so die Schlagzeile auf Seite eins. Die flämischen Christdemokraten halten also, ungeachtet der Widerstände innerhalb der Koalition, an ihrer Forderung fest, wonach eine Abgabe auf Aktiengewinne erhoben werden soll.
"Diese Regierung ist historisch", sagt derweil PS-Chef Elio Di Rupo auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws. "Historisch schlecht", so präzisiert er aber. Im Interview mit der Zeitung betont Di Rupo, dass er jedenfalls nicht die Absicht habe, von seinem Amt als PS-Vorsitzender zurückzutreten. "Und wenn's auch Leute gibt, die ihn am liebsten stürzen würden,... Na und?", sagt Di Rupo. Das lasse ihn kalt.
Der Tanker der Familie Erdoğan und geschmacklose Fotomontagen
Le Soir präsentiert heute neue Ergebnisse seiner Auswertung der sogenannten Malta-Files. So skurril es klingen mag, aber demnach ist die Familie des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Besitz eines... Öltankers. Das geht also aus den Datensätzen hervor, die einem europäischen Konsortium von Investigativjournalisten zugespielt worden waren. Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen neben dem Erdoğan-Klan auch zwei windige Geschäftsleute, von denen einer offensichtlich beste Verbindungen zum US-Präsidenten Donald Trump unterhält. Das Geld für den Tanker soll über Offshore-Firmen in Steuerparadiesen geschleust worden sein.
Insbesondere in Flandern droht schließlich eine Polemik um eine Fotomontage, die die Vereinigung "Kif Kif" auf ihrer Webseite veröffentlicht hatte. Darauf zu sehen sind zwei Gefangene, die vor einem vermummten IS-Henker knien, der offensichtlich kurz davor steht, die Geiseln zu enthaupten. Per Photoshop wurden diesen Geiseln die Gesichter von OpenVLD-Chefin Gwendolyn Rutten und Asylstaatssekretär Theo Francken aufmontiert. Daraufhin ging Francken auf die Barrikaden und beschimpfte die Organisation "Kif Kif", die sich eigentlich dem Kampf gegen Ungleichheit und Rassismus widmet.
Muss das alles wirklich sein?, fragt sich resigniert Gazet van Antwerpen. Die Provokation ist genauso unnötig, wie die Reaktion des Staatssekretärs, der gleich aus allen Rohren feuerte und sich dabei auch gehörig im Ton vergriff. Solche Diskussionen bringen uns keinen Schritt weiter.
Roger Pint - Foto: Danny Gys/Belga