"Philippe, König von Flandern", titeln Le Soir und La Dernière Heure. "König Philippe herrscht über Flandern", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Der flämische Meister", schreibt De Standaard auf Seite eins. Ausnahmslos alle Zeitungen haben heute erstmal nur Augen für Philippe Gilbert. Der 34-jährige Radprofi aus Remouchamps hat gestern zum ersten Mal in seiner langen Karriere die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Viele Zeitungen bringen dasselbe Foto auf Seite eins: Gilbert, der im Trikot des belgischen Meisters sein Rad über die Ziellinie trägt.
"König Philippe von Flandern"
Viele Blätter heben vor allem die Art und Weise hervor, wie Gilbert den wohl schönsten Sieg seiner Laufbahn eingefahren hat. "Gilbert triumphiert nach einem beeindruckenden Solo", schreibt etwa Het Belang van Limburg. 55 Kilometer vor dem Ziel war er alleine ausgerissen und absolvierte den Rest des Parcours im Alleingang. "Als ich angriff, dachte ich, ich muss verrückt sein", sagt Gilbert auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. L'Avenir spricht denn auch von einem "heldenhaften Sieg".
Irgendwie pikant ist dabei, dass der Sieger der Flandernrundfahrt ausgerechnet ein Wallone ist, der zudem amtierender belgischer Meister ist, er ist sozusagen eine fahrende belgische Fahne. "Belgiens Bester triumphiert bei Flanderns Schönster", schreibt denn auch De Morgen. Gazet van Antwerpen bringt es auf den Punkt und nennt Gilbert "den belgischen Löwen von Flandern".
Dass gerade ein Wallone die Flandernrundfahrt gewonnen hat, dürfte bei so manchem flämischen Minister einen faden Beigeschmack hinterlassen haben, meint L'Avenir in seinem Leitartikel. Das letzte Mal liegt immerhin 30 Jahre zurück, als Claudy Criquielion 1987 die "Ronde" gewann.
Dabei ist Philippe Gilbert eigentlich ein Musterprofi, perfekt integriert in seinem flämischen Team. Für viele Fans war seine Herkunft gestern jedenfalls mindestens zweitrangig.
Die 101. Auflage der Flandernrundfahrt wurde übrigens erstmals in Antwerpen gestartet. "Und es war ein tolles Fest", meint Gazet van Antwerpen. 70.000 Besucher, ein absolutes Mega-Event, perfekt organisiert. Die 400.000 Euro, die die Stadt bezahlt hat, um Startort der Ronde zu werden, haben sich jetzt schon ausgezahlt.
Belgiens F-16 unter Verdacht
Daneben beherrscht eine bange Frage die heutigen Schlagzeilen: "Haben unsere F 16 im Irak Zivilisten getötet?", steht etwa auf Seite eins von La Dernière Heure. "Verdacht gegen die belgischen F-16 nach einem Bombenangriff im Irak", schreibt auch La Libre Belgique.
Fakt ist: Es hat am 17. März einen fatalen Bombenangriff auf die nordirakische Stadt Mossul gegeben. Dabei kamen mindestens 200 Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten. Und seit Tagen kursieren Mutmaßungen, wonach belgische Kampfjets an der Attacke beteiligt waren. Die Armee und auch das Verteidigungsministerium schweigen. Die Opposition verlangt ihrerseits nachdrücklich Aufklärung und fordert die Einberufung des zuständigen Parlamentsausschusses.
Die Armee macht ihrem Beinamen nochmal alle Ehre, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Nicht umsonst nennt man sie "die grande muette - die große Schweigsame". Diese Haltung ist nicht mehr zeitgemäß. Die Streitkräfte begründen ihre Funkstille damit, dass sie die Sicherheit der Soldaten gewährleisten wollen. Durch ihr Schweigen öffnen sie aber Tür und Tor für Spekulationen aller Art. Spätestens jetzt, im Zeitalter der fake news, muss die Armee ihre Kommunikationsstrategie überdenken.
La Dernière Heure sieht das genauso. Hier geht es auch um Glaubwürdigkeit. Die Verteidigungsminister dieses Landes dürfen sich nicht mehr darauf beschränken, die Qualitäten ihrer Luftstreitkräfte regelmäßig und reflexartig in den Himmel zu loben. Heute ist vielmehr Transparenz vonnöten.
"Hauptsache Schwarze Null"
"Die Regierung braucht noch mehr als fünf Milliarden Euro, um im kommenden Jahr – wie geplant – ein Haushaltsgleichgewicht zu erzielen", bemerkt derweil De Standaard. Zu dieser Einschätzung kommt der hohe Finanzrat. Fünf Milliarden Euro, und das innerhalb von anderthalb Jahr, das wäre ein Kraftakt.
Vor allem MR und CD&V hätten denn auch nichts dagegen, die Schwarze Null erst ein Jahr später, 2019, zu erreichen. N-VA und OpenVLD würden damit aber ihre Wahlkampfversprechen brechen. La Libre Belgique resümiert: "Der Haushaltsfahrplan könnte die Regierung Michel spalten".
Ob nun 2018 oder 2019, Hauptsache, wir erreichen die Schwarze Null, meint Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Hier sind allerdings ernste Zweifel erlaubt. Im nächsten Jahr stehen schon die Kommunalwahlen an, 2019 ist dann sogar ein Superwahljahr. Da ist es eher unwahrscheinlich, dass die Koalition den Bürgern jetzt noch einmal eine Rosskur verordnet. Das Haushaltsgleichgewicht am Ende nicht zu erreichen, das wäre aber eine verpasste Chance.
Von spionierenden Geistlichen und umstrittenen Juristen
"Türkische Imame haben doch spioniert", so die Aufmachergeschichte von De Morgen. Das Blatt greift eine Info der Zeitung Le Soir vom vergangenen Samstag auf. Demnach habe die Regierung in Ankara türkische Imame in 38 Ländern dazu angehalten, mögliche Sympathisanten der Gülen-Bewegung zu überwachen. Die flämische Ministerin Liesbeth Homans fordert jetzt nachdrücklich Aufklärung. Von der Föderalregierung gab es bislang keine Reaktion.
"Unia entlässt Lamrabet nach umstrittener Burka-Aussage", so die Schlagzeile auf Seite eins von De Standaard. Rachida Lamrabet war Juristin beim Zentrum für Chancengleichheit. Sie hatte unter anderem das in Belgien geltende Burka-Verbot kritisiert. Damit geriet sie selbst ins Fadenkreuz der zuständigen Staatssekretärin Zuhal Demir. Unia hat sich jetzt also von der Juristin getrennt, angeblich wegen eines "allgemeinen Vertrauensbruchs".
April, April?
Kuriose Geschichte schließlich noch in Het Belang van Limburg. Drei bewaffnete Männer wollten am Samstag ein Café in Houthalen-Helchteren überfallen. Die Kunden glaubten aber an einem Aprilscherz und gingen nicht auf die Forderung der Räuber ein. Aufgrund der unerwarteten Reaktion ergriffen die Täter am Ende ohne Beute die Flucht.
Roger Pint - Foto: Dirk Waem/BELGA