"Und der Oscar geht an... jemand anderen", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. Het Nieuwsblad formuliert es etwas sarkastischer: "Und der Oscar für den größten Patzer geht an...".
Die Zeitungen haben erst am Dienstag die Gelegenheit, auf die unglaubliche Panne bei der gestrigen Oscar-Verleihung einzugehen. Erst wurde ja bekannt gegeben, dass das Musical "La La Land" den Oscar für den "Besten Film" erhält. Der Regisseur und sein Team waren schon auf die Bühne gekommen, da hieß es plötzlich, dass der Preis eigentlich an den Film "Moonlight" geht.
Für Het Nieuwsblad war das der "peinlichste Oscar-Moment aller Zeiten". Het Laatste Nieuws versucht, die Panne zu rekonstruieren: "So kam es zum größten Oscar-Patzer der Geschichte", so die Schlagzeile auf Seite eins. Le Soir kann die ganze Geschichte eigentlich nur bedauern: "Die Panne sorgt dafür, dass man sich mit den eigentlichen Preisträgern noch gar nicht beschäftigt hat", beklagt das Blatt. Denn man muss feststellen: Die Jury hat eine doch mutige Wahl getroffen.
Tax-Shift schuld an unverhältnismäßiger Inflation?
Auf einigen Titelseiten stehen Zahlen im Mittelpunkt. "2,97 Prozent", prangt etwa auf Seite eins von L'Echo. Das ist die Inflationsrate dieses ausklingenden Monats Februar. La Libre Belgique ordnet die Zahl ein: "Die Inflation ist so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr". Die Preise steigen also in Belgien - und das stärker, als in den Nachbarländern. Schuld sind aber nicht nur äußere Faktoren.
"Der Tax-Shift hat das Leben teurer gemacht", so schreibt etwa Gazet van Antwerpen auf ihrer Titelseite. Dies ist zumindest die Meinung einiger namhafter Experten. Demnach ist es so: Der Tax-Shift hat nicht nur die Steuern auf Arbeit gesenkt; zwecks Gegenfinanzierung wurden auch die Abgaben auf diverse Produkte und Dienstleistungen angehoben. Die Folge sind naturgemäß steigende Preise. Das gilt unter anderem für Energieprodukte wie Strom oder Kraftstoffe.
Bei alledem stellt sich eine Frage, meint Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel: Hätte die Regierung diese Nebenwirkungen ihres Tax-Shifts nicht vorhersehen können? Es kann doch nicht so schwer sein, zu beziffern, wie viel ein Durchschnittshaushalt für Elektrizität und Brennstoffe ausgibt und welche Auswirkungen die Maßnahmen haben. Diese Rechnung hat die Regierung offensichtlich nicht gemacht. Sie hat sich allein darauf beschränkt, die angeblich positiven Effekte ihres Tax-Shifts hervorzuheben. Die Koalition legt hier einmal mehr einen Mangel an Weitsicht an den Tag. Das Vertrauen der Bürger in ihre Politiker wird damit nicht größer.
Bald Gesundheitsversorgung der zwei Geschwindigkeiten?
Dazu passt irgendwie die Schlagzeile von Het Nieuwsblad: "Ärzte reichen die Sparmaßnahmen an die Patienten durch". Hintergrund ist der derzeitige Konflikt zwischen den Ärzten und Physiotherapeuten einerseits und Gesundheitsministerin Maggie De Block über ein neues Tarifabkommen. Da beide Seiten sich nicht einigen können, fühlt sich die Gesundheitsbranche im Moment nicht mehr an die bisherigen Honorarobergrenzen gebunden. Die Folge ist offensichtlich, dass die Preise für Praxisbesuche vielerorts gestiegen sind.
Das ist ein Zeichen an der Wand, meint Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Jeder weiß, dass der derzeitige Sparkurs irgendwann auch für die Patienten spürbar werden muss. Allein die CD&V lebt noch in der Illusion, dass die Menschen von den Einsparungen nichts merken werden. Langfristig droht hier eine Gesundheitsversorgung der zwei Geschwindigkeiten. Bei Fachärzten kannte man ja schon die zum Teil eklatanten Honorarunterschiede. Wenn das jetzt auch bei Haus- oder Zahnärzten anfängt, dann gilt hier auf Dauer auch das Gesetz von Angebot und Nachfrage, wobei "teurer" dann in der Regel für bessere Qualität steht.
Unia: "Angeschossene" N-VA brauchte ein Opfer
In Flandern sorgt derweil weiter der schwelende Konflikt zwischen der N-VA und dem Zentrum für Chancengleichheit Unia für Diskussionsstoff. Die beiden N-VA-Politikerinnen Demir und Homans, respektive föderale Staatssekretärin und flämische Ministerin, hatten Unia einen Mangel an Neutralität unterstellt. Grob zusammengefasst würden hier ausländischstämmige Kläger bevorzugt behandelt. Allerdings waren beide dabei erwischt worden, wie sie Halb- beziehungsweise Unwahrheiten über Unia in die Welt setzten.
Dürfen Minister plötzlich ungestraft lügen, fragt sich De Morgen in einem bissigen Kommentar. Es ist schwer zu glauben, dass Zuhal Demir oder Liesbeth Homans hier einen "bedauerlichen Fehler" gemacht haben. Gerade bei Frau Homans hat das Verbreiten von Unwahrheiten in letzter Zeit fast schon System. Sie glaubt womöglich, dass sie auf Twitter Trump spielen kann. Geehrte Abgeordnete des flämischen Parlaments, wendet sich De Morgen an die Politiker, wie lange wollen Sie da noch tatenlos zusehen?
Für viele Zeitungen ist derweil überdeutlich, dass es sich hier um ein klassisches Ablenkungsmanöver handelt: "Der Angriff, der in den Sternen geschrieben stand", so formuliert es etwa De Standaard. Auch der Leitartikler von L'Echo ist nicht wirklich überrascht: Seit der Bracke-Affäre rechnete man quasi jeden Tag mit einem verbalen Tiefschlag der flämischen Nationalisten-Partei. Die Frage war allein, wen es denn treffen würde. Dass gerade Unia jetzt ins Fadenkreuz der N-VA geraten ist, das ist aber auch nur konsequent: Die Partei von Bart De Wever ist bekanntermaßen allergisch gegen sämtliche Strukturen, die sich zwischen der Politik und den Bürgern bewegen. Das ist neben den Gewerkschaften und den Krankenkassen eben auch ein Zentrum wie Unia.
Für De Standaard verhält sich die N-VA im Moment gewissermaßen wie ein angeschossenes Wildtier. Spätestens die Bracke-Affäre hat die N-VA in der allgemeinen Wahrnehmung als "Partei wie jede andere" erscheinen lassen. Und selten wohl wirkte die N-VA angreifbarer. Die durchaus professionelle Führung der Partei wird jetzt durch das amateurhafte Verhalten Einzelner unterminiert.
Roger Pint - Bild: Mark Ralston/AFP