Flandern landet in den Bereichen Lesen, Wissenschaften und Mathematik auf den vorderen Plätzen, die Deutschsprachige Gemeinschaft im Mittelfeld und die Föderation Wallonie-Bruxelles belegt weit abgeschlagen die hinteren Plätze. La Libre Belgique meint dazu: Die grausamste Lektion, die wir aus der Pisa-Studie ziehen müssen ist, dass das Unterrichtswesen in der Französischen Gemeinschaft zutiefst unsozial ist. Während die schulischen Leistungen der jungen Menschen aus bevorzugten sozialen Milieus gut sind, schafft es unser Unterrichtswesen nicht, denen nach oben zu verhelfen, die aus sozial schwächeren Milieus stammen.
Die Situation ist umso tragischer, als diese Erkenntnis nicht neu ist. Man darf den Exzellenzpakt für das frankophone Unterrichtswesen nur begrüßen, der zum Ziel hat, seine Ungleichheiten zu reduzieren und seine Effizienz zu erhöhen, meint La Libre Belgique.
Ähnlich sieht es auch Le Soir. Unsere Resultate sind schwach, weil unser Schulsystem vor allem eines kann: aussortieren. Die Starken mit den Starken. Die Schwachen mit den Schwachen. Erstere beflügeln sich gegenseitig. Die anderen gehen gemeinsam unter. Ihnen wird kein anderes Model angeboten. Niemand, der sie nach oben zieht, konstatiert Le Soir.
Exzellenzpakt ist Herausforderung für die Zukunft
Für die frankophone L'Avenir gibt es noch einen anderen wichtigen Grund für die unterdurchschnittlichen Resultate: das Doppeln. Mit 15 Jahren hat bereits jeder zweite frankophone Schüler einmal gedoppelt. In Flandern ist es nur einer von vier. Der Exzellenzpakt der frankophonen Unterrichtsministerin Marie-Martine Schyns ist wahrlich eine Herausforderung für die Zukunft unseres Unterrichtswesens. Wir wissen jetzt schon, dass es Zeit brauchen wird, Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.
Die Zeitung De Morgen freut sich über die guten Resultate der flämischen Schüler. Exzellenter Unterricht ist und bleibt der beste Motor für Fortschritt, so die Zeitung. Und für das Lehrpersonal sind die Resultate ein enormer Ansporn. Doch Zufriedenheit sollte nicht zur Selbstzufriedenheit führen. Gerade in Flandern verbergen die guten durchschnittlichen Resultate den großen Unterschied zwischen den Guten und denjenigen, die hinterherhinken. Es hat sich eine Ungleichheit in unser Unterrichtswesen geschlichen. Und diese Kluft ist ethnisch gefärbt. Nirgendwo in Europa ist die Kluft zwischen hiesigen und Kindern mit Migrationshintergrund so groß wie in Flandern. Das sollte uns allen aufstoßen, und uns dazu bringen, unsere eingefahrenen Denkmuster abzulegen, wünscht sich De Morgen.
Dringlichkeit wird nicht erkannt
Het Nieuwsblad begreift nicht, dass niemand die Dringlichkeit zu erkennen scheint. In den kommenden Jahren wird die Gruppe der 15-Jährigen nicht nur mental von der Schule Abschied genommen haben, sondern die Schultüren definitiv zugezogen haben. Die Zeitung hat Vorschläge: Packt die Jugendlichen am Nacken, zieht die Eltern zur Verantwortung, probiert, was noch nicht probiert wurde und sorgt dafür, dass sie die besten Lehrkräfte und die besten Schulen bekommen. Anders müssten wir zugeben, dass 15-Jährige nicht mehr gerettet werden können und das einzige, was wir tun, ist zu beobachten, wie sie in den kommenden 60 Jahren in jeder Problemstatistik auftauchen.
De Standaard kommt mit einem Bild. Es ist wie im Profifußball. Die wenigen Stars sammeln mühelos Vermögen an, weil sie die Fans dazu bringen, ins Stadion zu kommen, Bezahl-Fernsehabos zu nehmen und Fan-Artikels zu kaufen. Eine Gruppe weniger guter profitiert noch ein wenig von den Krümeln und für den Rest bleiben unerfüllte Träume und Frustration, meint De Standaard.
"Gutes Zeugnis für Ostbelgier", titelt das GrenzEcho. Die gute Nachricht: In allen drei Bereichen der Pisa-Studie liegen die ostbelgischen Schüler über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Die schlechte: Es gibt immer weniger sehr starke Schüler. Die DG habe nur sechs Prozent sehr starke Schüler, während der Anteil in Flandern bei zwölf Prozent liege. Ein Wert, den die DG vor zehn Jahren noch hatte.
Diplom-Bonus für Beamte wird abgeschafft
"Extra-Pension zu kaufen", titelt De Morgen am Mittwoch und beschäftigt sich mit der Pensionsreform. Bislang konnten Beamte ihre Studienjahre für ihre Pension anrechnen lassen. Alle anderen Arbeitnehmer konnten das auch, mussten dafür aber bezahlen. Wer 1.350 Euro pro Studienjahr auf den Tisch legte, erhielt jährlich 250 Euro zusätzliche Rente. Hatte jemand vier Jahre studiert, dann machten das 1.000 Euro pro Jahr aus. Die Hälfte der Zahlung war sogar steuerlich abziehbar. Nach drei Jahren machte sich die Investition bezahlt. Doch niemand machte von diesem guten Angebot Gebrauch.
Der so genannte Diplombonus für Beamte soll ab 2020 abgeschafft werden. Ab dann kann oder muss jeder Studienjahre abkaufen. Während der ersten zehn Jahre nach Studienende ist der Preis mit 1.500 Euro relativ gering. Doch welcher Berufsanfänger hat da die Möglichkeiten zu, fragt die Zeitung. Und nach Ablauf der zehn Jahre schießen die Preise in die Luft. Ein 35-jähriger Jurist müsste 17.000 Euro bezahlen. Für einen 50-jährigen Arbeitnehmer könnten es sogar bis zu 50.000 Euro werden. Interessant ist deshalb die Übergangsperiode, die im März 2017 beginnt. In dieser Zeit kann sich jeder, egal wie alt, zum Standardtarif einen Pensionszuschlag erkaufen.
Volker Krings - Bild: Siska Gremmelprez/BELGA