"Frau an der Spitze der Bahn", titelt Le Soir. Erstmals in der Geschichte der SNCB leitet ab heute eine Frau die Geschicke der belgischen Bahn. Die ehemalige Electrabel-Chefin Sophie Dutordoir tritt die Nachfolge des in Renten gehenden Bahnchefs Jo Cornu an. "Keine leichte Aufgabe", prophezeit das Blatt angesichts der Herausforderungen und dem durch die Föderalregierung auferlegten strengen Sparkurs.
Die Reisenden haben nur einen Wunsch: Sie wollen, dass die Züge endlich pünktlich verkehren, wie aus einer Umfrage der Zeitung hervorgeht.
Het Nieuwsblad hält fest: "Das Auto ist des Belgiers liebstes Verkehrsmittel". 53 Prozent unserer Wege legen wir inzwischen mit dem Auto zurück – sechs Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Eine leichte Zunahme ist auch bei der Zugnutzung zu verzeichnen. Hingegen bewegen wir uns weniger häufig per Bus, Fahrrad oder zu Fuß.
Flanderns Verkehrsminister Ben Weyts hebt hervor: "Jeder beklagt sich über die vielen Staus im Land, dabei sind wir es aber selbst, die die Staus verursachen." Um gegenzusteuern, schlägt der N-VA-Minister erneut eine PKW-Maut vor.
Opel-Übernahme
L'Echo beschäftigt sich mit der Opel-Übernahme durch den französischen PSA-Konzern. Durch die Fusion soll ein breit aufgestellter europäischer Autoriese entstehen – um die drei Kernmarken Peugeot, Citroën und Opel. L'Avenir spricht von einem "mutigen, gar gewagten Schritt".
Weil die drei Marken ähnliche Produkte anbieten und dieselbe Kundschaft ansprechen, wird es nicht einfach, sich auf dem hart umkämpften Automarkt hervorzuheben. Andererseits ist Opel jetzt endlich seinen ungeliebten US-Onkel General Motors los.
Der deutsche Autobauer kann wieder atmen – allerdings muss er sich erst wieder hocharbeiten. Eine schmerzhafte Sanierung müssen die Opelaner nun in Kauf nehmen. Denn ohne die Hochzeit mit PSA hätte es für sie noch düsterer ausgesehen, gibt das Blatt zu bedenken.
Geht es um Wählerstimmen oder um das Wohl der Kinder?
Alle flämischen Zeitungen kommen zurück auf die Integrationsdebatte, die Flanderns Bildungsministerin Hilde Crevits (CD&V) losgetreten hatte. Die schlechten Schulnoten von Kindern mit Migrationshintergrund führt die Ministerin auf mangelndes Engagement der Eltern zurück.
Het Laatste Nieuws stellt fest: Der rechte Parteiflügel der Christdemokraten freut sich, dass eine Ministerin endlich mal "Klartext" redet. De Standaard findet Crevits' Aussagen dagegen zu kurz gegriffen. Die Probleme nur auf die ausländisch-stämmigen Eltern zu schieben, wäre zu einfach.
Het Nieuwsblad pflichtet dem bei. Zwar tragen gewisse Eltern bestimmt eine Mitschuld an den schlechten Schulleistungen ihrer Kinder, zum Beispiel weil zu Hause kein Niederländisch gesprochen wird. Allerdings sind auch die Schulen selbst und die Gesellschaft mitverantwortlich.
De Morgen und Het Laatste Nieuws heben hervor, dass es nur vordergründig um mangelnde Sprachkenntnisse geht. Vielmehr spiegelt sich in der Diskussion das Spannungsfeld zwischen europäischer Kultur und dem Islam wider.
Für Gazet van Antwerpen hat die ganze Kontroverse ein Positives: Egal, ob es Crevits nun um Wählerstimmen oder um das Wohl der Kinder geht, wenigstens wurde eine breite Diskussion über das schwierige Thema angestoßen.
Warten auf EuGH-Urteil zur Asylpolitik
De Morgen erwartet gespannt ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das die Asylpolitik in Europa auf den Kopf stellen könnte. Um die strittige Frage der humanitären Visa zu klären, hatte unter anderem Belgien ein Grundsatzurteil der Richter in Luxemburg gefordert. Es geht um die Frage, ob Flüchtlinge auch außerhalb der EU einen Asylantrag stellen dürfen – beispielsweise in einer belgischen Botschaft im Nahen Osten.
Der zuständige Asylstaatssekretär Theo Francken (N-VA) hat bereits einen Plan B, sollte das EuGH-Urteil zu seinen Ungunsten ausfallen. Dann will er nämlich sämtliche Botschaften und Konsulate in Krisenregionen schließen lassen. Innerhalb der Föderalregierung ist die Maßnahme aber äußerst umstritten: Unter anderem Außenminister Didier Reynders hat große Bedenken.
"Ahmad Alkhald" – der Bombenbauer von Paris und Brüssel
"Der letzte unbekannte Attentäter von Paris und Brüssel hat jetzt ein Gesicht", titeln La Libre Belgique und La Dernière Heure. Es handelt sich laut Ermittlern um den Bombenbauer der Terroranschläge in Frankreich und Belgien. Er soll unter anderem die Selbstmordattentäter von Zaventem und Maelbeek angeleitet haben.
Sie kennen zwar nur den Decknamen des IS-Terroristen - Ahmad Alkhal - konnten aber dessen Foto und DNA sicherstellen und seinen Reiseweg von Syrien nach Belgien und zurück in seine Heimat rekonstruieren: Als Flüchtling getarnt gelangte er im Herbst 2015 bis nach Ulm, wo ihn Salah Abdeslam mit dem Auto abholte.
Der Verbleib des letzten Mitglieds der Terrorzelle von Paris und Brüssel, das nicht mit Sicherheit tot oder in Haft ist, ist unklar. Möglicherweise ist er mittlerweile in Syrien umgekommen.
akn - Bild: Virginie Lefour (belga)