De Standaard bringt als Schlagzeile: "Die Retter des Vaterlandes". Auf neun Seiten äußern sich Freund und Feind zu Bart De Wever und Elio Di Rupo.
Le Soir titelt: "Herman Van Rompuy mahnt Bart De Wever zur Eile". Europa und die Finanzmärkte beobachten die belgischen Koalitionsverhandlungen mit Argusaugen, schreibt die Brüsseler Zeitung.
"Das Vertrauen der Belgier ist wieder auf Vorkrisenniveau", damit macht L'Echo auf. Demnach sind die belgischen Verbraucher inzwischen wieder so optimistisch wie im September 2008, also bevor die Finanz- und Wirtschaftskrise ausbrach.
De Tijd bringt als Schlagzeile: Bel20 verbucht längste Gewinnstrecke seit 2006. An der Brüsseler Börse stiegen die Aktienkurse acht Tage hintereinander. Trotzdem warnen Experten vor übertriebenem Optimismus.
La Libre Belgique titelt: "Spitzenpreis für Gold". Mit 1.260 Dollar pro Unze hat der Goldpreis einen historischen Rekord gebrochen.
Familiendrama und Ölkatastrophe
Viele Zeitungen berichten auch über den Tod einer vierköpfigen Familie in Genk. "Vier Tote bei Familiendrama", titelt das Grenz-Echo. Het Laatste Nieuws schreibt: "Familiendrama wegen Finanzproblemen. Kinder wurden mit in den Tod gerissen".
Auch La Dernière Heure berichtet, das wahrscheinlich ein Schuldenberg von 350.000 Euro das Motiv für das Drama war.
De Morgen befasst sich mit den Folgen der Ölkatastrophe in Amerika: "BP setzt Spitzenmanager ab". Der Brite war für die Krisenkommunikation und die Katastrophe im Golf von Mexiko verantwortlich. Er hatte sich in den vergangenen Wochen zum meistgehassten Mann in den USA entwickelt. BP muss jetzt bei den Banken um Milliardenkredite betteln, schreibt De Morgen noch.
Staatliche Kontrolle notwendig
Zu diesem Thema ein Kommentar in L'Avenir: Die Ölkatastrophe beweist erneut, dass die auf Gewinn orientierten Multinationals unbedingt staatlich kontrolliert werden müssen. Geschieht dies nicht, steht die Zukunft des Planeten und seiner Bewohner auf dem Spiel.
La Libre Belgique meint im Leitartikel: Zu hoffen ist, dass die von BP verschuldete Umweltkatastrophe in den Vereinigten Staaten endlich zum Umdenken führt und dann zur Folge hat, dass dort auch grüne Energie und ökologischere Produktions- und Konsumgewohnheiten eine Chance erhalten. Bisher hatte der Umweltschutz in den USA ja einen schweren Stand, meint La Libre.
De Wever ist kein Engel
Die meisten Zeitungen befassen sich aber mit der politischen Lage. Plötzlich geht alles ganz schnell, urteilt De Standaard im Kommentar. Alles sieht danach aus, dass die nächste Koalition aus einer Achse von N-VA und PS bestehen wird. Wir müssen aber nüchtern an die Sache herangehen. Problemlos kann man hunderte Gründe nennen, warum dieses Projekt noch scheitern könnte. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die neue Koalition aus denselben Parteien bestehen, die in Flandern und der Wallonie an der Macht sind.
Das glaubt auch Gazet van Antwerpen im Leitartikel. Normalerweise wird die nächste Mehrheit eine so genannte Spiegelkoalition sein. In Flandern stellt dies kein Problem dar, weil SP.A und CD&V wohl zum Mitregieren bereit sein werden. Das Problem stellt sich im französischsprachigen Lager, wenn sich dort MR und cdH an der Koalition beteiligen sollten: Milquet und Maingain am selben Verhandlungstisch sind einfach des Guten zu viel.
L'Echo kommentiert: PS und N-VA sind seit ihrem Wahltriumph im Stand der Gnade. Beide Parteien haben jedmögliches Interesse daran, erfolgreich zu sein. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Bart De Wever ist nicht plötzlich zum Engel geworden. Einen Kompromiss zu wollen, darf nicht bedeuten, dass die Interessen der Französischsprachigen verscherbelt werden. Es ist zu hoffen, dass der intelligente Elio Di Rupo nicht in diese Falle tappt.
Machtverlust des Königs
Die wichtigste Frage ist zurzeit, ob De Wever seine Partei im Griff hat, meint Het Nieuwsblad. De Wever mag ein Pragmatiker sein, aber flämische Nationalisten haben noch immer große psychologische Probleme damit, Französischsprachigen Zugeständnisse zu machen. Ein noch viel größeres Problem ist die Tatsache, dass die N-VA nicht über fähiges Personal verfügt. Die Partei hat kaum erfahrene Mitarbeiter, und das ist ihre Achillesferse.
Le Soir befasst sich im Leitartikel mit dem Machtverlust des Königshauses. 1977 weigerte sich König Baudouin noch, einen flämischen Nationalisten zum Justizminister zu ernennen. Sein Bruder und Nachfolger König Albert ist mittlerweile zum Spielball der politischen Entwicklung geworden: Er ernennt einen republikanischen Separatisten zum Informator. Albert II. hat eingesehen, dass dieser Machtverlust unausweichlich ist und nicht rückgängig gemacht werden kann. Er hat ihn als Preis dafür akzeptiert, dass er seine Krone behalten darf, so Le Soir.
Bild: belga