"Rettung der Banken ist für belgischen Staat ein Minusgeschäft", titelt De Standaard. Die Zeitung nimmt den Verkauf von Anteilen an der Bank BNP Paribas durch den Föderalstaat zum Anlass, eine Rechnung aufzustellen, inwieweit sich die Bankenrettung für den belgischen Staat bezahlt gemacht hat. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nur die Rettung der KBC-Bank hat sich finanziell gelohnt. Die Aktien der Bank sind heute fast doppelt so viel Wert wie während der Bankenkrise.
Keine Sperrminorität mehr
Auch Le Soir berichtet über diese Zahlen und kommentiert zum Verkauf der Anteile von BNP Paribas: Die PS hat gestern der Regierung vorgeworfen, durch den Verkauf den Einfluss auf die Bank zu schmälern. Das ist zwar in gewisser Weise richtig, aber auch ein bisschen heuchlerisch. Denn wirklichen Einfluss hatte Belgien nur zu der Zeit, als der Staat 25 % Anteile an BNP Paribas hielt, weil 25 Prozent eine Sperrminorität bedeuten. Sprich: Man kann Entscheidungen der Privatanleger in Frankreich aufgrund belgischer Staatsinteressen verhindern. 2013 waren es die Sozialisten, die auch Geld benötigten für ihren Haushalt und erste Anteile von BNP Paribas verkauften, so dass die Sperrminorität weggefallen ist. Der belgische Anteil an der Bank ist gleichsam nur noch symbolisch. Es ist eine Frage der Zeit, wann auch die restlichen 7,8 Prozent Anteile in Geld umgemünzt werden, glaubt Le Soir.
Zum gleichen Thema führt Het Nieuwsblad aus: Die zwei Milliarden Euro, die der Staat durch den Verkauf der Anteile gewonnen hat, tun gut. Ein Teil davon wird in die Tilgung von Schulden gesteckt, ein anderer Teil soll einen Investitionspakt stärken, den Premierminister Michel gerne auf den Weg bringen möchte. 30 Milliarden Euro bis 2030 – ein ambitionierter Plan. Um ihn erfolgreich zu machen, muss der Investitionsplan innovativ sein, mahnt Het Nieuwsblad.
Le Pen schon in Oppositionsrolle
Mehrere Zeitungen kommen auf das Fernsehduell zwischen den französischen Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron zurück. L'Avenir analysiert den Auftritt der Chefin des Front National und schreibt: Le Pen hat sich wie eine Oppositionspolitikerin verhalten. Statt selbst ausführlich ihr eigenes Programm den Wählern anzupreisen, hat sie Macron ständig attackiert. Man bekam fast den Eindruck, dass sich Le Pen mit ihrer Niederlage am Sonntag bereits abgefunden hat.
Jetzt geht es ihr darum, sich als die einzig wahre Oppositionspolitikerin in Stellung zu bringen für die Parlamentswahl im Juni. Und auch für die Präsidentschaftswahl 2022. Denn heute sagt sie: Was Macron machen will, finden die meisten anderen Politiker auch gut. Denn sie unterstützen ihn ja. Doch wenn diese Politik scheitert - und sie wird scheitern - dann bin ich die einzige Alternative, zitiert sie L'Avenir.
Het Laatste Nieuws meint: Le Pen ist wie ein Wolf in Schafspelz. Sie gibt sich als Schutzpatronin des kleinen Mannes, wirbt für seine Sympathien, verspricht ihm wieder ein gemütliches Leben mit lokalem Supermarkt in seinem Dorf. Dabei schreckt sie nicht vor Unwahrheiten und Lügen zurück.
Und ihr Gegenspieler Emmanuel Macron? Der kommt rüber wie der Sieger einer Castingshow, gutaussehend und aalglatt. Ein kühler Banker, gerade mal 39 Jahre, fasziniert von einer 25 Jahre älteren Frau. Nicht wirklich männlich, denken die Opas auf dem Land. Doch vielleicht wird ja doch noch alles gut am Sonntag, mit einem Sieg von Macron, hofft Het Laatste Nieuws.
Dem schließt sich De Morgen an, verweist aber auf die Unsicherheit des Wahlausgangs: Trotz aller Umfragewerte wissen wir nicht, was für ein Ergebnis die Wahl am Sonntag bringen wird. Dafür gibt es zu viele unbekannte Faktoren. Zum Beispiel: Wie viele enttäuschte Wähler bleiben zu Hause? Was machen die traditionell konservativen Wähler, was die Linksradikalen? Wir wissen es einfach nicht, konstatiert De Morgen.
Kurzzeitgedächtnis von Belfius
La Dernière Heure kommt auf die Ankündigung von Belfius zurück, sich um das Hauptsponsoring der Roten Teufel ab 2018 zu bemühen. Das Blatt kommentiert: Belfius begründet das mit eine Art Belgitude. Die Roten Teufel in der Hand des niederländischen Hauptsponsors ING zu belassen, sei aus belgischer Sicht nicht zu akzeptieren. Das kann man so sehen, doch dann müsste sich Belfius an die eigene Nase packen.
Denn es war die eigene Vorgängerbank von Belfius, Dexia, die die Fußballnationalmannschaft 2006 als Hauptsponsor hatte fallen lassen. Erst dadurch wurde die Übernahme der Roten Teufel durch zunächst Citibank und dann die Niederländer von ING möglich, erinnert La Dernière Heure.
Facebook – wie im Zweiten Weltkrieg
Die Wirtschaftszeitung L'Écho beschäftigt sich mit Facebook und schreibt: Jetzt haben schon zwei Milliarden Menschen ein Facebook-Konto und jeder Nutzer verbringt durchschnittlich 50 Minuten auf der Plattform. Dank der Funktionsweise von Facebook wird er dort mit den Informationen versorgt, die zu ihm passen. Die rund 18.000 Beschäftigten von Facebook bestimmen damit quasi über die Welt, in der sich der Facebook-Nutzer bewegt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es bislang nicht mehr wieder eine so geringe Zahl von Individuen gegeben, die eine so große Zahl von Menschen kontrolliert hat. Der Vergleich ist zwar heftig, aber vielleicht regt er ja die zwei Milliarden Facebook-Nutzer zum Nachdenken an, hofft L'Écho.
KW - Foto: Vicoria Dossart (belga)