"Putin unterstützt weiter Assad, auch nach dem Giftgasangriff", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Assad kommt mal wieder davon", titelt Het Nieuwsblad.
Viele Zeitungen blicken schockiert nach Syrien. Am Dienstag gab es einen Giftgasangriff auf ein Dorf im Nordwesten Syriens. Dabei wurden mindestens 86 Menschen getötet, Dutzende weitere wurden verletzt. Einige Zeitungen veröffentlichen heute schreckliche Fotos: De Standaard etwa zeigt ein Bild, auf dem übereinandergestapelte Kinderleichen zu sehen sind. Besonders schockiert der leere Gesichtsausdruck der Opfer. Allgemein wird das Regime von Baschar al-Assad für die Attacke verantwortlich gemacht. Allein Damaskus und auch das verbündete Russland sehen das anders.
Gestern hat der UN-Sicherheitsrat im Rahmen einer Sondersitzung über mögliche Konsequenzen beraten. Dabei "schlug die US-Botschafterin mit der Faust auf den Tisch", wie es Le Soir auf Seite eins formuliert. Sie zeigte unter anderem großformatige Fotos von toten Kindern. "Wie viele Kinder müssen noch sterben, ehe Russland handelt?", sagte Nikki Haley und warnte dabei, dass ihr Land die Dinge jetzt selbst in die Hand nehmen könnte. "Die USA drohen mit einem Alleingang in Syrien", notiert denn auch sinngemäß La Libre Belgique auf Seite eins.
"And the winner is: Assad", meint sarkastisch Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Die Sitzung des UN-Sicherheitsrats hat erwartungsgemäß nichts ergeben. Die Russen lieferten eine hanebüchene Erklärung, wonach eine Bombe ein Chemiewaffenlabor von Terroristen getroffen habe. Das glauben die doch selber nicht! So wie es aussieht, kommt Assad also einmal mehr ungeschoren davon, nachdem er ja schon 2013 großflächig Giftgas gegen sein Volk eingesetzt hatte.
Wenn die Weltgemeinschaft hier nicht endlich reagiert, dann wird der Einsatz dieser barbarischen Waffe am Ende fast schon salonfähig, in dem Sinne, dass sich auch andere Diktatoren ermutigt sehen können, Giftgas einzusetzen.
Assad und auch sein russischer Verbündeter haben längst verstanden, dass sie von der internationalen Gemeinschaft nichts zu befürchten haben, meint auch La Libre Belgique. Die UNO wird durch das russische Veto gelähmt. Die amerikanische Drohung eines Alleingangs, das ist allerdings auch ein gefährliches Spiel. Damit bekäme die UNO ihre Ohnmacht noch einmal schriftlich.
Die Handlungsunfähigkeit der Weltgemeinschaft ist unerträglich, beklagt auch L'Avenir. Auch die harten Worte der US-Botschafterin sind bis auf weiteres nicht mehr als eine leere Drohung. Dabei muss man festhalten: Ein rein militärisches Eingreifen wird keinen Frieden bringen. Allenfalls bleiben dadurch die Tyrannen noch länger an der Macht und können weiter Kinder massakrieren.
Licht am Ende des S-Bahn-Tunnels
"Der RER sieht das Ende des Tunnels", schreibt derweil L'Avenir auf Seite eins. Transportminister François Bellot hat jedenfalls angekündigt, dass die noch notwendigen Gelder jetzt zur Verfügung stehen, damit die Brüsseler S-Bahn auch fertiggebaut werden kann. Und doch hält Le Soir eine andere Information fest: "Der RER wird noch mindestens zehn Jahre brauchen. Dann sind wir also im Jahr 2027."
Stichtag war ursprünglich 2012, stichelt L'Echo in seinem Leitartikel. Aber immerhin tut sich etwas. Einen Moment lang konnte es so aussehen, als würde zumindest der südliche Arm der Brüsseler S-Bahn nie fertiggestellt werden. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Transportminister François Bellot im vorliegenden Fall den eigentlich geltenden 60-40-Verteilerschlüssel aufgebrochen hat. Begründung: Der RER kommt allen Regionen gleichermaßen zugute. Man muss sich auch schon mal von der gemeinschaftspolitischen Zwangsjacke befreien können.
Schritttempo in der grünen Steuerpolitik
"Die belgischen Steuern sind die 'am wenigsten grünen' Europas", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. Heißt also: Nirgendwo in Europa gibt es weniger Steuern, die gezielt zu einem umweltfreundlichen Verhalten ermuntern. Dazu passt auch die hierzulande praktizierte Förderung von Firmenwagen. Die Regierung arbeitet gerade an einer Reform des Systems. Konkret: Dem Arbeitnehmer soll eine Art Mobilitätsbudget zur Verfügung gestellt werden, das er dann wahlweise einsetzen kann. Sei es für einen Firmenwagen oder für ein Zug-Abo.
Den eventuellen Überschuss könnte man dann ausbezahlt bekommen. Dieser Lohnbonus müsste dann aber regulär versteuert werden. Die Sozialpartner sind sich hier weitgehend einig, notiert Het Belang van Limburg. Im Gegensatz zur Föderalregierung, wo schon wieder Streit droht. Die liberale OpenVLD etwa besteht darauf, dass man jeglichen Lohnaufschlag netto ausbezahlt.
Paradoxe Situation, meint auch Het Laatste Nieuws. Jetzt stehen Arbeitgeber und Gewerkschaften schon geschlossener da als die Koalition. Die OpenVLD bleibt bei ihrem Dogma "Cash for cars", Bares für Autos. Im Umkehrschluss heißt das: fröhlich im Stau. Fazit: Mit ehrgeizigen Steuerreformen läuft es in diesem Land wie im Berufsverkehr: im Schritttempo.
De Standaard kommentiert den allgemeinen Mangel an effizienter grüner Steuerpolitik. Ist das die Schuld von versagenden Politikern? Oder müssen wir uns da nicht auch an die eigene Nase fassen? In einer Demokratie hat der Wähler das letzte Wort. Was nicht heißt, dass Politiker nicht von Zeit zu Zeit auch mal ihre Verantwortung übernehmen müssen. Wenn sie das nicht tun, dann, weil sie Angst davor haben, an der Wahlurne abgestraft zu werden. Ergo: Wir müssen unseren Politikern signalisieren, dass wir die Herausforderungen der heutigen Zeit erkannt haben.
Teurere Koffer und flämische Flughafensicherheitsroboter
"Einen Koffer mit ins Flugzeug zu nehmen, wird 21 Prozent teurer", so die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. 21 Prozent, das ist ein Durchschnittswert. Es ist so, dass viele Fluggesellschaften jetzt höhere Kosten berechnen, wenn man seinen Koffer aufgibt. 30 bis 40 Euro für einen Koffer von 20 Kilo, damit muss man wohl rechnen. Bis vor Kurzem war das bei vielen Airlines noch gratis.
Apropos Luftfahrt: "Bald werden belgische Roboter Flughäfen schützen", schreibt La Dernière Heure. Ein flämisches Unternehmen arbeitet an einem Roboter, der die Polizisten an Flughäfen unterstützen soll. Die Maschine soll zum Beispiel die Flugtickets checken.
RoP - Foto: Sameer Al-Doumy (afp)