"Das Wunder von Wembley", titelt Het Nieuwsblad. "Gent in der heiligen Wembley-Arena im Siebten Himmel", so die Schlagzeile von De Morgen.
In der Fußball Europa League haben die belgischen Mannschaften gestern von sich reden gemacht. Das gilt in erster Linie für den AA Gent, der Tottenham am Abend in London ein 2 : 2-Unentschieden abgerungen hat. Das reichte den Buffalos, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren. Auch Anderlecht und Racing Genk schafften es in die Runde der letzten 16. "Und auf einmal sind wir groß in Europa!", jubelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Fakt ist: Kein anderes Land hat drei Mannschaften im Achtelfinale der Europa League.
Die "Eiserne Lady von Limburg" geht nach Brüssel
"Zuhal Demir ist die neue Staatssekretärin", so derweil die Schlagzeile von Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen. Der Parteivorstand der N-VA hat gestern die Nachfolgerin von Elke Sleurs nominiert, die in die Genter Gemeindepolitik wechselt. Die 36-Jährige Zuhal Demir hat schon am Morgen den Eid abgelegt als neue Staatssekretärin für Chancengleichheit, Armutsbekämpfung und die föderale Wissenschaftspolitik.
Die kurdischstämmige Politikerin gilt als streitlustig und in der Sache unerbittlich. De Standaard nennt sie die "Eiserne Lady von Limburg". Het Laatste Nieuws bringt es besonders plastisch auf den Punkt: "Weniger Blabla, mehr Bummbumm".
Wenn es Frau Demir auch nicht gerne hört, meint De Standaard in seinem Leitartikel, aber die Tatsache, dass mit ihr eine Frau mit Migrationshintergrund in die Regierung aufsteigt, ist eine gute Sache. Im flämischen Politikspektrum ist das das erste Mal seit 15 Jahren. Die Wallonen gehen entspannter damit um, die Folge war ein "italienischer Premier".
Zuhal Demir ist in Genk aufgewachsen, lebte aber in den letzten Jahren in Antwerpen. Erst vor Kurzem zog sie wieder in die alte Heimat, um ihre Partei dort bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr zu verstärken. Deswegen auch die Schlagzeile von Het Belang van Limburg: "De Wever startet den Angriff auf das Gemeindehaus von Genk".
Aus Limburger Sicht ist die Beförderung von Zuhal Demir zur Staatssekretärin eine gute Sache, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Je mehr Politiker aus der Provinz Schaltstellen in Brüssel besetzen, desto weniger hat man in der Hauptstadt Tendenz, die Limburger zu vergessen. Die Fußstapfen, in die Zuhal Demir treten wird, sind darüber hinaus nicht besonders groß. Elke Sleurs hat bekanntermaßen nicht wirklich bleibende Akzente setzen können. Aufgrund des kampfeslustigen Charakters von Zuhal Demir dürfen wir jetzt einiges von der neuen Staatssekretärin erwarten.
Trappist-1: Meilenstein und Weckruf
Zuhal Demir wird also auch für die Wissenschaftspolitik zuständig sein. Und gerade eben haben belgische Forscher weltweit für Aufsehen gesorgt. Das Team um den Lütticher Astronomen Michaël Gillon entdeckte insgesamt sieben neue Planeten, die sich nach kosmischen Maßstäben in greifbarer Nähe der Erde befinden. Sie kreisen um den Zwergstern Trappist-1, der 39 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Het Nieuwsblad liefert eine Veranschaulichung: Das bedeutet, dass ein Funksignal 39 Jahre braucht, ehe es bei Trappist ankommt. Mit einem gewöhnlichen Verkehrsflugzeug würde man allerdings 42 Millionen Jahre brauchen, bis man dort ankommt, mit einem Space Shuttle immerhin auch noch 1,5 Millionen Jahre.
"Das ist belgisch", so jedenfalls die Schlagzeile von De Morgen. Zu sehen sind neben dem Lütticher Astronomen auch die Künstlerin Charlotte De Cock und die Hiphopper TheColorGrey und Darrell Cole, die sich gerade international einen Namen machen.
Angesichts der Entdeckung der Lütticher Weltraumforscher träumen einige Zeitungen von einer Zukunft im Weltall. "Und wenn das Leben im Kosmos keine Ausnahme wäre?", schreibt etwa Le Soir. "Die Jagd auf außerirdisches Leben ist eröffnet", meint De Morgen.
Die Leistung der Astronomen von der Universität Lüttich sollte zugleich ein Weckruf für die Politik sein, fordert La Libre Belgique. Die Entdeckung führt noch einmal allen vor Augen, wie wichtig die Förderung von Grundlagenforschung ist. Gerade hier zeigt sich, dass man von der wissenschaftlichen Forschung nicht immer gleich eine finanzielle Rendite erwarten sollte. Michaël Gillon und sein Team haben jedenfalls eine Entdeckung gemacht, die sich als Meilenstein der Weltraumforschung erweisen könnte.
Steuereinnahmen und Fluglärmstreit
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von L'Echo: "Die Regierung hat ihre Einnahmen zu hoch eingeschätzt", schreibt das Blatt. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Regierung die Einnahmen zu hoch veranschlagt. Schuld sind dieses Mal laut L'Echo die Einkünfte aus der Mehrwertsteuer, die niedriger ausfallen als gedacht, insgesamt fehlen anscheinend über 300 Millionen Euro.
Viele Zeitungen beschäftigen sich weiterhin mit der Problematik um den Überflug der Hauptstadt. Gestern haben sich alle Beteiligten auf die Einrichtung von Arbeitsgruppen verständigt, die im Grunde dafür sorgen sollen, dass erst einmal alle über dieselben, objektiven Daten verfügen. "Eine kleine Pause für den Gordischen Knoten", so resümiert es La Libre Belgique. "Und diese Atempause ist dringendst nötig", fügt De Morgen hinzu. In dieser Angelegenheit liegen nämlich die Nerven blank.
Kafka lässt mal wieder grüßen, meint Le Soir in seinem Leitartikel. In dieser Akte zeigen sich einmal mehr die gefährlichen Bruchlinien in diesem Land. Die Tatsache, dass in der Wallonie und in Brüssel andere Mehrheiten am Drücker sind als in Flandern und auf der föderalen Ebene, macht die Sache nur noch komplizierter. Gestern hat man allenfalls Zeit gekauft, ohne jegliche Erfolgsgarantie.
Roger Pint - Foto: Jasper Jacobs/BELGA