"Großalarm wegen möglicher Autobombe", titelt Het Belang van Limburg. "Dschihadist mit Gasflaschen hat Brüssel zu Tode erschreckt", so die Schlagzeile von De Standaard.
Für Aufregung gesorgt hat am Donnerstag in Brüssel ein verdächtiger Kleintransporter mit einem verdächtigen Fahrer und einer verdächtigen Ladung. Der Reihe nach: Die Polizei stoppte ein Fahrzeug, das eine rote Ampel überfahren hatte. Bei der Personenkontrolle stellte man fest, dass der Fahrer als "radikalisiert" eingestuft ist. Und als dann noch zwei Gasflaschen im Kofferraum des Wagens entdeckt wurden, schrillten alle Alarmglocken. Das Gebiet um die Porte de Hal in der Brüsseler Stadtgemeinde Saint-Gilles wurde weiträumig abgeriegelt. "Ein radikalisierter Gefährder sorgt für Chaos in Brüssel", so resümieren es denn auch sinngemäß Le Soir und Het Nieuwsblad.
"Warum läuft so einer frei herum?"
Der Verdächtige wurde festgenommen. Einige Zeitungen glauben auch zu wissen, wer der Fahrer war. Wie etwa Le Soir berichtet, soll es sich um einen 28-jährigen Mann handeln, der vor rund einem Jahr wegen eines Syrienaufenthalts zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde. "Der Verdächtige ist ein dicker Freund eines Zaventem-Attentäters", schreibt sogar La Dernière Heure. Demnach gibt es klare Verbindungen zu Najim Laachraoui, der sich am 22. März am Brussels Airport in die Luft sprengte.
"Warum läuft so einer frei herum?", fragt sich Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Der Mann bekam lediglich eine Bewährungsstrafe. Er konnte also kaufen, was nicht verboten ist, auch Gasflaschen. Wenn er nicht bei Rot über die Ampel gefahren wäre, dann wäre er nicht aufgefallen. Die Polizisten sind jedenfalls anscheinend aus allen Wolken gefallen, als sie feststellten, mit wem sie es zu tun hatten. Die Justiz mag ihre Gründe haben, warum sie einen solchen Mann auf freiem Fuß lässt. Das Mindeste wäre aber, dass solche Leute dann auch auf Schritt und Tritt begleitet werden, etwa durch einen Bewährungshelfer. Jeder weiß, dass das in Belgien nicht passiert.
Von radikalen VoE und Einschüchterungsversuche
Zu dieser ganzen Geschichte passt die Schlagzeile von Het Nieuwsblad: "144 VoE werden untersucht wegen möglicher Terrorverbindungen", schreibt das Blatt. Die Polizei hatte in den letzten Monaten alle VoE durchleuchtet, die in der so genannten "Kanalzone" in Brüssel angesiedelt sind. Im Großen und Ganzen geht es da um die Gemeinden Molenbeek, Koekelberg und Schaerbeek. Dabei sind über 3.300 Vereinigungen untersucht worden und bei 144 gingen die Warnlampen an, da hatten wohl Leute Verbindungen zum radikalen Islamismus.
"Wieder Polizeibewachung vor dem Haus von Bart De Wever", so derweil die Aufmachergeschichte von Gazet van Antwerpen. Ein Unbekannter hat am Donnerstag ein Beil in die Wohnung des N VA-Chefs geworfen. Die Axt flog durchs Fenster. Die Identität des Täters ist noch unklar. De Wever und seine Familie waren nicht zuhause, seine Mutter hingegen schon. Es ist nicht das erste Mal, das der N VA-Chef das Opfer von Einschüchterungsversuche wird. Unter anderem bekam er schon einen Briefumschlag mit einer Gewehrkugel in seinen Briefkasten, wie unter anderem Het Nieuwsblad schreibt.
De Wever reagiert auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws: "Ich sollte mich vielleicht doch besser schützen lassen". "Ich werde mir aber nicht von irgendwelchen Mistkerlen mein Leben versauen lassen", sagt er sinngemäß in Gazet van Antwerpen.
Besorgniserregender Börsenboom?
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit dem gestrigen spektakulären Börsengang des Unternehmens Snap Inc. Bekannt ist die Firma wegen ihrer Handy-App Snapchat, die vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Bereits gleich nach der Börseneinführung schoss der Aktienkurs um 40 Prozent in die Höhe.
