"Trotz Skandals: Antwerpener Polizisten machen weiter", titelt Het Laatste Nieuws. "Wir gehen sehr wohl gegen diese Beamten vor", weist der Polizeichef der Hafenmetropole die Vorwürfe gegen ihn in Gazet van Antwerpen zurück.
Antwerpen wird von einem neuen Polizeiskandal erschüttert: In einer WhatsApp-Gruppe, deren Inhalt jetzt bekannt wurde, tauschten 25 Beamte nicht nur Dienstliches, sondern auch sexistische, rassistische und gewaltverherrlichende Nachrichten aus.
Wie Het Laatste Nieuws in Erfahrung bringen konnte, machen die Betroffenen trotz einer internen Untersuchung gegen sie weiter mit ihrem Treiben. So wurde gestern in der Gruppe pornografisches Material getauscht. Innenminister Jan Jambon und Justizminister Koen Geens drohen mit schweren Konsequenzen, sollten sich die Vorwürfe bestätigen.
Gazet van Antwerpen begrüßt das: Es geht hier nicht um ein paar blöde rassistische Sprüche am Stammtisch, sondern um explizite Gewaltverherrlichung. Gerade von Staatsdienern in Uniform, die uns beschützen sollen, sollte man Besseres erwarten.
Het Nieuwsblad wundert sich, dass die zuständige flämische Ministerin Liesbeth Homans - anders als alle anderen Minister - nicht auf die Vorfälle reagiert hat. Die N-VA-Politikerin hat ohnehin schon höchst seltsame Prioritäten, die Bekämpfung von Rassismus gehört aber offensichtlich nicht dazu, bedauert das Blatt.
Die Gefahren von Diskriminierung
Anderes Beispiel für Homans' Untätigkeit auf der Titelseite von De Standaard: Die Stadt Gent testet mit fingierten Bewerbungen, ob Unternehmen Menschen mit Migrationshintergrund in Bewerbungsverfahren diskriminieren. Das Ergebnis: Diese Menschen haben bei gleicher Qualifikation eine 30 Prozent geringere Chance, zu einem Jobinterview eingeladen zu werden. "Flanderns Innenministerin unternimmt nichts dagegen", beklagt Gents sozialistische Schöffin für Chancengleichheit.
Auch die Zeitung meint: Selbst aus rein wirtschaftlicher Sicht sollte man etwas gegen die Diskriminierung von ausländischstämmigen Mitbürgern unternehmen. Erstens kostet jeder Arbeitslose den Staat Geld und zweitens untergraben wir unsere eigene Wirtschaftskraft. Außerdem verstoßen wir diese Menschen so aus unserer Gesellschaft, was zu Frustration, sozialem Abdriften und im schlimmsten Fall zu einer Radikalisierung führen kann.
"Altbekannte linke Reflexe" und "nichts kapiert"
La Dernière Heure regt sich in diesem Zusammenhang über eine Aussage von PS-Kammerfraktionschefin Laurette Onkelinx auf. Die hatte gestern behauptet, dass Polarisierung und Diskriminierung à la N-VA und Theo Francken die Arbeit der islamistischen Hassprediger erleichtern. Führt man diesen Gedanken weiter, so die Zeitung, dann sind wir alle also ein bisschen Schuld daran, dass die Attentäter vor einem Jahr bei uns in Belgien zugeschlagen haben. Das Blatt wirft Onkelinx vor, in altbekannte linke Reflexe zu verfallen, dem Westen die Schuld an Allem zu geben und "nichts kapiert" zu haben.
Brexit, Trumps öffentliche Demontage und TV-Duell in Frankreich
L'Avenir befasst sich mit dem Brexit: Großbritannien wird am 29. März den berüchtigten Artikel 50 auslösen und damit die Austrittsgespräche mit der Europäischen Union starten. Nach Ansicht der Zeitung werden diese Verhandlungen stürmisch verlaufen: für das künftige Verhältnis zwischen London und Brüssel, weil viele Fragen wie die Personenfreizügigkeit und die Rechnung für den Brexit höchst umstritten sind; für die Briten selbst, weil ihnen ihr Königreich um die Ohren fliegen könnte, wenn sich Schotten und Nordiren abspalten; und schließlich für die EU, die nicht so recht weiß, wie es zu 27 weitergehen soll.
Le Soir beschäftigt sich mit den Ermittlungen des FBI gegen US-Präsident Donald Trump: Zum einen geht es um die Abhörvorwürfe von Trump gegen seinen Vorgänger Obama, für die es laut FBI-Chef James Comey keinerlei Belege gibt. Zum anderen um die möglichen Russland-Verbindungen von Trump. Seine ohnehin angeschlagene Glaubwürdigkeit hat einen weiteren schmerzhaften Schlag erhalten. Dieser Präsident, der sich wie ein Kind oder wie in einer Realityshow aufführt und der im Weißen Haus zwanghaft durch die TV-Kanäle zappt, empört sich über die Medien, die ungünstig über ihn berichten.
Er tobt über die "fake news" und macht seinen Stammtischreaktionen über Twitter Luft. Sollten die Ermittlungen des FBI die Verbindungen zum Kreml bestätigen, wird das Trump sein Amt kosten. Und damit jemanden ausschalten, der durch Dummheit und Geltungssucht bereit war, die Weltmacht einem ausländischen Staat zu überlassen. Und der dadurch gezeigt hat, dass er nichts an der Spitze der Supermacht USA zu suchen hat, urteilt Le Soir.
La Libre Belgique kommt auf die erste TV-Debatte zwischen den fünf aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten in Frankreich zurück: Endlich wurde über Inhalte gesprochen – nach diesem bislang skandalgeprägten Wahlkampf. Das Rennen ist noch völlig offen, bemerkt die Zeitung, denn knapp jeder zweite Franzose weiß noch nicht, wo er sein Kreuzchen auf dem Stimmzettel machen wird.
AKn - Foto: Jonas Roosens (belga)