"D-Day für Fillon", titelt De Standaard. "Niemand kann mir meine Kandidatur streitig machen", zitiert Le Soir den Präsidentschaftskandidaten der französischen Konservativen auf Seite eins. "Fillons letztes Gefecht?", fragt unterdessen La Libre Belgique.
Gespannt blicken die Zeitungen auf das Nachbarland Frankreich, wo für heute ein Krisentreffen der Republikaner anberaumt ist. Die Parteispitze muss entscheiden, wie sie in der Fillon-Affäre weiter verfährt und ob sie, weniger als zwei Monate vor der Wahl, einen anderen Kandidaten ins Rennen schickt.
François Fillon steht heftig unter Beschuss wegen der angeblichen Scheinbeschäftigung von Frau und Kindern auf Kosten der Steuerzahler.
Für La Libre Belgique muss Fillon sich aus dem Rennen zurückziehen. In Kürze droht ihm sogar eine formelle Anklage durch die französische Justiz. Bei einer Kundgebung hatte er Sonntag aber die Schuld für das Ausmaß der Kontroverse auf die Staatsanwaltschaft, die Medien und die "Eliten" geschoben.
Damit folgt er dem Beispiel von Silvio Berlusconi und Donald Trump, die ja auch immer fleißig gegen das "Establishment" wettern, obwohl sie ja selber Teil davon sind, schreibt La Libre Belgique.
L'Avenir wirft Fillon vor, seine Partei und den französischen Wahlkampf ins Chaos gestürzt zu haben. Auch La Dernière Heure fordert ihn auf, so schnell wie möglich zurückzutreten, um noch größeren Schaden abzuwenden.
Hauen und Stechen in Frankreich
Sollte Fillon weiter auf stur schalten, so Het Belang van Limburg, droht seiner Partei ein noch größeres Problem: Die Konservativen könnten letztendlich mit zwei Kandidaten antreten – einem neuen "offiziellen" Kandidaten, nämlich Alain Juppé, und dem uneinsichtigen Fillon. Das würde unweigerlich zu einer Spaltung der Wählerschaft und damit zu einer Schwächung der Partei führen.
Le Soir bedauert, dass es im französischen Präsidentschaftswahlkampf wegen des "Penelope-Gate" schon seit Wochen nicht mehr um Inhalte geht. Das Rennen um den Elysée-Palast ist so heftig und brutal, dass das ganze Land daran zu zerbrechen droht.
Die großen politischen Familien sind bereits zutiefst zerstritten: Bei den Konservativen ist die Spaltung bereits sichtbar; bei den Sozialisten werden die Messer gewetzt werden, sobald ihr Kandidat Benoît Hamon in der ersten Runde ausscheidet.
La Libre Belgique hofft, dass es am Ende nicht Marine Le Pen sein wird, die von dem ganzen Chaos profitiert. Le Pen, die ja selbst im Clinch mit der Justiz liegt, aber trotzdem immer bereit ist, den Kuchen zu stibitzen.
Außer Stammtischparolen auch kein Plan
Apropos Populisten: Gazet van Antwerpen blickt nicht nur mit Sorge auf den Wahlausgang in Frankreich, sondern auch auf die Entwicklungen in den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien. Europas Demokratien erleben die schwerste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Überall sehnen sich die Bürger nach Veränderungen, leider mangelt es aber an vielversprechenden Zukunftsvisionen.
Die einzige vermeintliche Alternative wollen Populisten wie Le Pen, Wilders, Petry und Co. bieten, die in Wirklichkeit aber außer Stammtischparolen auch keinen echten Plan haben. Und die Geschichte hat uns oft genug gelehrt, dass Populismus die falsche Antwort ist.
Het Laatste Nieuws spricht vom "Schiff ohne Steuermann" Europa. Besonders für die kleine, offene Wirtschaft Belgiens birgt das große Gefahren.
Crevits will ausländischstämmige Eltern mehr fordern
"Eltern mit Migrationshintergrund müssen sich viel mehr in der Schule engagieren", fordert Flanderns Bildungsministerin Hilde Crevits in Het Nieuwsblad. Anlass sind die schlechten Noten vieler Einwandererkinder. Die CD&V-Ministerin sieht das Hauptproblem darin, dass zu Hause zu wenig Niederländisch gesprochen wird.
Außerdem verlangt sie von den ausländischstämmigen Eltern mehr Einsatz bei schulischen Aktivitäten wie Ausflügen und Schulfesten. "Die flämische Regierung gibt viel Geld für Integration und Sprachkurse aus, da ist es nicht zu viel verlangt, etwas mehr Engagement von ausländischen Eltern zu erwarten", so Crevits in der Zeitung.
De Standaard meint: Bildung ist der beste Integrationsmechanismus. Es ist gut, dass Crevits den Finger in die Wunde legt. Allerdings darf sie es nicht bei der Benennung des Problems belassen, sie muss auch konkrete Lösungsvorschläge auf den Tisch legen.
Genauso sieht es Het Nieuwsblad: Wenn Crevits die Eltern in die Verantwortung nehmen will, muss sie mehr tun, als mit dem Finger auf sie zu zeigen. Es sei denn, ihr Vorstoß diente nur dazu, in der Integrationsdebatte zu punkten und das Profil der CD&V zu schärfen.
Mars-Mission
"UCL-Studenten auf dem Weg zum Mars", titelt L'Avenir. Acht angehende Physiker der Uni Neu-Löwen brechen in Kürze in die Wüste auf – allerdings nicht in die rote des Mars, sondern nach Utah in den USA. Dort werden unter sengender Sonne die Lebensbedingungen auf dem Mars simuliert.
Vom Rest der Welt abgeschnitten sollen sie auf engstem Raum in einer Weltraumkapsel Experimente mit Elementarteilchen durchführen.
akn - Bild: Jacques Demarthon (afp)