"Ist Trump gefährlich für Europa?", fragt De Morgen auf seiner Titelseite. De Standaard liefert die Antwort in Form eines Zitats von EU-Ratspräsident Tusk, ebenfalls auf Seite eins: "Die USA sind eine Bedrohung für Europa". "Donald gegen Donald", so die Schlagzeile von Le Soir. "Selbst der König übt Kritik an Trump", hebt La Libre Belgique hervor.
Zehn Tage nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten geht Europa immer deutlicher und schärfer auf Distanz zu Donald Trump. EU-Ratspräsident Donald Tusk nannte ihn einen "Unsicherheitsfaktor" – in einer Reihe mit Russland, China und dem islamistischen Terror. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs griff kein europäischer Spitzenpolitiker einen amerikanischen Präsidenten so heftig an, bemerkt De Standaard.
Wenn aus einem alten Freund plötzlich ein Feind wird..., bringt es Het Nieuwsblad auf den Punkt. Laut einer Umfrage der Zeitung halten drei Viertel der Belgier Trump für gefährlich. Hoffentlich sehen die Menschen in den anderen EU-Mitgliedsstaaten das genauso und werden keinen derartigen Populisten an die Macht wählen: Geert Wilders, Marine Le Pen und Frauke Petry stehen für die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland ja schon in den Startlöchern.
De Standaard versucht den kontroversen Entscheidungen des US-Präsidenten etwas Positives abzugewinnen: Trumps Peitschenhiebe könnten für Europa heilsam sein. Nachdem die Europäische Union in den letzten Jahren von einer Krise zur nächsten getaumelt ist, zwingen nun veränderte äußere Umstände zur Rückbesinnung auf die eigenen Kräfte und Werte. Um unsere Sicherheit, unseren Wohlstand und unsere offene Gesellschaft zu verteidigen, können wir uns in Zukunft nur noch auf uns selbst verlassen, meint die Zeitung.
Für Het Laatste Nieuws ist die europäische Kritik an Trump hingegen Augenwischerei: Der US-Präsident bietet Donald Tusk, Jean-Claude Juncker und den anderen europäischen Sonntagsrednern den perfekten Vorwand, sich nicht selber den Spiegel vorhalten zu müssen. Würden sie in besagten Spiegel schauen, dann würden sie sich vor ihrem eigenen Angesicht erschrecken. Die EU ist blass, schrumpelig, kraftlos und heruntergekommen – der "alte Kontinent" hat noch nie so alt ausgesehen, meint das Blatt.
König: Abschottung und Protektionismus sind keine Antwort
"Energische Rede von König Philippe gegen Trump und Brexit", titelt derweil L'Echo. Auch L'Avenir greift die Neujahrsansprache des belgischen Staatsoberhauptes auf. Ohne sie beim Namen zu nennen hat der König die Entwicklungen in den USA und Großbritannien mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisiert. Philippe hat Recht, wenn er sagt, dass Abschottung und Protektionismus nicht die richtigen Antworten auf die Vertrauenskrise in der westlichen Welt sind. Das Blatt pflichtet dem König bei, fragt sich aber, ob es nicht schon zu spät für diese warnenden Worte ist.
Revolution oder Pseudo-Reform?
"Revolution bei Publifin in der Mache", berichtet Le Soir. Nach dem Skandal um die horrenden Sitzungsgelder und Interessenkonflikte gibt PS-Politiker Stéphane Moreau sein Amt als Bürgermeister von Ans auf, um Geschäftsführer der mächtigen Publifin-Tochter Nethys bleiben zu können. Außerdem soll der Verwaltungsrat der Interkommunalen von derzeit knapp 30 auf nur noch zehn Personen geschrumpft werden.
Schön und gut, meint die Zeitung in ihrem Leitartikel, aber es braucht mehr als ein paar Schnellschüsse. In Sachen Ethik und Moral scheint die wallonische Regierung endlich den Turbo eingeschaltet zu haben. Trotzdem bleiben viele Fragen offen: Wer ist für die Machenschaften verantwortlich und warum konnten sie so lange unentdeckt bleiben? Und wer garantiert uns, dass die Neuerungen nicht nur eine Pseudo-Reform sind? Die Vergangenheit in der Wallonie hat uns leider oft eines Besseren belehrt. Und auch die erste Pressemitteilung des neuen Bürgermeisters von Ans, Grégory Philippin, lässt aufhorchen. Darin heißt es: Moreau bleibe "sehr involviert" in die große Projekte seiner Heimatgemeinde.
Belgische Umweltzonen-Premiere
"Historischer Tag", titelt Gazet van Antwerpen groß auf ihrer Titelseite. Heute tritt Belgiens erste Umweltzone in Kraft. Der gesamte Innenstadtbereich von Antwerpen zwischen Autobahnring und Schelde ist von nun an für bestimmte Fahrzeuge nicht mehr zugänglich. Das Blatt spricht von einem notwendigen Schritt, um die Menschen zu sensibilisieren, die Feinstaubbelastung zu reduzieren und damit die Luftqualität zu verbessern.
Anders als in Deutschland wird das Ganze aber nicht über eine an der Windschutzscheibe angebrachte Plakette kontrolliert, sondern über eine automatische Erfassung der Kennzeichen der Fahrzeuge durch intelligente Kameras auf den Zufahrtswegen zur Innenstadt. Aufpassen müssen Fahrer mit ausländischen Kennzeichen: Sie müssen ihr Fahrzeug vorab auf der Internetseite der Stadt Antwerpen registrieren. Ansonsten droht automatisch ein Strafzettel mit einer Buße von 125 Euro.
Alain Kniebs - Foto: Brendan Smialowski/AFP