Ein ungleiches Duo beginnt Verhandlungen
Das Grenz-Echo schreibt, dass alle Augen auf Elio Di Rupo und Bart De Wever gerichtet sind. Gleichzeitig fragt sich die einzige deutschsprachige Tageszeitung des Landes, ob N-VA und PS sich denn einigen können. Das Blatt verweist dabei in seiner heutigen Ausgabe auf die unterschiedlichen Vorstellungen der französischsprachigen Sozialisten und der flämischen Nationalisten im institutionellen und ökonomischen Bereich.
Het Belang van Limburg macht mit der Begegnung zwischen De Wever und Di Rupo, die gestern an einem geheimen Ort stattfand, auf. Zum ersten Mal hätten die beiden Parteichefs nach den Wahlen ein Vieraugengespräch geführt. Nach Angaben der Zeitung sei es konstruktiv verlaufen.
König Albert setze unterdessen seine Sondierungsgespräche fort. Im Prinzip, so meint Het Belang van Limburg, müsste das Staatsoberhaupt heute einen Politiker mit Konsultationen beauftragen, die die Möglichkeiten zur Bildung einer Regierungskoalition ausloten sollen.
Nach Angaben der Zeitung seien für diesen Auftrag Philippe Moureaux von der PS und Bart De Wever im Gespräch. Dennoch sei bislang völlig unklar, wer den königlichen Auftrag erhalte und käme jede Aussage hierzu Kaffeesatzleserei gleich.
Wer wird königlicher Informateur?
De Morgen titelt zu De Wevers Plan, bis September eine Regierung auf die Beine gestellt zu haben, N-VA und PS beabsichtigten, die Koalitionsverhandlungen so rasch wie möglich aufzunehmen. Auch diese Zeitung meint, dass der König heute oder morgen einen Informateur berufen wird, um diese Koalitionsverhandlungen vorzubereiten.
De Morgen bringt hierzu auch Johan Vandelanotte von der SP.A ins Gespräch. Bei dem geheimen Treffen der beiden Wahlsieger De Wever und Di Rupo hätte man sich wohl vornehmlich über die Ausarbeitung einer Verhandlungsstrategie unterhalten. Dennoch wurde über den Inhalt des tête-à-tête nichts bekannt, da beide Spitzenpolitiker möglichst diskret vorgehen wollen, um die nahenden Regierungsverhandlungen nicht zu belasten.
Scheitern der Gespräche ist keine Option
Het Nieuwsblad glaubt ebenfalls, dass Bart De Wever und Elio Di Rupo für den 1. September die Koalitionsverhandlungen abgerundet haben könnten. Im Leitartikel kommentiert das Blatt, dass wohl selten zuvor ein eigenartigeres Duo als Elio Di Rupo und Bart De Wever dieses Land zu führen hatten.
Und dennoch sei ein ebenso eigenartiger Optimismus in der Rue de la Loi zu spüren, als würde die extreme Polarisierung des Landes plötzlich die Möglichkeit bieten, aus einer jahrelangen Sackgasse herauszukommen. Dies zeige aber auch, wie tief das Land im Morast stecke. Ein Misserfolg sei jetzt keine Option, wenn Belgien nicht in eine echte Regimekrise abgleiten wolle, kommentiert Het Nieuwsblad.
De Croo auf dem Weg zur Oppositionskur
De Standaard macht mit einer Befragung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehsender Flanderns, der VRT, auf. Den Leitartikel widmet die Zeitung aber den Flügelkämpfen innerhalb der Partei von Alexander De Croo. Der Parteichef der flämischen Liberalen habe sich, so kommentiert das Blatt, nämlich durch sein Verhalten in den letzten Monaten sehr mächtige Feinde gemacht.
De Standaard bricht im Kommentar dann aber eine Lanze für De Croo und meint, dass der junge Parteichef vor seiner Wahl das Schicksal der OpenVLD auch jemand anderem, der den Segen der alten Garde bei der OpenVLD hat, hätte überlassen können. Dann wäre ihm die Parteiführung nach einiger Zeit aber automatisch in den Schoß gefallen, da der Kurs der Alten keine Erfolgsaussichten hatte. Jetzt werde die OpenVLD wohl unwiderruflich erst einmal in die Opposition gedrängt.
Zügige Koalitionsverhandlungen wichtig für Stabilität
Auch La Libre Belgique macht mit dem neuen Machtgefüge nach der Wahl auf und widmet den Leitartikel den anstehenden Koalitionsverhandlungen. Die müssten jetzt so rasch wie möglich beginnen, kommentiert das Blatt und meint, dass man sofort mit Bart De Wever verhandeln müsse, weil er von den Flamen auserkoren worden sei, um die Renovierungsarbeiten am Haus Belgien mit auszuführen.
Verhandlungen ja, selbst wenn De Wevers Vorstellungen und Konzeption von Belgien das genaue Gegenteil dessen sind, was die Französischsprachigen wünschen. Einiges müsse hier mit De Wever halt klargestellt werden. Zeit verlieren dürfe man trotzdem nicht. Denn politische Stabilität sei ein wesentlicher Faktor, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, notiert La Libre.
Während Het Laatste Nieuws meint, dass De Wever und Di Rupo schlau verhandeln würden, meint Le Soir, dass selbst Flandern inzwischen glaube, das Elio Di Rupo der nächste Premierminister des Landes werden könne. Seine Chancen schätzt die Brüsseler Tageszeitung als reell ein. Vers l'Avenir schließlich meint, dass die Verhandlungspartner in spe jetzt ihre Geschütze in Position bringen.