"Das Armutsrisiko nimmt zu", titelt Le Soir. "Mehr als zwei Millionen Belgier betroffen", bemerkt Het Nieuwsblad. "Trotzdem: Die Mehrheit der Belgier ist zufrieden mit ihrem Leben", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Jeder Fünfte in Belgien lebt in Armut oder droht in Armut zu verfallen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Planbüros. Die Experten des Wirtschaftsministeriums haben dafür nicht nur das Bruttoinlandsprodukt unter die Lupe genommen, sondern auch gesellschaftliche Indikatoren analysiert.
Daraus geht hervor, dass die übergroße Mehrheit der Landsleute zufrieden ist. Ihr Leben bewerten die Belgier im Schnitt mit einer Note von 7,4 auf 10. "Hierzulande lässt es sich gut leben", so das Fazit von Het Nieuwsblad.
Arm, aber zufrieden
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es immer mehr Menschen – zumindest aus finanzieller Sicht – schlecht geht, gibt Le Soir zu bedenken. Die Anzahl hochverschuldeter Belgier hat in den vergangenen Jahren um 60 Prozent zugenommen. Die Zahl der Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, ist um 40 Prozent gestiegen.
Het Belang van Limburg merkt an: Auch wenn die Beschäftigung in Belgien insgesamt zunimmt, die Arbeitslosigkeit von gering Qualifizierten, also von Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, bleibt dramatisch hoch. Um die Armut wirksam und nachhaltig zu bekämpfen, muss die Politik den Hebel hier ansetzen, rät die Zeitung.
"Dämliches Fluglärmgesetz wird Folgen haben"
"Ryanair will bereits gebuchte Flüge ab Brüssel notfalls streichen", titelt Het Nieuwsblad. "Billigflieger lässt Brussels Airport links liegen", schreibt L'Écho. In La Libre Belgique droht Ryanair-Chef Michael O'Leary: "Dieses dämliche Fluglärmgesetz wird Belgien noch teuer zu stehen kommen".
Anlass für die deutlichen Worte des irischen Geschäftsmanns sind die strengeren Brüsseler Lärmschutznormen. Um ihre überflogenen Einwohner zu schützen, hat die Hauptstadt-Region im Alleingang die gesetzlichen Bestimmungen rund um den Fluglärm verschärft. Die Folge: Um den Flughafen von Zaventem herum gelten jetzt unterschiedliche Obergrenzen für Fluglärm.
Die Brüsseler Regionalregierung ist fest entschlossen, ihr Vorhaben durchzuziehen und ab dem 22. Februar Nulltoleranz walten zu lassen. Bei Überschreitung der neuen Brüsseler Obergrenzen – laut aktuellem Flugplan wären hunderte Flüge betroffen – sollen die Airlines ein Bußgeld von 6.000 Euro pro Flug zahlen. Mehrere Fluggesellschaften haben bereits mit einem Abzug aus Zaventem gedroht. Die Flämische Region und die Gewerkschaften befürchten, dass bis zu 3.000 Arbeitsplätze in Gefahr sind.
Het Nieuwsblad meint: Nach dem Antwerpener Hafen ist der Brüsseler Flughafen der zweitwichtigste Wirtschaftspol des Landes. Die Bußgelder der Region Brüssel werden sich negativ auf die Beschäftigungslage auswirken. Von den Taxifahrern über die Reisebüros in der Hauptstadt bis zu den Putzkräften: Brüssel schneidet sich mit seiner einseitigen Vorgehensweise ins eigene Fleisch. Und wenn die PS-CDH-Regierung denkt, dass der Zaventem-Boykott dem wallonischen Flughafen von Charleroi zugutekommen wird, täuscht sie sich gewaltig. Die Airlines werden ins Ausland abwandern.
Wenn unser Land eines Tages zugrunde geht, dann nicht, weil es klein und unbedeutend ist, sondern am Kleinmut und an der Engstirnigkeit seiner Teilstaaten. Die Zeitung ruft Premierminister Charles Michel auf, sich der Akte dringend anzunehmen – bevor es zu spät ist.
Salafismus auf dem Vormarsch
Laut einem Bericht des Antiterrorstabs OCAM, den De Standaard einsehen konnte, gewinnt der Salafismus in Belgien immer mehr an Einfluss. Die radikale Auslegung des Islam ist auf dem Vormarsch. Die von Saudi-Arabien propagierte Lesart der muslimischen Religion findet hierzulande offenbar immer mehr Anhänger.
Hintergrund sind steigende Geldmittel aus Saudi-Arabien sowie der wachsende Einfluss salafistischer Prediger auf Moscheen, Imame und Moslems hierzulande. Die Experten vom OCAM halten diese Entwicklung für besorgniserregend, weil der Salafismus nicht mit unserer Demokratie, den bürgerlichen Freiheiten und der Trennung von Religion und Staat zu vereinen ist.
Der Salafismus sei außerdem nicht nur eine radikale spirituelle Auslegung des Islam, sondern stifte zum gewaltsamen Dschihad und zum Terror an. De Standaard ruft die Politik auf, endlich etwas dagegen zu unternehmen und den Einfluss der Saudis zu stoppen. Auch wenn das wirtschaftliche Folgen für unser Land haben könnte, die Sicherheit und der Schutz der Bürger gehen vor.
"Energieversorger Electrabel will seinen Arbeitnehmern ab 53 Jahren den Vorruhestand anbieten", titelt L'Écho. Betroffen sind rund 350 Beschäftigte aus den Abteilungen Marketing und Verkauf. Die Kosten soll nicht der Staat tragen, sondern das Unternehmen selbst. Die Zeitung hält das Vorgehen von Electrabel trotzdem für das "völlig falsche Signal" an die Gesellschaft.
akn - Bild: Benoît Doppagne (belga)