"Trump im Angriffsmodus", titelt De Standaard. "Die Trump-Show geht weiter", schreiben La Libre Belgique und Het Nieuwsblad. "Trump fuchsteufelswild", so die Schlagzeilen von Het Belang van Limburg und Le Soir.
Ausnahmslos alle Zeitungen thematisieren die erste Pressekonferenz des designierten amerikanischen Präsidenten. Donald Trump ist sich treu geblieben, befindet sich noch immer im Wahlkampfmodus. Drohen und beleidigen - ist das der neue Stil des mächtigsten Mannes der Welt, fragt sich Het Nieuwsblad. Für die Zeitung war das Einzige, was noch fehlte, etwas Popcorn: Trumps Pressekonferenz erinnerte an eine billige Realityshow. Das Problem: Trump ist der künftige US-Präsident, ein Gedanke, bei dem einem die Kinnlade herunterfällt - und auch da bleibt.
Trump im Angriffsmodus: "Nazi-Methoden" und "Fake News"
Trumps Aussagen waren inhaltlich wenig überraschend: Gleich 18 Mal sagte er, was für ein "fantastischer Präsident" er werden wird. Gewohnt großspurig tönte er unter anderem über den Mauerbau zu Mexiko, die Abschaffung von Obamacare und dass er "der größte Arbeitsplatzschaffer, den Gott je schuf" sein werde.
Kritische Fragen von Journalisten fegte er beiseite. Etwa wenn es um Interessenskonflikte wegen seines Geschäftsimperiums, seine Beziehungen zu Russland oder die Arbeit der amerikanischen Geheimdienste ging. Ihnen und den Medien warf er "Nazi-Methoden" vor, wie Het Belang van Limburg hervorhebt. De Standaard fügt hinzu, wie Trump einen CNN-Reporter als Vertreter einer "Fake News"-Organisation beschimpfte und ihn mehrmals derb zum Schweigen aufforderte. Auch die BBC bekam ihr Fett ab: "Noch so ein Verein", war das Einzige, was er für den britischen Reporter übrig hatte.
Der Showmaster kann den Fragen ausweichen - noch...
La Libre Belgique meint: Trumps Auftritt erinnerte mehr an den eines Clowns als an die Vorstellung des Mannes, der in wenigen Tagen der mächtigste der Welt sein wird. Einen Staatsmann sucht man nach wie vor vergeblich, bedauert das Blatt. Le Soir wertet die Pressekonferenz als persönlichen Erfolg für Trump und als Desaster für Amerika und die Welt. Wenn es ums Austeilen, Attackieren und Beleidigen geht, macht ihm niemand etwas vor.
Am Mittwochmorgen noch schien es, als ob die Presse Trump mit Meldungen über angeblich kompromittierendes Material, das Russland über ihn gesammelt hatte, empfindlich getroffen hätte. Doch für die Zeitung war es der Multimilliardär, der am Ende des Tages lachen konnte und die Oberhand über die "nervigen" Journalisten behielt.
De Morgen sieht das ganz anders: Auch wenn Trump mit seinem Showmaster-Gehabe bisher erfolgreich den kritischen Fragen ausweichen konnte, wird das kein Dauerzustand bleiben. Es wird der Tag kommen, an dem er Antworten liefern muss.
L'Echo nennt Trump schon jetzt den "Chaos-Präsidenten" und vergleicht ihn mit König Ubu, der primitiven, feigen, gehässigen und machtbesessenen Hauptfigur aus dem gleichnamigen französischen Theaterstück. Anstatt, wie eines Präsidenten würdig, ruhig Blut zu bewahren, ist Trump mal wieder aus der Haut gefahren, verhielt sich aggressiv und drohte sogar den Geheimdiensten seines eigenen Landes. Schwer vorzustellen, dass dieser Mann in zehn Tagen den Finger am Auslöser für das amerikanische Nukleararsenal haben wird, so die Zeitung.
"Passt auf die Demokratie auf!"
"Tobender Trump und Tränen bei Obama", einen größeren Kontrast hätte es am Mittwoch für Het Laatste Nieuws nicht geben können. Während der neue gegen alle Welt polterte, blickte der alte in seiner letzten Rede als US-Präsident wehmütig auf seine beiden Amtszeiten zurück. Seine Kernbotschaft: "Passt auf die Demokratie auf!" Er benutzte das Wort "Demokratie" gleich 20 Mal und damit so oft wie kein anderer amerikanischer Präsident in seiner Abschiedsrede.
Für L'Avenir wird Barack Obama als erster schwarzer Präsident der USA in die Geschichtsbücher eingehen. Auch sein Lächeln werden wir in Erinnerung behalten. Zu seinen Erfolgen zählen der verbesserte Zugang für Millionen Amerikaner zum Gesundheitssystem, die Wiederankurbelung der US-Wirtschaft sowie ein Umdenken Washingtons in Klimafragen.
Obama musste aber auch Niederlagen hinnehmen: Innenpolitisch hat seine demokratische Partei alle Wahlen seit 2008 verloren. Außerdem schaffte er es nicht, den immer größer werdenden Graben zwischen Arm und Reich zu überwinden sowie die Spannungen zwischen Schwarzen und Weißen zu entschärfen. Außenpolitisch fiel er durch seine Machtlosigkeit auf - sei es in der Türkei, in der Ukraine oder in Syrien.
De Morgen pflichtet dem bei. Wir Europäer spüren täglich die Folgen dieser Versäumnisse, sei es in der angespannten Beziehung zu Russland oder in der Bedrohung durch den IS. Das Fazit von L'Avenir: Wie auch immer man Obamas Vermächtnis in einigen Jahren bewerten wird, jetzt blickt die ganze Welt erst mal auf Trump und hält den Atem an.
Alain Kniebs - Bild: Don Emmert/AFP