"Zugunglück in Löwen: ein Toter und viele Fragen", titelt Le Soir. "Ursache für Entgleisung noch unbekannt", schreibt Het Belang van Limburg. Und bei Gazet van Antwerpen heißt es auf Seite eins: "Störungen im Bahnverkehr um Löwen werden noch eine Woche dauern".
Am Samstagabend war bei Löwen ein Zug entgleist. Es gab einen Toten und viele Verletzte. Das Thema beherrscht heute die Berichterstattung in den Zeitungen. De Standaard fasst den Stand der Dinge zusammen: Es grenzt an ein Wunder, dass es nicht mehr Tote gibt, darin sind sich alle einig. Unklar ist weiter, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Drei Spuren werden derzeit verfolgt: ein technischer Defekt am Zug, ein Fehler an der Weiche oder menschliches Versagen.
Fluglärm: Regionale Zuständigkeit als Hindernis
Ihre Kommentare widmen die Zeitungen allerdings anderen Themen. Mit dem Gerangel um den Fluglärm in Brüssel beschäftigt sich das GrenzEcho und schreibt: Das größte Hindernis bei der Lösungsfindung ist, dass der Fluglärm eine regionale Zuständigkeit ist. Brüssel-Hauptstadt hat Geräuschnormen festgelegt, die strenger sind als die der anderen Regionen – mit der Folge, dass Flugzeuge häufig einen Bogen um das Stadtgebiet machen müssen und die Lärmbelästigung für tausende Familien in den flämischen Randgemeinden zunimmt. Hinzukommt eine große Portion Heuchelei. Von den Vorteilen des Flughafens als Belgiens zweitgrößten Wirtschaftsmotor – nach dem Hafen Antwerpen – will man profitieren. Die Nachteile aber auf andere abschieben, analysiert das GrenzEcho.
Le Soir sieht die Flamen in der Pflicht: Machen wir uns nichts vor. Wenn sich heute Vertreter der Region Brüssel-Hauptstadt, Flandern und der Föderalregierung zum Thema Fluglärm treffen, ist das Scheitern der Gespräche schon vorprogrammiert. An der Hauptstadt-Region wird das diesmal nicht liegen. Sie ist mit ihren strengen Fluglärmbestimmungen im Recht, hatte sich vergangenen Donnerstag jedoch zu Zugeständnissen bereit erklärt.
Flämische Regierung zu paternalistisch
Die Flamen jedoch wollten sich nicht bewegen. Es ist vielleicht Zeit für die Flämische Regierung zu erkennen, dass das paternalistische Verhalten gegenüber Brüssel der Vergangenheit angehört. Entscheidungen für Brüssel zu treffen, ohne die Brüsseler selbst zu Wort kommen zu lassen, das gibt es nicht mehr. Auch, wenn das den Flamen nicht passt, so Le Soir.
Anders Het Nieuwsblad: Die Brüsseler Regierung lässt in dem Streit wenig Raum für Kompromisse und Flandern scheint keine Eile dabei zu haben, den Streit zu beenden. Das Ganze ist ein Trauerspiel. Es sieht so aus, als ob es für belgische Regionen einfacher sei, Einigungen mit den Nachbarländern zu erzielen als untereinander. Statt einen Föderalismus zu leben, der auf Zusammenarbeit aufbaut, erleben wir einen Föderalismus, der vor allem das gegen den anderen-Arbeiten kultiviert, konstatiert Het Nieuwsblad.
Zu hohe Jahresgehälter bei Eandis
Het Laatste Nieuws hat einen weiteren Skandal aus dem Bereich der Interkommunalen Zusammenarbeit aufgedeckt: Die Topmanager von Eandis, einem von interkommunalen Verbänden getragenen Energieversorger in Flandern, erhalten Jahresgehälter von durchschnittlich knapp 460.000 Euro.
Kommentierend meint dazu das Blatt: Das Management von Eandis lässt sich jährlich mit 3,2 Millionen Euro bezahlen. Und das bei einem Privatbetrieb, der aber über die Interkommunalen zu 100 Prozent der öffentlichen Hand gehört. Das ist ein Widerspruch zum geltenden Recht.
Sophie Dutordoir als Chefin der belgischen Bahn erhält 290.000 Euro im Jahr. Weil eben die 290.000 Euro das höchste Gehalt ist, das der Chef eines öffentlichen Betriebs in Belgien beziehen darf. Wie kann man solche Dinge wie bei Eandis verhindern? Durch totale Transparenz, strenge Kontrolle der Gehälter von Spitzenmanagern bei ihrer Einstellung und der strikten Trennung zwischen politischen und privaten Aktivitäten, meint Het Laatste Nieuws.
Gutes Klima für Veränderungen
La Libre Belgique schreibt zur Tatsache, dass die meisten Verwaltungsposten in der Wallonie von Mitgliedern der PS und der CDH besetzt sind: Diese Politisierung der Verwaltung lähmt die Wallonie. Der Filz muss aufgebrochen werden, damit sich neue Ideen in der Region entfalten können. Doch wie kann das erreicht werden? Erste Ansätze sind dazu da: Mandatsbeschränkungen, Untersuchungsausschüsse, ethische Regeln. Das reicht allerdings nicht. Es muss noch viel mehr geschehen. Die aktuellen Diskussionen über die Interkommunalen schaffen ein Klima, in dem das möglich wäre, glaubt La Libre Belgique.
Trump als Bedrohung
L'Avenir schreibt zur Behauptung von US-Präsident Donald Trump, dass es in Schweden ein Attentat gegeben habe: Diese Lüge über Schweden wäre im Wahlkampf noch zu verkraften gewesen. Jetzt ist Trump allerdings Präsident und damit Chef der Weltmacht Nummer eins.
Solche Lügen werden dadurch zu einer Bedrohung für das Gleichgewicht in der Welt. Die schwedische Bombe hat nicht gezündet, doch was passiert, wenn Trump eines Tages ähnliche Fantasien über den Iran oder Nord-Korea in die Welt setzt?, fragt sich besorgt L'Avenir.
Kay Wagner - Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA