"Veni, vedi, perdidi – Wie Siegfried Bracke kam, sah und verlor", titelt Het Nieuwsblad. Die Zeitung hat eine repräsentative Umfrage in der Heimatstadt des Kammervorsitzenden durchgeführt. Das klare Ergebnis: Nur noch zehn Prozent der Menschen in Gent geben an, Vertrauen in den N VA-Politiker zu haben. Nur zwei Prozent der Befragten wünschen sich, dass Bracke 2018 Bürgermeister von Gent wird. Damit ist er eindeutig der Verlierer der Woche, findet das Blatt.
Bracke hatte die Sozialisten wegen des PubliPart-Skandals um überzogene Sitzungsgelder hart angegriffen. Nur wenig später geriet der erste Bürger des Landes aber selbst in den Strudel der Kritik, weil er neben seinem üppig bezahlten Amt des föderalen Parlamentspräsidenten einen lukrativen Nebenjob als Berater für das Telekomunternehmen Telenet hatte.
Politik braucht Frühjahrsputz
L'Écho bringt das erste Interview mit Stéphane Moreau – seines Zeichens Protagonist der wallonischen Publifin-Affäre und zurückgetretener Bürgermeister der Lütticher Gemeinde Ans. Es sei an der Zeit, einige Dinge klar zu stellen, erklärt Moreau. Was er in den letzten Wochen durchgemacht habe, zeuge von einer beispiellosen Gewalt.
Seine Partei, die PS, hatte ihn im Zuge des Skandals gedrängt, sich zu entscheiden: Entweder, Geschäftsführer der mächtigen Publifin-Tochter Nethys zu bleiben, oder die Bürgermeisterschärpe in Ans zu tragen. Moreau hat sich für Nethys entschieden. In der Zeitung gibt er erstmals sein Jahresgehalt bekannt: knapp 600.000 Euro brutto plus Bonus. Man dürfe dabei nicht vergessen, dass er an der Spitze eines Konzerns mit 2.600 Beschäftigten stehe.
Ganz allgemein zu den Skandalen der vergangenen Wochen meint Het Nieuwsblad: Durch die Politik muss ein Ruck gehen. Es ist aller höchste Zeit für den großen Frühjahrsputz. Was auch nur ansatzweise stinkt, muss gesäubert werden. Auch wenn ein umstrittenes Verhalten legal ist, Ethik und Moral müssen wieder Einzug halten.
Gazet van Antwerpen gibt zu bedenken: Die traditionellen Parteien sollten jetzt nicht den Fehler machen und das Großreinemachen ankündigen, obwohl sie genau wissen, dass sie nicht alle Versprechen halten werden können. Von diesem Vorgehen haben die Bürger die Nase voll. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Transparenz sind jetzt gefragt.
Nabelschau von Flandern und Brüssel
L'Écho befasst sich mit dem Fluglärmstreit in Brüssel. Noch immer ist kein Kompromiss in Sicht. Den wird es auch nur geben, wenn sowohl die Brüsseler als auch die Flamen nicht mit ihrer Nabelschau aufhören. Es ist noch möglich, den Kopf aus dem Sand zu stecken. Aber die Zeit drängt, denn immer mehr Airlines schauen sich um, ob das Gras an Flughäfen in anderen Ländern nicht grüner ist.
La Libre Belgique ist überzeugt, dass es möglich ist, sowohl die Wirtschaft als auch den Lärmschutz in der Hauptstadt unter einen Hut zu bringen. Beispielsweise könnte man die Start- und Landebahnen am Brussels Airport in Zaventem verlängern, damit die Flugzeuge höher in der Luft sind, wenn sie die dicht besiedelte Hauptstadt überfliegen.
Man könnte auch auf Flugrouten über weniger besiedelte Gebiete in den flämischen Anrainergemeinden verlagern. Ein Teil der Frachtflüge könnte zudem nach Lüttich oder Ostende ausgelagert werden. wie dem auch sei: Es wird Zeit, dass alle Beteiligten also Föderalstaat, Flandern, Wallonie und Brüssel an einer gemeinsamen, "nationalen" Lösung arbeiten, die sowohl die Arbeitsplätze sicherstellt, als auch die Gesundheit der Bürger.
Vorerst kein neues EM-Stadion und dicke Luft
"Spielchen um das Eurostadion", titelt Le Soir. Rekordlandesmeister RSC Anderlecht zieht sich aus dem Projekt zurück und gefährdet den Bau einer neuen Fußballarena in Brüssel damit noch mehr. Laut Anderlecht sei der Bau zu groß und nicht komfortabel genug für den Verein. Einen Plan B, um sein aktuelles Stadion zu renovieren, hat Anderlecht nicht.
Deswegen glauben viele in der Brüsseler Politik, dass der Club gerade pokert, um bessere Konditionen für sich auszuhandeln. Stadt und Region Brüssel wollen ein neues Stadion für die Fußball-EM 2020 bauen. Eine erneute Sanierung des in die Jahre gekommenen König Baudouin-Stadions auf dem Heysel-Gelände halten sie für nicht durchführbar.
De Standaard warnt vor der schlechten Luftqualität in Europa: "Jedes Jahr sterben in Belgien über 10.000 Menschen an den Folgen zu hoher Feinstaubwerte in der Luft". Das entspricht einer Person pro Stunde. Die schlechten Luftwerte kosten der Zeitung zufolge jeden Belgier im Schnitt neun Monate seines Lebens.
Trotzdem unternehmen wir kaum etwas dagegen. Vor allem der Autoverkehr ist problematisch. Wir müssen unsere Mobilität grundlegend überdenken. Denn es wird der Tag kommen, an dem wir kopfschüttelnd auf die heutige Zeit zurückblicken und uns fragen: Warum zum Teufel haben wir damals nichts unternommen?
akn - Bild: Jonas Hamers (belga)