"Die Wallonie übernimmt das Werksgelände von Caterpillar für symbolische 1 Euro", titeln Le Soir und L'Echo. "Caterpillar ebnet den Weg für einen industriellen Neustart in Charleroi", so die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette hatte gestern eine gute Neuigkeit zu vermelden: Der US-Baumaschinenhersteller überlässt der Region sein Werksgelände in Gosselies - und das noch dazu umsonst. Vor sechs Monaten hatte Caterpillar die vollständige Schließung der Niederlassung angekündigt. Dadurch gehen rund 2.100 Arbeitsplätze unmittelbar verloren.
Zudem war die Gefahr groß, dass sich der Konzern weigert, das Gelände nebst Infrastruktur zu verkaufen. Dadurch wäre eine neue Industriebrache entstanden. Für diesen Fall hatte die Wallonische Region sogar mit Enteignung gedroht. Jetzt haben sich beide Seiten also einigen können.
Es geht also doch, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Eigentlich heißt es doch immer, dass die Politik multinationalen Unternehmen machtlos gegenübersteht. Die Regierung in Namur hat das Gegenteil bewiesen. Jetzt jedenfalls eröffnen sich neue Perspektiven für den Raum Charleroi, jetzt kann ein Investor auf dem Gelände einen Neustart wagen. Den muss man allerdings noch finden. In Gosselies gibt es in jedem Fall einen Hoffnungsschimmer.
Wirbel um wallonische Waffen
Apropos wallonische Industrie: Einige Zeitungen kommen heute noch einmal zurück auf den Vorstoß des föderalen Ministers für Entwicklungszusammenarbeit, Alexander De Croo. Der hatte am Wochenende ein vorläufiges Ausfuhrverbot für belgische Waffen nach Saudi-Arabien gefordert. Ausdrücklich richtete sich der Appell an die Wallonische Region und insbesondere die Lütticher Waffenschmiede FN.
Prinzipiell hat Alexander De Croo natürlich Recht, bemerkt Le Soir in seinem Kommentar. Und doch verhält sich der OpenVLD-Vizepremier scheinheilig. Erstens: Hätte er seinen Aufruf auch gestartet, wenn er damit den vitalen Interessen eines flämischen Unternehmens geschadet hätte?
Und zweitens: Wenn der Herr De Croo wirklich ein solches Problem mit Saudi-Arabien hat, warum stößt er dann keine Grundsatzdebatte an? Ist die Golfmonarchie nun Freund oder Feind? Macht man Geschäfte mit Saudi-Arabien oder lässt man es sein? Das wäre jedenfalls konstruktiver, als den Wallonen hier öffentlich Moralpredigten zu halten.
L'Echo plädiert in diesem Zusammenhang für ein gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene. Man muss doch feststellen, dass im vorliegenden Fall FN den geltenden europäischen Rechtsrahmen respektiert. Welche Wirkung hätte denn ein wallonischer Alleingang? Wirklich effizient wäre nur ein europäisches Waffenembargo. Der einseitige Vorstoß von Alexander De Croo bringt uns keinen Schritt vorwärts.
Der Fall "Van Gool" - Schummler oder Spitzenarzt
In Flandern sorgt derweil der Skandal um den bekannten Krebsarzt Stefaan Van Gool für Diskussionsstoff. Es war die Zeitung De Standaard, die den "Fall Van Gool" gestern aufgedeckt hat. Demnach soll der Mediziner Forschungsergebnisse geschönt haben, um zu beweisen, dass seine Krebstherapie wirklich effizient war. Insofern soll er seinen Patienten Heilungsaussichten vorgegaukelt haben, die so nicht der Realität entsprachen.
Trotz der zweifelhaften Forschungsdaten "gönnte die Uni Löwen dem Arzt aber einen sanften Abgang", wie es De Standaard formuliert. KUL-Rektor Rik Torfs sorgte dafür, dass um die Trennung von Van Gool kein Aufhebens gemacht und ihm auch eine Übergangszeit eingeräumt wurde. Van Gool arbeitet inzwischen in einer Kölner Privatklinik.
"Patienten und Experten streiten über den Onkologen", notiert aber Gazet van Antwerpen. "Wir verdanken diesem Mann unser Leben", sagen Betroffene in der Zeitung. "Der Beweis, dass der Mann ein Spitzenarzt ist, spielt hier fröhlich im Garten", sagt ein Vater in Het Laatste Nieuws. Seine Tochter, die schwer an Krebs erkrankt war und bei Van Gool in Behandlung war, ist jedenfalls wieder kerngesund.
Gazet van Antwerpen fordert eine eingehende Untersuchung des Falls. Wenn er wirklich geschummelt und auf der Grundlage geschönter Daten auch noch Geld verdient hat, dann muss der Mann bestraft werden. Wenn er unschuldig ist, wenn es nur Nachlässigkeit war, gut, dann wissen die Patienten auch, was Sache ist. Gerade Krebspatienten, die um ihr Leben kämpfen, müssen sicher sein können, dass die angewandten Therapien effizient sind und die Ärzte wirklich nur ihr Bestes wollen.
Alter frisst Vermögen auf und Biber in Gefahr
"Wer älter als 80 ist, der hinterlässt weniger Vermögen", so derweil die Aufmachergeschichte von De Standaard. Eine Statistik über Erbschaften in Flandern enthüllt, dass das Vermögen von Menschen ab 80 spürbar abnimmt. Grund sind unter anderem anfallende Kosten für Betreuung und Pflege.
Diese Entwicklung ist bedenklich, meint die Zeitung in ihrem Kommentar. Die Beobachtung lässt gleich zwei Schlussfolgerungen zu. Erstens: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder irgendwann finanziell für ihre Eltern aufkommen müssen, steigt. Und zweitens, damit verbunden: Kinder werden weniger erben. Gesellschaftlich kann das dramatische Folgen haben. Grob zusammengefasst: Wenn junge Menschen weniger Geld haben, dann können sie auch weniger ausgeben, mit spürbaren Folgen für die Steuereinkünfte und die Preisentwicklung.
Viele Zeitungen greifen heute schließlich noch eine ganz andere Geschichte auf. Gestern meldete L'Avenir, dass einer Biber-Familie Tod oder Zwangsumsiedlung drohten. Das Problem: Die Nager stellten eine Gefahr für eine Fahrattraktion im Freizeitpark Walibi dar. Konkret: Man befürchtete, dass angeknabberte Bäume auf eine Achterbahn fallen könnten.
Jetzt ist aber laut L'Avenir und La Dernière Heure ein Happy End in Sicht: "Der Tierpark Pairi Daiza ist bereit, den Bibern Asyl gewähren."
RoP - Foto: Dirk Waem (belga)