Het Belang van Limburg titelt auf Seite 1: "König gewinnt Zeit". Das Staatsoberhaupt habe gestern die politischen Sondierungsgespräche mit Parteichefs abgerundet. Einen Informator habe der König aber noch immer nicht eingesetzt. Das lasse darauf schließen, meint die Zeitung, dass der König für Elio Di Rupo und Bart De Wever, die beiden Wahlgewinner, Zeit gewinnen muss.
Diese ist nicht nur nötig, um es den beiden zu erlauben, weiter informell diskutieren zu können, sondern auch, um den Wahlverlierern Gelegenheit zu geben, wieder Luft zu schöpfen und dann für sich auszumachen, ob sie, Ja oder Nein, bereit sind, an Koalitionsverhandlungen teilzunehmen.
Im Leitartikel geht das Blatt auf die wirtschaftliche Vorausschau der belgischen Notenbank ein. Deren Chef, Guy Quaden, hatte gestern wissen lassen, dass eine Sanierung der Staatsfinanzen mit einem ausgeglichenen Haushalt bis 2015, nur durch das Erheben neuer Steuern möglich wäre. Eine im Grunde, nach Ansicht des Leitartiklers, politische Aussage, die dem Notenbankchef nicht zusteht, und für die sein Vize unlängst Kritik geerntet hatte.
La Libre Belgique hat den aussichtsreichen Kandidaten auf das Amt des nächsten Premierministers, nämlich Elio Di Rupo auf der Titelseite. Die Zeitung informiert heute über die, wie sie es nennt, "Galaxie Di Rupo": Hiermit sind die den PS-Parteipräsident umgebenden Politgrößen und Mitarbeiter gemeint, die zum engeren Vertrautenkreis des sozialistischen Spitzenpolitikers gehören.
Notenbank: Es drohen vier sehr magere Jahre ...
Auch La Libre Belgique geht im Leitartikel heute auf die von der Notenbank vorgelegten Wirtschaftsdaten ein. Vier Jahre ohne Urnengang, wenn man von den Kommunalwahlen 2012 absieht, kommentiert das Blatt, müssten dem Land die Gelegenheit geben, den Verbrauchern wieder die Möglichkeit zum Konsum zu verleihen und den Unternehmen den Willen zu Investitionen zurückzubringen.
Denn das sei schließlich das Geheimnis des Wirtschaftswachstums. Wirtschaftswachstum bringe Vertrauen, doch für all dies brauche es Männer und Frauen, die sich ein solches Vorhaben zum Ziel nehmen. Hierzu bedürfe es einer Regierung. Nur 36 Stunden nach den Wahlen gebe die belgische Notenbank den Weg vor. Jetzt sei keine Zeit mehr zu verlieren, kommentiert La Libre Belgique.
Auch das Wirtschaftsblatt L'Echo meint, dass neue Steuern unumgänglich seien und beruft sich dabei auf Notenbankchef Guy Quaden.
Kommt ein Informator aus der N-VA?
Im Rückblick auf die Wahlen vom Sonntag schreibt L'Echo, dass die französischsprachige Sozialisten der PS von einer Stimmenwanderung von Wählen profitierten, die sonst ihre Stimmen den Grünen von Ecolo gaben. L'Echo beziffert den Stimmenzuwachs aus dem grünen Reservoir für die PS allein für die Wallonie auf 90.000.
De Standaard meint, dass die Neue Flämische Allianz heute zum Zuge kommt. Zwei Namen würden für die Person des Informateur aus den Reihen der N-VA genannt: Der von Parteichef Bart De Wever und der des bisherigen Fraktionschefs der N-VA in der Abgeordnetenkammer, Jan Jambon.
Damit beginne die Suche nach einer breiten Koalition für die, so der Aufmachertitel von De Standaard heute, PS und N-VA eine Zweidrittelmehrheit anstreben. Damit würde die nächste Regierung eine umfassende Verfassungsreform angehen können. De Standaard meint, dass Elio Di Rupo bereit sei, Zugeständnisse bei einer umfassenden Sanierungsaktion für die Staatsfinanzen zu machen, fraglich sei nur, ob Bart De Wever im Gegenzug ähnliche Kompromisse, in anderen Bereichen, bereit ist einzugehen.
Di Rupo optimistisch für Koalitionsverhandlungen
Auch De Morgen glaubt an Bart De Wever als Informator und meint, dass PS-Parteichef Di Rupo eine Koalition auch mit MR und FDF anstrebe, um Angriffe der Opposition in gemeinschaftspolitischen Fragen soweit wie möglich einzugrenzen. Das Blatt verweist überdies auf eine Aussage Elio Di Rupos von gestern, in der der Sozialist den Koalitionsverhandlungen gute Chancen auf Erfolg einräumt.
Dieses Zitat wird in Het Laatste Nieuws sogar zum Aufmachertitel. Zusammen sei man auf dem Weg, die ersten Züge eines Kompromisses zu suchen. Es gebe viel Arbeit, aber die sei zu schaffen. Het Laatste Nieuws geht im Leitartikel dann, wie andere Blätter heute ebenfalls, auf die nach Ansicht der belgischen Notenbank zur Sanierung des Staatsetats nötigen Steuererhöhungen ein.
Entgegen aller Aussagen im Wahlkampf tauchten sie jetzt, nur kurz nach dem Urnengang, sofort auf. Kommentierend meint das Blatt, dass man aber nicht den Steuerdruck weiter erhöhen, sondern eher die Ausgaben des Staates kürzen müsste, um finanzielle Spielräume zu eröffnen, das habe man bisher in Belgien nicht getan. Jetzt sei es an der N-VA, diesen Zustand zu verändern.
Le Soir informiert heute über den Auftritt Elio Di Rupos vor der internationalen Presse gestern. Auf Englisch habe Di Rupo Stabilität für das Land angemahnt und gleichzeitig durchblicken lassen, dass dies ein erreichbares Ziel ist. Crucial times, so Di Rupo, doch man sei sich der Verantwortung bewusst und stelle sich ihr.
Unwetter in Südfrankreich
Eine Reihe von Tageszeitungen berichtet heute auch über die schweren Unwetter, die in Südfrankreich mindestens 20 Todesopfer forderten und auch zahlreiche belgische Touristen in arge Bedrängnis brachten. Viele Campingplätze im Südosten Frankreichs wurden vollständig überflutet und sind nach den sintflutartigen Regenfällen jetzt völlig verwüstet.
In einigen Gegenden, so berichten, Vers l'Avenir und Het Nieuwsblad übereinstimmend, stand das Wasser zeitweise meterhoch und mussten Menschen mit Helikoptern von den Dächern ihrer Häuser gerettet werden.