"Wann hört die Hölle von Aleppo endlich auf?", titelt De Standaard. La Libre Belgique spricht von der "aussichtslosen syrischen Tragödie". Het Nieuwsblad schreibt auf Seite eins: "Weiter keine Waffenruhe".
Die erhoffte Evakuierung Tausender Bürger aus dem Osten Aleppos ist gestern ausgeblieben. Statt der versprochenen Waffenruhe gab es erneut Gefechte und Luftangriffe. Das syrische Regime, Rebellengruppen und iranische Milizen machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Gazet van Antwerpen meint: Aleppo ist ein Schandfleck für die ganze Welt, ein Fiasko von Menschheit und Menschlichkeit. Die wenigen noch verbliebenen Ärzte in Aleppo flehen wegen der vielen Verletzten regelrecht um Hilfe. Außerdem gibt es Gerüchte über die Ermordung von unschuldigen Bürgern – auch von Frauen und Kindern. Und in Belgien streiten Politik und Justiz über die Vergabe eines humanitären Visums für eine vierköpfige Familie aus Aleppo…
Kollektives Versagen
Nicht nur Belgien, ganz Europa hat im Syrienkonflikt versagt, findet Le Soir. Eine unerträgliche Machtlosigkeit und Ohnmacht kennzeichnen die Haltung der Europäer. Auch heute beim EU-Gipfel in Brüssel werden sie die Gewalt wieder aufs Schärfste verurteilen, sie werden Syrien und Russland aufrufen, humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung zu ermöglichen und sie werden für eine politische Lösung des Konflikts plädieren. Wie immer wird es aber nur bei Worten bleiben, kritisiert die Zeitung.
La Libre Belgique wirft einer anderen internationalen Organisation Scheitern vor, nämlich den Vereinten Nationen und ihrem Sicherheitsrat. Wohl auch wegen des russischen Vetos hat die Uno bislang nicht zur Entspannung der Lage in Syrien beitragen können. Wie das Blatt weiter schreibt, haben aber nicht nur die Russen in Aleppo ihre Finger im Spiel. Viel weniger bekannt ist, dass schiitische Kämpfer aus dem Iran an vorderster Front beteiligt sind – und zwar wesentlich stärker als Moskau bei der Unterstützung von Assads Luftstreitkräften. Teheran ist mit seiner Revolutionsgarde sowohl in Syrien als auch im Irak am Boden aktiv, um die Macht der Schiiten in der Region aufrechtzuerhalten. Viele Sunniten haben Angst und flüchten. Die Folge: Der Teufelskreis aus Exil, Radikalisierung und Terrorismus wird weiterhin nicht durchbrochen.
Niederlande besser aufgestellt als Belgien
"8:0 für die Niederlande", titelt Het Laatste Nieuws. Im Fußball können die Holländer uns Belgier zurzeit nicht schlagen, in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht dagegen schon. Ob Haushalt, Wachstum, Inflation, Staatsschuld, Arbeitslosenquote oder Steuerdruck: Auf allen Ebenen sehen die Indikatoren beim nördlichen Nachbarn derzeit besser aus. Während der Finanzkrise war das noch anders, doch die Niederländer haben einen harten Sanierungskurs gefahren, der sich jetzt auszahlt.
Müssen wir dem Beispiel folgen, fragt sich De Morgen. "Jein", lautet die Antwort der Zeitung. Belgien braucht weitgehende Reformen, aber keine wie in den Niederlanden, unter denen die Bevölkerung jahrelang zu leiden hatte. Das Schlimme ist: Die Regierung von Charles Michel will ein gerechteres Steuersystem, eine vertrauensbildende Rentenreform und einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt. Leider hapert es jedoch an der Umsetzung, es fehlt an Glaubwürdigkeit und an Vertrauen zwischen den vier Mehrheitsparteien.
Brussels Airlines wird heute deutsch
Le Soir berichtet über die vollständige Übernahme von Brussels Airlines durch Lufthansa, die heute in Brüssel besiegelt wird. Laut der Zeitung wollen die Deutschen in den kommenden Jahren 600 Millionen Euro in ihre Aktivitäten in Belgien investieren. Brussels Airlines soll neue Langstreckenflugzeuge erhalten.
Het Nieuwsblad sieht den Deal hingegen kritischer. Der belgische Markenname Brussels Airlines ist nur für die kommenden zwei Jahre gesichert. Was danach passiert, ist unklar. Lufthansa will auch keine Jobgarantie in Belgien geben.
Umstrittene Knöllchen und viele Spenden
Nach Angaben von Het Laatste Nieuws könnten Bußgeldbescheide der Polizei, bei denen ein Vergehen im Straßenverkehr lediglich anhand des Nummernschildes festgestellt wird, für ungültig erklärt werden. So hat der Kassationshof diese Woche in vier Fällen geurteilt. Das Problem: Der Polizei fehlt zurzeit in bestimmten Fällen die Erlaubnis der Datenschutzbehörde für den Zugriff auf die Fahrzeughalter-Datenbank.
Wie La Dernière Heure berichtet, haben die Belgier noch nie so viel gespendet wie im vergangenen Jahr. Einer Expertenschätzung zufolge haben Belgiens Einwohner 2015 insgesamt 700 Millionen Euro an karitative Einrichtungen, Sozialorganisationen und Stiftungen gespendet oder vermacht. Mehr als die Hälfte der belgischen Spenden gehen an internationale Hilfsorganisationen. Im Schnitt beträgt eine Spende 50 Euro.
AKn