"Wallonische Mafia", titelt De Morgen. "Aufsichtsminister Furlan verspricht in Sachen Interkommunalen aufzuräumen", schreiben sowohl L'Écho als auch L'Avenir. "Kein Ministerrücktritt, nur ein kleines Mea culpa", bemerkt La Libre Belgique.
Das wallonische Parlament hat sich am Mittwoch mit dem Publifin-Skandal befasst. Der zuständige Aufsichtsminister Paul Furlan (PS) ist mit einem blauen Auge davongekommen. Er hätte besser hinschauen müssen, gab der Minister zu. Das Wort Rücktritt nahm er aber nicht in den Mund. Stattdessen versprach Furlan für mehr Transparenz und Gerechtigkeit bei den undurchsichtigen und umstrittenen interkommunalen Zweckverbänden zu sorgen. Zur Erinnerung: Die Lütticher Publifin hatte in den letzten beiden Jahren Sitzungsgelder in Höhe von 2,5 Millionen Euro an 30 Lokalpolitiker gezahlt.
L'Avenir spricht von einer "verpassten Chance". CDH, MR und vor allem PS haben zwar wieder ihre Haut gerettet, gestärkt gehen die traditionellen Parteien aber ganz sicher nicht aus dieser peinlichen Affäre hervor. Den Populisten und Extremisten in der Wallonie werden die Argumente auf dem Silbertablett serviert.
Genauso sieht es De Morgen: Diesmal sind alle großen Parteien mit Ausnahme der Grünen in den Skandal verwickelt, bei der sozialistischen PS leckt man aber ganz besonders seine Wunden. Zehn Jahre nach den Affären von Charleroi sind die alten Dämonen plötzlich wieder da, stellt auch das GrenzEcho fest. Die linksextreme PTB reibt sich schon die Hände…
"Leider wird sich wieder nichts ändern"
La Libre Belgique ist sauer: Der Rücktritt von Minister Furlan hätte das Problem natürlich nicht gelöst, aber er wäre ein wichtiges symbolisches Zeichen gewesen. Jetzt wird sich nichts, aber auch rein gar nichts ändern. Zwar wurden - mal wieder - Reförmchen versprochen. Skrupellose Lokalpolitiker in Aufsichtsräten von Interkommunalen werden aber weitermachen wie bisher und ihre Hand aufhalten - als sei nichts geschehen. Das ist das eigentliche Drama, urteilt die Zeitung.
L'Écho traut den Reformversprechen ebenfalls nicht. Werden die undurchsichtigen Strukturen der Interkommunalen verschwinden? Werden wir eines Tages das Gehalt des Chefs der Publifin-Tochter Nethys, Stéphane Moreau, erfahren? Wenn man sich anschaut, wie die wallonische PS-CDH-Mehrheit mit dem Problem umgeht, sind Zweifel erlaubt, gibt das Blatt zu bedenken.
Laut Le Soir zieht der Skandal weitere Kreise. Neben Publifin ist nun auch der Strom- und Gasnetzbetreiber ORES betroffen. Diesmal geht es nicht um horrende Sitzungsgelder, sondern um Interessenskonflikt. François Desquennes, Vertrauter von CDH-Präsident Benoît Lutgen ist Mitte Dezember 2016, kurz vor Ausbruch der Publifin-Affäre, aus dem ORES-Verwaltungsrat zurückgetreten. Desquennes hatte im wallonischen Parlament einen Gesetzesvorschlag zur Verlängerung der umstrittenen Sektorenausschüsse bei ORES und Publifin eingereicht. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Skandal? Die Frage ist erlaubt, findet Le Soir.
"Beschämend, dass Belgien Terror-Opfer im Stich lässt"
Het Nieuwsblad befasst sich mit den Nachwehen der Brüsseler Terroranschläge. Überlebende und Angehörige der Toten haben im parlamentarischen Untersuchungsausschuss von ihrem Leidensweg berichtet. Sie fühlen sich vom Staat im Stich gelassen - sei es bei Erbschaftsfragen oder medizinischen Angelegenheiten. Der Sonderstatus der Terroropfer, das ihnen versprochen worden war, haben sie noch nicht erhalten. Die Zeitung meint: Außergewöhnliche Umstände wie die Anschläge erfordern außergewöhnliche Maßnahmen des Staates.
Het Belang van Limburg findet es beschämend, dass Belgien den Opfern bislang nicht mehr unter die Arme gegriffen hat. Dass wir ein kleines und komplexes Land sind, darf keine Entschuldigung sein. Die Begleitung und die Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen muss dringend besser werden, moniert das Blatt.
"Wir sind nicht stolz auf Donald Trump"
"Trump so unbeliebt wie kein anderer US-Präsident vor ihm", titelt De Standaard auf Seite eins. Einen Tag vor seiner Amtseinführung stehen nur noch 40 Prozent der Amerikaner hinter dem Mann, den sie gewählt haben. Wie Het Laatste Nieuws berichtet, bleiben zwar noch 24 Stunden bis zur Eidesleistung in Washington. In London ist Donald Trump aber bereits ins Weiße Haus eingezogen - als Wachsfigur im Kabinett von Madame Tussaud.
Het Belang van Limburg hat sich im rheinland-pfälzischen Dörfchen Kallstadt umgesehen. Von dort stammt Trumps Großvater. Der arbeitslose Friedrich Trump hatte seine deutsche Heimat 1885 verlassen und war in die USA ausgewandert. Trumps Geburtshaus steht inzwischen zum Verkauf - die heutigen Besitzer sind den Medienrummel leid. Die meisten Menschen in Kallstadt sind alles andere als stolz auf den Nachfahren ihres Dorfbewohners, der am Freitag zum mächtigsten Mann der Welt wird. Einer erklärt in der Zeitung: "Donald Trump bekommt hier erst ein Denkmal, wenn er seine Politik ändert und ein guter US-Präsident wird".
Alain Kniebs - Bild: Thierry Roge/BELGA