"Donald Trump an der Klagemauer", schreibt die Wirtschaftszeitung L'Echo auf Seite eins. "Nach Jerusalem begibt sich Brüssel in Belagerungszustand für die Ankunft von Trump", so Le Soir. Und De Standaard titelt: "Alle Mann an Bord".
Die Nahostreise und den anstehenden Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in Brüssel greifen die Zeitungen in Berichten und Kommentaren auf: De Standaard meldet, dass 4.500 Polizisten in Brüssel für Sicherheit sorgen sollen. Alle Polizeizonen des Landes sollen dafür Abteilungen in die Hauptstadt schicken.
Kommentierend meint Het Laatste Nieuws zu Trump: Er ist der Präsident der USA und trotzdem weigert sich Europa, ihn ernst zu nehmen. Das wird sich auch morgen nicht ändern. Gerne kritisieren Europäer das lose Mundwerk von Trump. Und jetzt gerade bei seiner Nahostreise auch seine politischen Kehrtwenden: Saudis, die plötzlich Freunde sind.
Doch haben wir damit recht? Wir machen es doch genauso. Wie lange ist es her, dass ein belgischer oder europäischer Politiker nach Saudi-Arabien gereist ist und dort eine flammende Rede zur Verteidigung der Menschenrechte gehalten hat? Gab es das überhaupt schon mal?
Wir kritisieren Trump für seine milliardenschweren Waffendeals mit den Saudis. Doch auch wir, allen voran die Wallonie, verkaufen fleißig Kriegsgerät an die Scheichs. Und der Iran hat nun mal eins der abscheulichsten Regime der Welt, auch wenn jetzt ein Reformer wieder zum Präsidenten gewählt wurde.
Wir sollten achtgeben, nicht zu scheinheilig zu sein in Bezug auf Trump. Auch für uns gilt das, was Bertolt Brecht wie folgt ausgedrückt hat: "Erst das Fressen, dann die Moral". Wer sind wir, dass wir Trump Lehren erteilen wollen?, fragt sich Het Laatste Nieuws.
Die "traurigen Helden unserer Zeit" und die verschlossenen Türen
La Dernière Heure macht sich Gedanken zu den gewaltbereiten linken Gegendemonstranten, die zum NATO-Gipfel in Brüssel erwartet werden und fragt: Wer sind diese jungen Menschen voller Hass auf die führenden Politiker dieser Welt? Leben sie bei Mama und Papa? Oder bekommen sie Sozialhilfe von genau dem Staat, den sie so verachten?
Gehen sie im Alltag normalen Berufen nach und sind nur in ihrer Freizeit Rebellen? Geld scheinen sie zumindest zu haben, um quer durch die Welt zu reisen und die mächtigen Menschen der Erde überall, wo diese auftauchen, mit ihrem Protest zu stören. Sie sind die traurigen Helden unserer Zeit, glaubt La Dernière Heure.
L'Avenir fragt sich: Was machen eigentlich Staatschefs, wenn sie sich hinter verschlossenen Türen unter vier Augen treffen? Wie gehen sie miteinander um, vor allem, wenn sie sich zuvor in der Öffentlichkeit schmutzige Dinge an den Kopf geworfen haben?
Nächsten Montag wird wieder so eine Situation sein, wenn Emmanuel Macron Wladimir Putin in Paris zu Gast hat. Solange diese Treffen hinter verschlossenen Türen stattfinden, werden wir keine Antwort kriegen, stellt L'Avenir fest.
Sparen und sich um Bürger mit Migrationshintergrund kümmern
Het Belang van Limburg kommt auf die Empfehlungen der EU-Kommission an Belgien zurück und schreibt: Die wichtigste Botschaft war, dass Belgien weiter sparen muss. Zusätzlich 0,3 Prozent von unserem Bruttoinlandsprodukt. Damit ist klar: Im Sommer werden Haushaltsberatungen die Föderalpolitik bestimmen, glaubt Het Belang van Limburg.
Het Nieuwsblad schreibt zur Kommission: Aufhorchen ließ gestern auch eine zweite Mahnung. Nämlich, dass Belgien sich mehr um seine Bürger mit Migrationshintergrund kümmern soll. Das sagt die Kommission nicht, weil sie plötzlich zu einem Wohltätigkeitsverein geworden ist. Vielmehr fürchtet sie, dass andernfalls der belgischen Wirtschaft zu viele qualifizierte Arbeitskräfte fehlen könnten.
Ganz unrecht hat die Kommission damit nicht. Interessant nur zu sehen, dass man in Belgien das Problem überhaupt nicht erkannt hat. Hier tut man nichts für mehr Integration. Im Gegenteil: Sowohl bei der Arbeitsmarkt- als auch der Bildungspolitik wird das Thema ausgeblendet. Und Politiker übertreffen sich dabei, Moslems so schlecht wie möglich zu machen, konstatiert Het Nieuwsblad.
Griechenland und die "Politische Erneuerung"
Die Wirtschaftszeitung L'Echo beschäftigt sich mit Griechenland und meint: Das Einzige, was dem Land wirklich helfen wird, ist ein Schuldenschnitt. Denn die Staatsschuld ist einfach zu enorm, als dass irgendwelche Sparmaßnahmen und Reformen dagegen ankämen.
Sieben Jahre leiden die Griechen schon unter den von Europa auferlegten Sparmaßnahmen. Zwar zeigen diese Anstrengungen durchaus Erfolg. Aber aufgrund der Altlasten reicht das eben nicht. Die Staaten hatten sich bei der Gründung Europas vorgenommen, solidarisch miteinander zu sein. Es wird dringend Zeit, sich wieder daran zu erinnern, fordert L'Echo.
Le Soir meint zur Arbeitsgruppe "Politische Erneuerung", die heute wieder in der Kammer tagt: Diese Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die politische Verwaltung zu verbessern. Heute stehen die Ministerkabinette auf dem Programm. Für sie gibt es bislang wenige Regeln. Vieles läuft in Grauzonen ab.
Von außen versteht niemand, wer dort wie, was und wann macht. Das Ziel muss sein, hier Klarheit zu schaffen. Der Bürger muss verstehen, wie die Kabinette funktionieren, die eine wichtige Beratungsfunktion für die Minister haben. Ansonsten droht die Politikverdrossenheit noch weiter zuzunehmen, ist Le Soir überzeugt.
kw - Bild: Ronen Zyulun (afp)