De Wever: Ein Republikaner als königlicher Informateur...
Für Le Soir folgt auf die Mission von Bart De Wever der Einsatz von PS-Parteichef Elio Di Rupo, um eine neue Föderalregierung zu bilden. In den kommenden Tagen werde De Wever die anderen Parteichefs treffen, um auszuloten, ob sich eine möglichst große Koalition zur Bildung einer Regierung finden lässt.
Mit wem der Mann an der Spitze der N-VA reden wird, fragt sich dann auch die Brüsseler Tageszeitung und meint, dass auf flämischer Seite die CD&V und die SP.A unumgänglich seien. Bei den Französischsprachigen würden wohl Diskussionen mit der cdH, Ecolo und selbst der MR, bei Einbeziehung der PS natürlich, stattfinden.
Im Leitartikel bemerkt die Zeitung, dass man sich vor weniger als einer Woche noch die Frage gestellt hat, ob König Albert Bart De Wever wohl auf Schloss Laeken empfangen würde. Jetzt, nur Tage nach dem Urnengang, werde der flämische Nationalist vom Staatsoberhaupt zum Informateur berufen. Durch das Akzeptieren dieser Mission übernehme De Wever Verantwortung und zeige, dass er Fortschritte bei den Verhandlungen erzielen wolle.
Dennoch bestehe das Risiko des Scheiterns. Da in der Logik der Dinge der zweite Wahlsieger vom Sonntag, nämlich Elio Di Rupo, dann wohl Regierungsbildner werde, und diese Funktion oft ins Amt des Premiers überleite, spiegele sich in dieser Entwicklung der Wählerwunsch vom 13. Juni. Bleibe die Frage, ob das Tandem De Wever-Di Rupo, die sich ihm stellenden Herausforderungen meistern kann.
... und danach ein Regierungsbildner Di Rupo?
De Standaard titelt: "De Wever ebnet den Weg für Di Rupo 1". Elio Di Rupo und Bart De Wever verfügten über den Kern eines Koalitionsabkommens: Eine tief greifende und umfassende Staatsreform, im Gegenzug für eine Rettung des Sozialsystems. Jetzt müsse man hierzu nur noch eine Zweidrittelmehrheit finden. Kurz, effizient und stark, so sehe N-VA-Parteichef Bart De Wever seine Rolle als Informateur, meint De Standaard.
Die Neue Flämische Allianz strebe ein umfassendes Übereinkommen an, dessen Details zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt werden. Im Leitartikel meint die Zeitung, dass es nicht mehr lange dauere, bis eine alte Doktrin aus Volksunie-Zeiten wieder auftauche, die drei Faustregeln, beziehungsweise Fragen umfasse: Erstens, bedeutet der gemeinschaftspolitische Konsens einen wesentlichen Fortschritt für Flanderns Autonomie? Ist der Preis hierfür nicht zu hoch, und macht er weitere Fortschritte in Zukunft nicht unmöglich? Mit einer solchen Vision könne ein Vertragswerk wie der Egmont-Pakt von vor dreißig Jahren verteidigt werden. Allerdings, so fügt De Standaard im Kommentar hinzu, mit hoffentlich besseren Ergebnissen.
Het Nieuwsblad meint, das De Wever als Informateur seinen Auftrag mit äußerster Diskretion ausführen wolle. Das Blatt titelt dann auch "Bart der Schweiger". Auch diese Zeitung ist überzeugt, dass der N-VA Parteichef den Weg für Elio Di Rupo als Premierminister ebnet und selber kein Anwärter auf das Amt des Regierungschefs ist. Es sei noch, früh, kommentiert das Blatt im Leitartikel, für ein definitives Urteil, aber es sehe doch immer mehr danach aus, als würden die Hauptakteure in der Rue de la Loi alles daransetzen, um Fehler, die 2007 begangen wurden, nicht zu wiederholen. Dennoch müsste noch einiges geschehen und wären die Herausforderungen immens. Die Wahlgewinner vom 13. Juni würden jedoch den Eindruck vermitteln, dass sie tatsächlich auf der Suche nach Lösungen sind. Mehr könne man derzeit nicht erwarten.
L'avenir ist überzeugt, dass Bart De Wever und Elio Di Rupo gleichermaßen bemüht sind, möglichst rasch voranzukommen. Gleichzeitig würden sie aber keine Fristen setzen. Dennoch habe sich der N-VA-Chef wohl höchstens dreißig Tage für seine Aufgabe gegeben, selbst wenn seiner Meinung nach zwei Wochen hierfür ausreichen würden.
Staatsbudget, Staatsreform, Sozialsystem - die drei großen Probleme
Gazet van Antwerpen zitiert De Wever auf der Titelseite mit den Worten: Es muss vorangehen. Diese Zeitung glaubt ebenfalls, dass De Wever schnell handeln will. Drei Fragen stünden dabei zentral: Wie sind die finanzielle Probleme des Landes anzupacken? Wie können wir institutionelle Reform, durchführen, und wie können wir das sozialwirtschaftliche Gefüge stärken?
Für La Libre Belgique ist Bart De Wever jetzt am Zuge. Auch diese Zeitung kommentiert im Leitartikel, dass wenn man vor acht Tagen erklärt hätte, dass Bart De Wever, der erklärte Republikaner, Nationalist, ja Separatist, vom König der Belgier mit einer Mission im Vorfeld der Regierungsbildung beauftragt würde, dann hätte das für Lacher gesorgt. Das Wichtigste sei jetzt aber, dass nach De Wever PS-Parteipräsident Di Rupo rasch eine Regierung zusammenstelle, die in der Lage ist, eine Staatsreform durchzuführen, die das Land endlich stabilisiert.
Het Laatste Nieuws titelt hierzu: König entscheidet sich für Republikaner, und für De Morgen ist die Balkenüberschrift zu De Wevers Auftrag: "Von staatsbedrohend zum Informateur". De Morgen notiert dann auch, dass trotz der vorsichtigen Annäherung zwischen De Wever und Di Rupo das Wasser zwischen N-VA und PS immer noch recht tief sei.
Für das Wirtschaftsblatt L'Echo schließlich ist der Auftrag als Informateur ein Test für Bart De Wever. Ein Test zum Abklopfen der tatsächlichen Absichten des separatistischen N-VA Parteichefs.