Das ist die vorläufige Krönung der derzeitigen Partystimmung an der Wall Street, konstatiert De Standaard in seinem Leitartikel. Der Dow Jones knackt im Moment einen Rekord nach dem anderen. Die Feierstimmung ist aber bislang noch nicht nach Europa übergeschwappt, geschweige denn nach Brüssel. Der Bel20-Index dümpelt vor sich hin, ist noch weit entfernt von dem Niveau von vor der Finanzkrise von 2008. Und hier trägt auch die Regierung eine Mitschuld, weil sie insbesondere Kleinanlegern mit kontraproduktiven Steuern das Leben schwer gemacht hat. Ein bisschen Börseneuphorie täte aber auch Belgien gut.
Die Wirtschaftszeitung L'Écho hingegen blickt mit Sorgenfalten auf den Börsenboom in den USA. Das Ganze weckt doch düstere Erinnerungen an das Jahr 1999, als Anteile von damals neuen Internet-Start-Ups in Nullkommanichts schwindelnde Höhen erreichten, bevor die so genannte Internetblase mit einem gewaltigen Knall zerplatzte. Denn, seien wir mal ehrlich: Für den Höhenflug der Snap-Aktie gibt es keine vernünftigen objektiven Gründe. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr noch 500 Millionen Euro Verlust gemacht. Insofern hat man gute Gründe besorgt zu sein.
Messias Macron?
Viele Zeitungen beschäftigen sich am Freitag auch mit dem französischen Präsidentschaftsbewerber Emmanuel Macron. Der unabhängige Kandidat hat am Donnerstag sein Programm vorgestellt, das L'Avenir mit einer treffenden Schlagzeile zusammenfasst: "Macron gelesen von links nach rechts". Der 39-Jährige, den Het Laatste Nieuws übrigens als "politisches Genie" bezeichnet, bedient sich tatsächlich sowohl im linken als auch im rechten politischen Werkzeugkasten.
Le Soir bombardiert Emmanuel Macron in seinem Leitartikel zum "letzten Bollwerk vor dem Untergang". Die Affären um den konservativen Kandidaten François Fillon machen ihn zum wahrscheinlichen Gegner von Marine Le Pen bei der Stichwahl im Mai. Und er hat bei der Vorstellung seines Programms die richtigen Worte gefunden. Im demokratischen Spektrum ist Macron der letzte glaubwürdige Kandidat und der einzige, der diese Präsidentschaftswahl noch vor dem Schiffbruch bewahren kann.
Wie sinnvoll sind "40 Tage ohne Fleisch"?
"Die Viehzüchter haben die Faxen dicke", so schließlich die Aufmachergeschichte von La Dernière Heure. Grund für den Unmut ist die Kampagne "40 Tage ohne Fleisch". Die Initiative kommt ursprünglich aus Flandern und soll unter anderem für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren. Landwirte halten die Aktion aber für kontraproduktiv; insbesondere in der Wallonie formiert sich Widerstand, wie das GrenzEcho berichtet. "Die Kampagne ist fundamentalistisch und gefährlich", wettert auch der wallonische Landschaftsminister René Collin in La Dernière Heure.
Wir hatten schon die "Tournée Minérale", den Monat ohne Alkohol, und jetzt also "40 Tage ohne Fleisch", schreibt das Blatt abschätzig in seinem Kommentar. Was kommt wohl danach? Eine Aktion nach dem Motto: "Rauchen sie lieber einen Joint, als ein Bier zu trinken oder ein Steak zu verspeisen!?" Gewisse Kampagnen sind einfach wertlos. Warum warnt man nicht noch einmal eindringlich vor den Folgen von Drogenmissbrauch?
Auch La Libre Belgique kann der Kampagne wenig abgewinnen. Statt die Verbraucher zum Fleischverzicht aufzurufen, sollte man sie lieber ermuntern, gutes, qualitativ hochwertiges, heimisches Fleisch zu kaufen. Die Resultate wären mit Sicherheit nachhaltiger als punktuelle Aktionen wie eben die "Tournée Minérale" oder die "40 Tage ohne Fleisch". Wenn schon, dann gäb's da sinnvollere Alternativen, wie etwa: "Ein Monat ohne Hass".
Roger Pint - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA