"Terror trifft nun auch Schweden", titelt Gazet van Antwerpen. "LKW fährt in Fußgänger: Vier Tote, zwölf Verletzte", heißt es bei Het Belang van Limburg. "Nizza, Berlin, London und jetzt Stockholm: Ein verrückter LKW verbreitet Tod", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins.
Viele Zeitungen berichten schon auf ihren Titelseiten über den mutmaßlichen Terroranschlag gestern Nachmittag in Stockholm. Ein LKW war wahrscheinlich absichtlich in einer Einkaufsstraße über Menschen gefahren. Es sei nicht verwunderlich, dass auch in Schweden jetzt ein solcher Anschlag passiert, meint dazu De Morgen. In Schweden habe es schon lange rumort.
US-Vergeltungsschlag gegen Assad über- rascht alle
Ihre Kommentare widmen die Zeitungen allerdings fast ausschließlich dem Konflikt in Syrien. Als Vergeltung für den Einsatz von Giftgas hatte US-Präsident Donald Trump eine Militärbasis der syrischen Armee durch Tomahawk-Marschflugkörper zerstören lassen.
Von La Dernière Heure gibt es dafür Applaus: Man hat das Gefühl, dass das die richtige Antwort war. Die Antwort, auf die man solange gewartet hatte seitens der internationalen Gemeinschaft, die so zögerlich ist beim Einsatz von Gewalt. Auch dann, wenn sie nötig ist. Mit Sicherheit ist es beunruhigend, dass Trump wahrscheinlich vor allem emotional reagiert hat, nachdem er die Kinder als Opfer des Giftgaseinsatzes gesehen hatte. Aber es zeigt der von Ex-Präsident Bush so betitelten "Achse des Bösen", dass sie einen entschlossenen Gegner hat. Mal sehen, ob Iran und Nordkorea die Botschaft verstehen, so La Dernière Heure.
Auch die Wirtschaftszeitung L'Echo begrüßt den Militärschlag. Egal, was man von Trump hält - seine Entscheidung hat den Verdienst, dass sie Bewegung in die Sache bringt. Im syrischen Bürgerkrieg ist alles viel zu lang zu statisch geblieben, die leidenden Menschen wurden sich selbst überlassen. Jetzt ist ein neues Kapitel in Syrien aufgeschlagen worden. Zwar ist es noch zu früh, zu sagen, welche Konsequenzen der Militärschlag haben wird, aber es ist gut, dass Trump ihn angeordnet hat, ist sich L'Echo sicher.
Le Soir sieht das anders und schreibt: Wird dieser Militärschlag irgendetwas ändern in Syrien? Nein. Die meisten Experten sind sich darin einig, dass Trumps Reaktion emotional bedingt war und er keine Strategie für Syrien hat, so Le Soir.
La Libre Belgique findet das bedenklich: Die Wucht und Schnelligkeit von Trumps Reaktion haben alle überrascht. Man fühlt sich ein bisschen an Ronald Reagan erinnert: Der hatte 1986 Libyen bombardiert, nachdem es zuvor einen Anschlag libyscher Agenten auf eine Diskothek in Berlin gegeben hatte. Unterschied zu Trump: Reagan hatte sich zehn Tage Zeit gelassen. Trump hat quasi sofort reagiert, unter dem Eindruck herzzerreißender Bilder, die tote und leidende Kinder in Syrien zeigten. Es ist beunruhigend, zu beobachten, wie stark die Gefühle den mächtigen US-Präsidenten leiten, stellt La Libre Belgique fest.
L'Avenir glaubt nicht, dass sich jetzt etwas ändern wird in Syrien, und führt aus: Trump wird sein Manöver von letzter Nacht nicht wiederholen. Dafür ist die Situation zu festgefahren in Syrien. Solange Syriens Präsident Assad von Moskau unterstützt wird, darf man auf keine große Veränderung hoffen. Drei Monate nach seiner Amtseinführung wollte Trump sich wohl mal auf internationaler Bühne zeigen. Mehr war das nicht. Mögliche Fortschritte in Syrien wird es nur geben können, wenn es endlich einen gemeinsamen politischen Willen auf internationaler Ebene dazu gibt und die Spaltung des UN-Sicherheitsrats in zwei Lager überwunden wird, so L'Avenir.
Was nun, Präsident Trump?
De Standaard fragt sich: Was bedeutet der gestrige Tag für Trump? Es ist wohl das erste Mal, dass er für eine Aktion von so vielen verschiedenen Seiten so viel Zuspruch erhalten hat. Und dass andererseits diejenigen, die ihn bisher gelobt haben - zum Beispiel Marine Le Pen und Nigel Farage - enttäuscht über ihn waren. Trump hat sein Dogma "America First" verlassen und sich der Welt zugewandt. Wie wird der Applaus, den er jetzt dafür erntet, Trump verändern? Hat ihn damit das System nur hundert Tage nach seiner Amtseinführung eingeholt? Oder bleibt die Macht in der einzigen Supermacht der Welt in den Händen eines gewieften Taktikers, der seine Politik nur danach ausrichtet, was ihm persönlich nützt?, fragt sich De Standaard.
Was nun, Präsident Trump?, fragt auch De Morgen und führt aus: Dass dieser Militärschlag nichts Wesentliches in Syrien ändern wird, zeigt das Schweigen von Russlands Präsident Putin. Er weiß, dass weitere Militärschläge von Trump nicht ohne weiteres möglich sind. Der US-Präsident müsste, wenn es ihm wirklich um die Sache ginge, jetzt diplomatische Schritte einleiten. Er müsste sich mit Russland, der EU und auch China an einen Tisch setzen, um Lösungen für Syrien zu finden. Tut er das nicht, ist es ein deutliches Zeichen dafür, dass er den Militärschlag nur zu seinem eigenen, persönlichen Vorteil ausgeführt hat, so De Morgen.
"Mach es noch einmal, Tom!"
Viele Zeitungen verabschieden schon heute den belgischen Radprofi Tom Boonen, teilweise mit Sonderbeilagen, aus seiner aktiven Karriere. Am Sonntag wird der Flame sein letztes Rennen fahren, den Klassiker Paris-Roubaix. Danach macht Boonen nach 15 Profijahren Schluss. "Mach es noch einmal, Tom!", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Und natürlich wünscht die Zeitung damit Boonen am Sonntag den Sieg. Es wäre Boonens fünfter Triumph beim Kopfstein-Klassiker Paris-Roubaix.
KW -Foto: Jonathan Nackstrand/AFP