"Tournée Minérale war ein großer Erfolg", titelt De Morgen. "Nach dem Monat ohne Alkohol starten am heutigen Aschermittwoch die '40 Tage ohne Fleisch'", berichtet Het Nieuwsblad.
Insgesamt 122.000 Belgier haben an der Aktion "Tournée Minérale" teilgenommen und im Februar gänzlich auf Alkohol verzichtet. Het Nieuwsblad spricht von einem "positiven Hype", der mehr Menschen erreicht hat als jegliche Sensibilisierungskampagne der Gesundheitsbehörden. Dennoch sollte die erfolgreiche Aktion nicht von unseren grundsätzlichen Gesundheitsproblemen ablenken. Einen Monat auf Alkohol zu verzichten bringt wenig, wenn man den Rest des Jahres über die Stränge schlägt und sich unverantwortlich verhält. Dasselbe gilt für den übermäßigen Konsum von Fleisch. Viel wichtiger als solche Hauruck-Aktionen wäre ein nachhaltiges Umdenken.
De Morgen schlägt in dieselbe Kerbe und wundert sich sogar über das Wiederaufleben der Idee des Fastens, die ja eigentlich einen religiösen Ursprung hat - das überrascht in unserer immer säkulareren Welt. Übrigens: Wer fasten will, könnte das auch in Bezug auf soziale Medien und Co. im Internet tun. "Das gilt auch für Politiker, nicht wahr, Herr Staatssekretär?", schreibt die Zeitung als Seitenhieb auf Theo Francken, der ja zum Beispiel auf Twitter ein besonderes Mitteilungsbedürfnis zu haben scheint.
Super-Jobwachstum durch Super-Inflation gefährdet
L'Echo macht mit einer guten Neuigkeit vom Arbeitsmarkt auf: Im letzten Quartal des vergangenen Jahres sind in Belgien 15.700 neue Jobs geschaffen worden. Die Wettbewerbsnachteile gegenüber den Nachbarländern Deutschland, Niederlande und Frankreich sind so gut wie verschwunden. Die Folge: Zum ersten Mal seit Jahren ist die Anzahl neu geschaffener Stellen stärker gewachsen als die Wirtschaft.
La Libre Belgique sieht allerdings eine Gefahr: Die Inflation in Belgien lag im vergangenen Monat bei knapp drei Prozent und war damit so hoch wie nirgendwo sonst in der Eurozone. Diese Super-Inflation kann uns teuer zu stehen kommen, denn dadurch steigen die Löhne wieder schneller und das hat negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Die Regierung sollte also schnellstmöglich prüfen, warum die Preisteuerungsrate hierzulande so kräftig ansteigt und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
Dieselgate-Abschlussbericht und zu billige Transportmittel
De Standaard befasst sich mit dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses im Europaparlament zu Dieselgate. Die Ergebnisse sind wenig ruhmreich: Jeder wusste, dass die Abgaswerte der Autohersteller auf dem Papier deutlich von den tatsächlichen Werten abwichen. Unternommen hat dagegen aber niemand etwas. Die Arbeitsplätze waren der Politik wichtiger als die Umwelt. Doch nicht nur die Politik, die weggeschaut hat, hat sich mitschuldig gemacht, auch wir Verbraucher müssen uns an die eigene Nase fassen, meint die Zeitung.
Trotz des Skandals um die manipulierten Abgaswerte ist Volkswagen in Belgien nach wie vor der erfolgreichste Autohersteller. Auch die Empfehlungen des Untersuchungsausschusses hält das Blatt für zu schwach: Die europäischen Mitgliedsstaaten bleiben weiter für die Kontrolle der Abgaswerte zuständig, während die EU-Kommission beauftragt wird, die Tests und Ergebnisse strenger zu überwachen.
Weitere Schlagzeile in De Standaard: "Wir bezahlen zu wenig für unsere Transportmittel". Berücksichtigt man die Kosten für die langfristigen Folgen bestimmter Fortbewegungsmittel, wie zum Beispiel Luftverschmutzung und zusätzliche Behandlungskosten für Gesundheitsschäden, dann sind Auto und Flugzeug viel zu günstig. Vor allem Firmenwagen müssten fünf Mal höher besteuert werden, um diese Kosten zu decken.
Mahnende Beispiele und herumlungernde Jugendbanden
Le Soir blickt mit Sorge auf die weltweite Populismuswelle. Das Beispiel Trump in den USA sollte uns zum Nachdenken bewegen. Bevor man Politiker wie ihn oder Marine Le Pen, Geert Wilders und Frauke Petry wählt, sollte man sich genau anschauen, was diese Leute eigentlich wollen und mit wem sie sich umgeben. Stichwort Steve Bannon, der umstrittene Chefstratege von Donald Trump mit eindeutigen Sympathien für Nazi-Ideologie. Einmal gewählt wird man Populisten nicht mehr los und findet sich schnell in einem autoritären Regime wieder. Das sollten die Bürger immer vor Augen haben, wenn sie ihr Kreuzchen in der Wahlkabine machen, meint Le Soir.
Um gegen herumlungernde Jugendbanden vorzugehen, greift die Brüsseler Gemeinde Molenbeek zu einer drastischen Maßnahme, wie La Dernière Heure berichtet: Rund um die U-Bahnstation Beekkant gilt in Kürze ein Versammlungsverbot für mehr als drei Personen - von 21 Uhr am Abend bis 5 Uhr am Morgen. Bei Zuwiderhandlung droht eine sofortige Festnahme durch die Polizei. Ziel ist es, das allgemeine Klima der Unsicherheit im Viertel zu bekämpfen. Das Versammlungsverbot soll zunächst für drei Monate gelten.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Eitan Abramovich/AFP