"Der Erfinder des Rock 'n' Rolls ist tot", titeln sowohl Het Nieuwsblad als auch L'Avenir. "Chuck Berry war der König des Rock 'n' Roll", fasst Le Soir zusammen. De Standaard meint: "Ohne Chuck Berry keine Beatles, keine Rolling Stones und kein Bruce Springsteen".
Die Musiklegende ist am Wochenende im Alter von 90 Jahren gestorben. Der schwarze Sänger, Gitarrist und Komponist war in den 1950er und 1960er-Jahren ein Pionier und hat unzählige andere Künstler beeinflusst. Die Musikwelt trauert um den amerikanischen Rockgiganten.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit der Haushaltsnachbesserung der Föderalregierung: Scheinbar mühelos hat die Koalition am Wochenende Anpassungen am Budget vorgenommen. "Es wird keine neuen Steuern geben und auch keine zusätzlichen Einschnitte", erklärte Premierminister Charles Michel. Für die Regierung trägt ihre Politik Früchte: Die Schaffung neuer Jobs bedeutet eine Entspannung der Haushaltslage. Die Opposition spricht hingegen von "budgetärem Hokuspokus".
Auch Het Nieuwsblad ist kritisch: Am Wochenende lief alles wie geschmiert, der Finanzminister hat sich nicht verrechnet und der Haushalt war im Handumdrehen verbessert. Offenbar hat das Kabinett aber vergessen, dass es mit dem Versprechen angetreten war, große Reformen zu unternehmen. Die wirklich heißen Eisen wie die versprochene Senkung der Unternehmensabgaben und eine wie auch immer geartete Reichensteuer schieben die vier Parteien weiter vor sich her. Dabei sollte ihnen doch klar sein, dass die Wahljahre 2018 und 2019 immer näher rücken und es mit jedem Tag schwerer wird, diese Themen anzupacken.
L'Avenir fragt sich ebenfalls, ob die Föderalregierung nicht zu optimistisch und blauäugig an die Geschichte herangegangen ist. Für die Erarbeitung des kommenden Haushalts werden Charles Michel und Co. mehr Kreativität an den Tag legen müssen.
Le Soir kann dagegen nachvollziehen, dass der Regierungschef die Ruhe vor dem Sturm erst einmal noch genießt, während die Wallonie sich mit dem Publifin-Skandal und Flandern mit seinen Interkommunalen herumschlagen müssen. Michel weiß nur allzu gut, dass noch einiges auf ihn zukommen wird – Stichwort Energiewende, Steuer- und Verkehrspolitik.
Es braucht einen kühlen Kopf und ein warmes Herz
Het Laatste Nieuws macht mit der Zwischenbilanz des sogenannten "Kanalplans" auf, den die Regierung nach den Anschlägen in den Brüsseler Problemgemeinden entlang des Kanals gestartet hatte: Es habe keine neuen Syrienkämpfer aus Molenbeek gegeben. Durch die verstärkte Polizeipräsenz konnten mehr als 8.000 Wohnungen und 20.000 Personen überprüft werden. Außerdem haben die Behörden über 1.500 Vereine unter die Lupe genommen. In 51 Fällen wurden terroristische Verbindungen nachgewiesen.
De Morgen hält fest: Es kommt jetzt darauf an, Brücken zu bauen. Molenbeek zu "säubern" ist nur ein Teil der Arbeit. Den Menschen wieder Hoffnung zu geben und Perspektiven zu bieten, ist der andere, viel mühsamere und langwierigere Teil. Man muss sowohl die Diskriminierung junger Muslime in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt bekämpfen, als auch gegen diejenigen vorgehen, die Homosexuelle angreifen, Frauen belästigen und ihre Töchter nicht am Sportunterricht teilnehmen lassen. Dazu muss man einen kühlen Kopf und ein warmes Herz haben, meint die Zeitung.
Schon wieder die Polizei, schon wieder Antwerpen
"Neuer Polizeiskandal in Antwerpen", so die Aufmachergeschichte von De Standaard. In einer WhatsApp-Gruppe haben 25 Polizisten nicht nur Dienstliches besprochen, sondern sich auch sexistisch und rassistisch geäußert. Sie sollen außerdem Gewalt verherrlicht und Fotos von Häftlingen gepostet und herabwürdigend kommentiert haben. Antwerpens Polizeichef hat eine interne Untersuchung eingeleitet.
Gazet van Antwerpen stellt fest: Schon wieder ein Polizeiskandal, schon wieder in Antwerpen. Die Beamten sollten Spiegelbilder der Gesellschaft sein und unsere Werte und Normen repräsentieren. Bis dahin ist es leider noch ein langer Weg.
TV-Debatte in Frankreich, "zu viele Politiker" in Belgien
La Libre Belgique beschäftigt sich mit der ersten TV-Debatte zwischen den französischen Präsidentschaftsanwärtern, die heute Abend stattfindet. Nach den ganzen Skandalen und Stinkbomben wird es hoffentlich endlich um das Wesentliche gehen: Parteiprogramme, Ideen und die Kandidaten. Wobei nur noch zwei realistische Aussichten haben: der sozialliberale Emmanuel Macron und die rechtsextreme Marine Le Pen.
Le Soir greift eine Aussage von Premierminister Charles Michel auf: "Es gibt zu viele Politiker in Belgien". Die Zeitung hat nachgerechnet: 53 Minister, fast 500 Abgeordnete und mehr als 14.000 Lokalpolitiker. Aus dem Umfeld von Michel heißt es, dass der Regierungschef es ernstmeint. Er will, dass alle Parteien des Landes sich darauf einigen, nach der nächsten Wahl die Anzahl Minister zu reduzieren – auf allen Ebenen.
AKn - Foto: Ronald Wittek (epa)