"Selbstzerstörung durch Penelope Fillon", titelt Le Soir. "Wer soll François Fillon ersetzen?", fragt sich La Libre Belgique. Bei De Standaard heißt es: "Penelope-Gate spaltet die französischen Konservativen".
Für den Präsidentschaftskandidaten der französischen Republikaner, François Fillon, wird es jetzt richtig eng.
Der Sender France 2 strahlte am Abend ein bislang unbekanntes Interview von 2007 aus, in dem Fillons Ehefrau Penelope entspannt über ihr Hausfrauendasein plaudert. Unter anderem sagte sie, sie habe nie als Assistentin für ihren Mann gearbeitet. Pikant: Wie sich jetzt herausstellt, war sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren als parlamentarische Assistentin auf dem Lohnzettel von François Fillon geführt. Insgesamt hat Penelope dafür mehr als 500.000 Euro aus der Staatskasse erhalten – vermutlich ohne dafür einen Finger gerührt zu haben.
Dazu meint La Libre Belgique: Auch wenn Fillon es noch nicht wahr haben will – aus dieser Nummer kommt er nicht mehr heraus. Wenn Fillon seiner Partei 80 Tage vor der Wahl eine herbe Niederlage ersparen will, sollte er schleunigst von seiner Kandidatur zurücktreten. Allerdings ist bislang völlig unklar, wer ihn dann im Rennen um den Elysée-Palast ersetzen könnte. Der Zweitplatzierte bei der Vorwahl der Konservativen, Alain Juppé, will sich nicht zur Verfügung stellen. Nur ein Wunder kann ein Scheitern der Partei bei der Wahl noch verhindern, so die Zeitung.
Trumps langer Schatten
"Trump überschattet EU-Gipfel von Malta", schreibt De Morgen auf seiner Titelseite. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union beraten bei ihrem Sondertreffen nicht nur über die Flüchtlingskrise und die Zukunft nach dem Brexit, sondern auch über die Beziehungen zu den USA nach dem Amtsantritt von Donald Trump.
In De Standaard fordert Premierminister Charles Michel rasche Entscheidungen der EU, ansonsten befürchtet er, dass Europa zum "Spielball von Trump, Putin und Xi" werde. Wenn sich nicht alle 27 Mitgliedsstaaten auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können, will Michel notfalls ein "Kern-Europa" vorantreiben, um in wichtigen Bereichen schneller reagieren und entscheiden zu können. Etwa in Energie- und Finanzfragen, bei der Terrorbekämpfung und bei der gemeinsamen Verteidigungspolitik.
L'Echo hält fest: Europa hat die Gefahr durch Populisten zu lange unterschätzt. Die Union muss nun schnell reagieren. Tut sie das nicht, wird es bald nur noch kleine, zerstrittene Autokraten hier geben, die zu leichten Opfern der Großmächte Russland, China und Amerika werden. Auch Le Soir bemerkt: Wenn die EU sich nicht am Riemen reißt, könnte uns schon bald das gleiche Schicksal blühen wie den USA unter Trump.
De Morgen gibt zu bedenken: Trumps Protektionismus ist gefährlich. Er schafft Grenzen und provoziert Handelskriege. Die Geschichte hat uns gelehrt: Handelskriege führen zu echten Kriegen. Um genau diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat Europa vor 70 Jahren beschlossen, am gleichen Strang zu ziehen. Eines muss uns klar sein: Heute steht nicht weniger als dieser Frieden auf dem Spiel.
Trump-Maulkorb für flämische Nationalisten
Apropos Trump: Het Nieuwsblad veröffentlicht eine interne Anweisung der N-VA an ihre Abgeordneten. Darin verpasst die Parteispitze ihren Mitgliedern einen Maulkorb bezüglich Donald Trump. Sie sollten keine Stellung zur Politik des neuen amerikanischen Präsidenten beziehen – zumindest so lange, wie es keinen offiziellen Standpunkt der N-VA gibt. Bis dahin sollen Journalisten abgewimmelt werden, heißt es in der internen Note.
Eines erlauben die flämischen Nationalisten ihren Abgeordneten aber wohl: über die "Hysterie" des linken Lagers über Trump herzuziehen. Die N-VA macht ihre Parlamentarier also zu Kastraten, hält die Zeitung in ihrem Kommentar fest. Abgeordnete sollten aber mehr sein als gut dressierte Papageien. Wir sollten wegen Trump zwar nicht in Panik geraten, Wegschauen hilft aber bestimmt auch nicht.
Genauso sieht es Gazet van Antwerpen: Unsere Politiker sollten keine Scheuklappen aufsetzen. Trumps umstrittene Entscheidungen sollten wir lieber zum Anlass nehmen, offen über Themen wie Grenzen, Flüchtlinge, Populismus und Wirtschaftspolitik zu debattieren.
In Lüttich ist offenbar alles möglich
"Trotz Terrorverdachts nicht abgeschoben", titelt Het Laatste Nieuws. Ein 41-jähriger Algerier hätte gestern aus Belgien ausgewiesen werden sollen, doch kurz vor knapp erwirkte er vor Gericht einen Aufschub aus gesundheitlichen Gründen. Der Richter in Lüttich urteilte, der Mann sei zu krank, um in ein Flugzeug zu steigen. Asylstaatssekretär Theo Francken und die Ausländerbehörde können die Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen, da der Mann als "sehr gefährlich" eingestuft wird.
Der Grund: Seine Frau wurde bereits wegen der Anwerbung von Syrienkämpfern verurteilt, er selbst hält sich illegal in Belgien auf. Außerdem hatten zwei Amtsärzte dem Mann Flugtauglichkeit bescheinigt. Zusätzlich veranlasste der Richter die Entlassung des Algeriers aus der Abschiebehaft. Empört meint die Zeitung: Egal ob es um die Verschwendung von Steuergeldern wie bei Publifin geht, oder um islamistischen Extremismus – in Lüttich kommt man damit ungestraft davon.
Akn - Foto: Eric Feferberg (afp)