"Trump stößt EU, Deutschland und Nato vor den Kopf", titelt De Standaard. "Trump sagt Europa Implosion voraus", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. "Trump macht London schöne Augen, will Berlin treffen und setzt der EU zu", fasst L'Echo das aufsehenerregende Interview des künftigen amerikanischen Präsidenten in der Bild-Zeitung und der britischen Times zusammen.
Wenige Tage vor seiner Amtseinführung sorgt Donald Trump vor allem in Europa für besorgte Gesichter. Unter anderem bezeichnete er die Nato als "obsolet", die Europäische Union als Vehikel für die deutsche Industrie, den Brexit als gute Sache und Inspiration für andere europäische Länder. De Standaard fragt sich bezüglich Trumps Aussagen: Was hätte eine Marionette des Kremls wohl anders gesagt als der US-Präsident in spe? Wenn er so weitermacht, hat Trump bald nur noch einen Verbündeten, nämlich den russischen Präsidenten Wladimir Putin, warnt das Blatt. Wir Europäer müssen uns warm anziehen.
L'Avenir hält fest: Trump teilt also weiter kräftig aus - diesmal Richtung Europa. Doch was steckt hinter seinen Provokationen? Oft nicht viel mehr als simplistische Ideen und Stammtischparolen. Breitangelegte Steuersenkungen, große Investitionen in die Infrastruktur und Protektionismus für die amerikanische Wirtschaft - so etwas mag vielleicht in den USA funktionieren - mit Sicherheit aber nicht in Europa. Dazu sind die einzelnen Länder zu klein und viel zu abhängig voneinander.
Wie Katz' und Hund
La Libre Belgique sorgt sich ebenfalls um die Entwicklungen in Amerika, gibt aber zu bedenken: Auch bei uns lässt die politische Debatte derzeit zu wünschen übrig. Hintergrund ist der verbale Schlagabtausch zwischen Premierminister Charles Michel und seinem Vorgänger Elio Di Rupo, die sich gegenseitig Weltkriegsvergleiche an den Kopf geworfen hatten. Unsere Würdenträger waren in den letzten Tagen nicht weit von der Gosse entfernt, wettert die Zeitung, die sich eine inhaltliche statt einer polemischen Debatte wünscht. Das derzeitige Schmierentheater fasst das Blatt so zusammen: Charles Michel entscheidet, Bart De Wever hebt oder senkt den Daumen, Elio Di Rupo kritisiert und der linksextreme Raoul Hedebouw agitiert.
Het Belang van Limburg meint: PS und MR, aber auch PS und PTB sind wie Hund und Katze. Liberale und Sozialisten sind angesichts ihrer schlechten Umfrageergebnisse frustriert - das erklärt die Schlammschlacht der letzten Tage. Knapp zwei Jahre vor der nächsten Wahl verspricht das wenig Gutes.
Publifin-Skandal bringt Paul Furlan in Bedrängnis
Le Soir berichtet über neue Entwicklungen im Publifin-Skandal: Am späten Montagabend ist der stellvertretende Kabinettschef des zuständigen wallonischen Aufsichtsministers Paul Furlan, Claude Parmentier, zurückgetreten. Zuvor war bekannt geworden, dass Parmentier Vorstandsmitglied der Publifin-Tochter Nethys ist und seit 2013 insgesamt 153.000 Euro dafür kassiert hat. Besonders pikant: PS-Minister Furlan gerät dadurch in Erklärungsnot, weil er noch kurz zuvor großspurig in einem Interview behauptet hatte, dass er zutiefst schockiert über die Publifin-Affäre sei und nichts von den astronomischen Sitzungsgeldern für Lokalpolitiker gewusst habe.
Nun stellt sich aber heraus, dass einer seiner engsten Mitarbeiter, der in Furlans Kabinett auch noch ausgerechnet für die Interkommunalen zuständig ist, Teil dieses Selbstbedienungssystems ist. Fast ironisch fügt das Blatt hinzu: Der arme Furlan musste also entdecken, dass er nicht nur einen blinden, tauben und offenbar auch noch stummen Untergebenen hat, sondern, dass der auch noch äußerst großzügig von der Firma bezahlt wird, die er überwachen sollte. Es reicht jetzt nicht, die betroffenen Lokalpolitiker zu Sündenböcken zu machen. Viel wichtiger ist die Frage: Auf wessen Mist ist dieses skandalöse System der horrenden Sitzungsgelder eigentlich gewachsen?
Het Nieuwsblad berichtet über ein Familiendrama in der Provinz Hennegau. Auf einem Campingplatz in Estinnes-au-Mont ist eine junge Frau vermutlich von ihrem Ex-Mann und dessen Bruder mit einer Machete angegriffen und schwer verletzt worden. Außerdem sollen die Männer die fünf Monate alte gemeinsame Tochter entführt haben. Die mutmaßlichen Täter wurden zwar gefasst, von dem Baby fehlte zunächst aber jede Spur. In der Nacht wurde die kleine Grace auf einer Straße in einem Antwerpener Vorort ausgesetzt, aber offenbar wohlauf, gefunden.
Bau-Boom und Schlaglöcher
Het Laatste Nieuws schließlich macht mit einer guten Neuigkeit vom Arbeitsmarkt auf: In Belgien werden 20.000 Bauarbeiter gesucht. Der Grund: Durch die anziehende Konjunktur wird wieder mehr gebaut - die Unternehmen verzeichnen 15 Prozent mehr Aufträge als im Vorjahr. Wegen des Arbeitermangels müssen Häuslebauer in manchen Regionen des Landes bis zu einem Jahr auf den ersten Spatenstich warten.
Die Zeitung berichtet außerdem über die vielen neuen Schlaglöcher durch den starken Frost. Leider werden in Belgien solche Straßenschäden nur notdürftig ausgebessert, wodurch die Schlaglöcher im nächsten Winter noch größer werden.
Alain Kniebs - Bild: Dominick Reuter/AFP