"Steve Darcis wieder einmal heldenhaft", titelt L'Avenir. Die belgische Tennismannschaft hat im Davis-Cup für eine faustdicke Überraschung gesorgt: Belgien besiegte Deutschland mit 4:1 und erreichte damit das Viertelfinale in den Wettbewerb. "Das ist ein Riesenerfolg, zumal die Belgier ohne ihre Nummer eins antreten mussten, nämlich David Goffin", bemerkt La Dernière Heure auf Seite eins. DER Held des Wochenendes, das war Steve Darcis, der offensichtlich nicht umsonst den Spitznamen "Monsieur Davis Cup" trägt.
Sportlich geht es auch auf den Titelseiten der flämischen Massenblätter zu: "Die Belgier oben auf", titelt etwa Het Nieuwsblad. Zu sehen sind zunächst drei Rote Teufel: Eden Hazard, der in der Premier League für Chelsea ein Traumtor geschossen hat, und dann Romelu Lukaku und Dries Mertens.
Beide haben am Wochenende drei beziehungsweise vier Mal getroffen. "Und beide führen in ihrer Liga die Torjägerliste an", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins, Lukaku in England und Mertens in Italien.
Und auch ein Trainer hat es auf beide Titelseiten geschafft, nämlich Hugo Broos. Der Belgier hat mit Kamerun den Afrika-Cup gewonnen.
Le Pens Rezepte
Viele Zeitungen blicken heute auch nach Frankreich. Dort hat gestern unter anderem Marine Le Pen, die Präsidentin des rechtsextremen Front National, ihr Wahlprogramm vorgestellt. Laut Umfragen könnte Le Pen bei der Präsidentschaftswahl im Mai im ersten Wahlgang auf Platz eins landen.
"Nicht rechts, nicht links, sondern allein französisch", so fasst De Standaard die Botschaft zusammen. Het Belang van Limburg hebt einen anderen Schwerpunkt der FN-Kampagne hervor: "Le Pen verspricht – wenn sie gewählt wird – ein Referendum über einen Frexit", schreibt das Blatt auf Seite eins. Heißt also: Auch die Franzosen dürften dann entscheiden, ob ihr Land die EU verlassen soll oder nicht.
"Le Pen führt im Wesentlichen denselben Wahlkampf wie 2012", analysiert Le Soir. Die Themenschwerpunkte sind nahezu deckungsgleich mit der Kampagne bei den letzten Präsidentschaftswahlen. Da gibt es nur einen feinen Unterschied: Zwischendurch gab es den Brexit und die Wahl von Donald Trump.
Justiz vs. Trump 1:0
Apropos: "Donald Trump beißt ins Gras", frotzelt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Der neue US-Präsident musste am Wochenende eine weitere Niederlage hinnehmen. Ein Richter in Seattle im Bundesstaat Washington setzte den von Trump verhängten Einreisestopp für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten aus.
Donald Trump reagierte – per Twitter natürlich – wütend auf das Urteil und sprach unter anderem von einem "so genannten Richter". Gazet van Antwerpen greift die Formulierung auf und bemerkt hämisch: "So genannte Richter pfeifen Trump zurück".
Für einige Zeitungen bahnt sich hier ein handfester Konflikt an. "Trump prallt auf Richter", schreibt De Standaard. Für De Morgen ist die Justiz ab jetzt "im Fadenkreuz von Donald Trump".
In dieser Auseinandersetzung steht es aber erstmal 1:0 für die Justiz, freut sich Het Laatste Nieuws. Trump hat die erste Schlacht verloren. Jeder ahnt allerdings, dass der Krieg dafür noch längst nicht vorbei ist.
Wie Het Laatste Nieuws spricht auch La Libre Belgique, sozusagen als Retourkutsche, vom "so genannten US-Präsidenten". Sein Einreisestopp hat für ein beispielloses Chaos gesorgt und damit die neue Administration bloßgestellt. Seine neuerliche Attacke auf die Justiz zeugt von einer flagranten Missachtung der demokratischen Institutionen in den USA.
Hier zeigt sich: Wer glaubt, dieser Mann handelt erst, bevor er nachdenkt, der irrt sich. Trump denkt auch im Nachhinein nicht über seine Aktionen nach.
Schlittern die USA in eine Diktatur?
Donald Trump und seine Beraterclique haben offensichtlich ein kleines Detail vergessen, meint Le Soir. Auch ein Präsident muss sich an die geltenden Gesetze halten. Und in diesem Konflikt mit der Justiz geht es nur um eine einzige Frage: Schlittern die USA in eine Diktatur?
Het Nieuwsblad sieht das genauso. Die Justiz ist offensichtlich die einzige Instanz, die noch verhindern kann, dass sich Trump in einen Putin oder Erdogan verwandelt, der allenfalls noch mit einer Prise demokratischen Ketchup übergossen wurde. Die unabhängige Presse steht ja schon unter Dauerschuss, Stichwort "alternative Fakten", Stichwort "fake news".
Der Präsident und seine Berater führen offensichtlich einen Krieg; dabei geht es um die Frage, wie die Verfassung zu interpretieren ist, mehr noch: Hier geht es um die Grundfesten der demokratischen Rechtsordnung.
Dieser Donald Trump hat seine Echos in Europa, warnt Gazet van Antwerpen. Geert Wilders in den Niederlanden und Marine Le Pen in Frankreich rühren dieselben Zutaten zusammen: Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Abschottung. Und auch die Mittel sind die gleichen: spalten und vereinfachen.
Zugegeben: Die demokratischen Strukturen sind komplex; weil eben die Welt komplex ist. Die große Herausforderung muss dennoch sein, die Machtstrukturen transparenter zu machen. Aber vor allem: Jeder einzelne Politiker muss sich darüber im Klaren sein, dass er die demokratischen Institutionen repräsentiert.
"Make Russia great again!"
Zu diesem Themenkomplex passt die Aufmachergeschichte von De Morgen: "Putins Masterplan", so die Schlagzeile auf Seite eins. Das Blatt kann nur feststellen, dass Russland im Moment quasi in ganz Europa Fingerabdrücke hinterlässt.
Beispiel Hackerangriffe: Wie in den USA versucht der Kreml, Einfluss auf die Wahlen zu nehmen, insbesondere in den Niederlanden, in Frankreich und in Deutschland. Zufälligerweise werden Leute wie Geert Wilders oder Marine Le Pen mehr oder weniger direkt von Russland unterstützt; der FN bekam gar ein Darlehen von einer russischen Bank.
Auch die deutsche AfD unterhält Beziehungen zu Beratern des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das Ziel ist laut De Morgen doppelt gelagert. Erstens will Russland wieder zu alter Größe gelangen: Make Russia great again. Und ein Mittel dafür ist zweitens, Europa aus dem Gleichgewicht zu bringen und zu destabilisieren.
rop - Bild: Saul Loeb (afp)