"Hinter den dreckigen Kulissen des Fußballs", titelt Le Soir. Gemeinsam mit einer Reihe anderer europäischer Zeitungen deckt das Blatt einen neuen Steuerhinterziehungsskandal auf. Nach unter anderem LuxLeaks und Panama Papers sind diesmal Superstars des internationalen Fußballs im Visier.
Die Investigativplattform hat fast 20 Millionen Dokumente unter die Lupe genommen und so herausgefunden, dass zum Beispiel der portugiesische Fußballprofi Cristiano Ronaldo über ein Konstrukt von Briefkastenfirmen in der Karibik mindestens 63 Millionen Euro, vor allem aus Werbeeinnahmen, an der Steuer vorbei geschleust hat.
Wenig sportlich, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Wenn es ums Geld geht, wird die Fußballwelt besonders kreativ. Sie nutzt die Leidenschaft der Fans und Zuschauer für den Sport aus, um ein oft unanständiges Geschäftsimperium aufzubauen. Und weil die Fußballindustrie so mächtig ist, verschließen Behörden gerne die Augen vor den finanziellen Machenschaften. Das sollten sie aber nicht, denn manchmal gibt es auch Verbindungen zum kriminellen Milieu.
Ein neues Politbarometer und das Haushaltsproblem der Regierung
La Libre Belgique veröffentlicht ihr neues Politbarometer. Die zwei wichtigsten Erkenntnisse: Würde am Sonntag gewählt, käme die linksextreme PTB in der Wallonie auf 18 Prozent – ihr bisher bestes Umfrageergebnis. Und zweitens: In Flandern ist die N-VA mit gut 26 Prozent bei einer Regierungsbildung unumgänglich. Keine andere Partei bekäme eine Koalition unter Ausschluss der flämischen Nationalisten hin. Den größten Zugewinn im Norden des Landes verzeichnen übrigens mit 2,7 Prozentpunkten die Grünen, die jetzt sogar in der Wählergunst knapp vor den Liberalen landen würden.
"Die Illusion der Regierung Michel", titelt De Standaard mit Bezug auf die schwierige Haushaltslage. Das Kabinett hat bei den Budgetplanungen 2015 und 2016 Kürzungen von insgesamt neun Milliarden Euro vorgenommen, unterm Strich hat sich die Haushaltslage aber nur um 600 Millionen Euro verbessert. "Wo ist das ganze Geld geblieben?", fragt die Zeitung entgeistert.
Die Erklärungen der Föderalregierung, es seien zusätzliche Kosten durch die Anschläge, die Terrorbekämpfung und die Bewältigung der Flüchtlingskrise entstanden, sind zwar richtig, begründen aber nur einen Teil des Fehlbetrags. Problematisch ist und bleibt die zu optimistische Budgetplanung. Anders ausgedrückt: Die Regierung hat sich "reich gerechnet". Außerdem sind die Steuersenkungen vom Tax-Shift nicht ausreichend gegenfinanziert. Und: Angekündigte Einsparungen wurden aufgeweicht und nur halbherzig durchgeführt.
Das Blatt meint: Die Mitte-Rechts-Koalition war mit dem Anspruch angetreten, die Steuern zu senken, den Haushalt zu sanieren und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu erhöhen. Inzwischen muss sie aber feststellen, dass es nicht möglich ist, mehr als zwei dieser Ziele gleichzeitig zu erfüllen. Nur eines kann diese Regierung noch davor bewahren, dafür bei der nächsten Wahl die Rechnung präsentiert zu bekommen: ein wundersames, explosionsartiges Wirtschaftswachstum.
Das nächste Referendum, vor dem Europa zittert
"Europa zittert vor dem italienischen Referendum", so die Schlagzeile von L'Echo. Neben der Wiederholung der Bundespräsidentenwahl in Österreich blickt Europa mit Sorge auf eine andere Abstimmung, die ebenfalls morgen stattfindet. Italiens Regierungschef Matteo Renzi hat sein politisches Schicksal mit dem Ausgang der Volksbefragung verbunden. Stimmen die Italiener gegen seine Reformvorschläge, will er seinen Hut nehmen. Seine Pläne sehen unter anderem einen Umbau des Senats vor, um das Land politisch stabiler zu machen.
L'Avenir schreibt: Renzi geht damit ein großes Risiko ein. Denn viele Wähler werden nicht über die eigentliche Frage des Referendums abstimmen, sondern die Gelegenheit nutzen, um ihrem Unmut über die politische Klasse des Landes allgemein Luft zu machen. Das konnte man bereits beim Brexit-Votum und der US-Wahl beobachten. In Brüssel läuten schon die Alarmglocken. Das Horrorszenario der EU: Renzi scheitert beim Referendum, tritt zurück und stürzt sein Land in eine tiefe politische Krise.
Von Formel 1- und anderen Fahrern
Alle Zeitungen berichten über die Sport-Überraschung des Tages: Kurz nach seinem WM-Titel beendet Formel 1-Pilot Nico Rosberg seine Karriere. Der 31-jährige Deutsche erklärte, alles erreicht zu haben und jetzt mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu wollen.
La Dernière Heure findet: ein ungewöhnlicher Schritt, der aber gut zum Bild eines weisen, intelligenten und sehr menschlichen Jungen passt, der sich seiner Grenzen bewusst ist. Ist der Abgang Rosbergs nur Ausdruck seiner Schwäche, oder im Gegenteil der Mut, auf dem Höhepunkt seiner Karriere abzutreten? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Zeitung jedenfalls verbeugt sich vor dem Rennfahrer.
Über einen außergewöhnlich uneinsichtigen Autofahrer berichtet schließlich Het Laatste Nieuws. Der 59-Jährige musste wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss vor dem Polizeirichter in Antwerpen erscheinen. Davor fiel ihm offenbar aber nichts Besseres ein, als sich noch einmal so richtig Mut anzutrinken. Die Folge: Der Mann war so betrunken, dass er im Gericht randalierte und ihm nun statt vier Jahren ein lebenslängliches Fahrverbot droht.
Alain Kniebs -Archivbild: Virginie Lefour/BELGA