"Droht der Absturz für den Flughafen Zaventem?", fragt De Morgen provokativ auf seiner Titelseite. "Brüssel hält an strengerem Fluglärm-Gesetz fest", bemerkt La Libre Belgique. "Der Fluchtweg von Wirtschaftsminister Peters", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
Die Luftfahrtgemeinschaft bangt um die Zukunft des Brüsseler Flughafens: Es seien Tausende Arbeitsplätze in Gefahr, warnen Arbeitgeber und Gewerkschaften in einer gemeinsamen Stellungnahme. Hintergrund sind die Drohungen mehrerer Fluggesellschaften, sich vom Brussels Airport in Zaventem zurückzuziehen. Dahinter steckt die Angst vor saftigen Bußgeldern in Folge der Maßnahmen zur Fluglärmreduzierung über Brüssel.
Die Hauptstadtregion will ab dem 22. Februar Nulltoleranz bei der Anwendung ihrer Gesetze zum Schutz ihrer überflogenen Bürger walten lassen. Das Problem: Im flämischen Zaventem, nur einen Steinwurf von Brüssel entfernt, gelten weniger strenge Geräuschnormen.
Het Nieuwsblad hält fest: Die Fluglärm- und Flugroutenproblematik über Brüssel ist schon seit Jahrzehnten eine "Scheiß-Akte", die unzählige Verkehrsminister in den Wahnsinn getrieben hat. Eine Entscheidung in der Frage Arbeitsplätze gegen Ruhe und Lebensqualität ist für Minister immer ein politischer Selbstmord. Niemand scheint derzeit einen Ausweg aus diesem Dilemma zu haben.
Wirtschaftsminister Kris Peeters könnte zwar nicht für eine Lösung, aber für einen Aufschub der Problematik sorgen, berichtet die Zeitung. Ihm ist aufgefallen, dass Brüssels Umweltministerin Céline Fremault (CDH) es versäumt hat, der EU-Kommission ein Dokument über ihr neues Lärmschutzgesetz zu übermitteln. Durch diesen Formfehler kann das Dekret vor Gericht angefochten werden. Die Korrektur dieses Fehlers kann mehrere Monate dauern – damit sind die strengen Brüsseler Normen möglicherweise zwar nicht aufgehoben, aber zumindest aufgeschoben.
Worum geht es bei der Fluglärm-Debatte wirklich?
La Libre Belgique kann das Vorgehen der Hauptstadtregion dagegen nachvollziehen: Brüssel ist kein Lärm-Mülleimer. Die Föderalregierung sollte schnellstens ein neues Flugrouten-Gesetz vorlegen, um die dichtbesiedelte Metropole zu entlasten. Dagegen stellt sich aber Flandern quer, das eine stärkere Belastung der ländlichen Kommunen rund um den Flughafen fürchtet.
Auch für L'Echo liegt der Ball auf der Seite der Föderalregierung: Sie hat die Akte seit Jahren vor sich hinrotten lassen, auch Verkehrsminister François Bellot. Und hat damit auch gemeinschaftspolitische Spannungen hochkochen lassen. Die föderale Ebene muss den Brüsselern Zugeständnisse machen, damit die ihre strengen Lärmgesetze lockern und die Zukunft des Flughafens nicht gefährden.
Het Laatste Nieuws sieht in der harten Haltung der Brüsseler Regionalregierung hingegen keine Sorge um das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung, sondern politisch motivierte Spielchen, Profilierungsdrang und Wahlkampfgetöse. Anders ausgedrückt: Es geht der Koalition aus PS, CDH und Défi darum, Flandern und der Föderalregierung eins auszuwischen. Dieses Kräftemessen ist nicht nur leichtsinnig, sondern unverantwortlich, weil Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen – auch und gerade in Brüssel. Das Blatt plädiert dafür, die Lärmschutznormen landesweit einheitlich zu gestalten. Ansonsten droht Zaventem zu veröden.
Auch Het Nieuwsblad drängt zur Eile, bevor sich das Problem von selbst löst und es plötzlich ganz ruhig am Himmel über Brüssel wird. De Standaard sieht das ähnlich: Wir Bürger wollen keine Politiker, die eine Show abziehen und sich nur für die Interessen bestimmter Lobbygruppen stark machen. Wir wollen Politiker, die das Allgemeinwohl des ganzen Landes vor Augen haben und sich dafür einsetzen.
Schluss mit der Scheinheiligkeit
"Wer dreht den saudischen Geldhahn zu?", fragt derweil De Morgen. Hintergrund ist der alarmierende Bericht des Antiterror-Stabs, dass der von Saudi-Arabien propagierte Salafismus, eine radikale Auslegung OCAM des Islam, in Belgien auf dem Vormarsch ist. Die Zeitung fragt sich, warum die Politik hierzulande so zögerlich ist, sobald es um den Einfluss von Saudi-Arabien und der Türkei auf die Muslime in unserem Land geht. Immer, wenn es um diesen Einfluss geht, sind plötzlich andere Belange wie Waffenexporte, strategische Erwägungen und Hafen-Deals wichtiger. Die belgischen Politiker sollten den Mut aufbringen, mit dieser Scheinheiligkeit zu brechen und endlich etwas gegen die Radikalisierung von belgischen Muslimen aus dem Ausland zu unternehmen.
Längeres Grundschullehrer-Studium und Fußball-Auszeichnungen
Le Soir berichtet, dass das Grundschullehrer-Studium in der Französischen Gemeinschaft ab 2019 vier statt wie bislang drei Jahre dauern wird. Dadurch soll die Qualität der Ausbildung erhöht werden. Das ist auch dringend nötig, meint die Zeitung. Denn die schlechten Pisa-Studienergebnisse für die Wallonie und Brüssel zeigen deutlich: Hier muss sich etwas ändern.
Het Laatste Nieuws schließlich hat Belgiens frischgekürten Fußballer des Jahres auf seiner Titelseite: José Izquierdo vom FC Brügge hat den "Goldenen Schuh" des bestplatzierten Kickers erhalten. Kevin De Bruyne von Manchester City wurde zum besten belgischen Fußballer im Ausland gekürt.
AKn - Bild: Belga Photo Handout