"Im Osten Aleppos droht ein Massaker", titelt De Standaard. Die Zeitung berichtet vom Vormarsch der syrischen Regierungstruppen - ohne Rücksicht auf Zivilisten. Die Umstände dort sind dramatisch und die Menschen haben den Eindruck, von der Welt vergessen worden zu sein.
Inzwischen suchen die hilflosen Bürger sogar Zuflucht bei dem Verbrecher, der für ihr schreckliches Leid verantwortlich ist. Dazu schreibt die Zeitung: So zynisch das jetzt klingen mag, am Ende könnte Diktator Baschar al-Assad, der brutal gegen sein eigenes Volk vorgeht, als Sieger aus dem blutigen Konflikt hervorgehen.
Fünf Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs, mehrere Hunderttausend Tote und Millionen Flüchtlinge später, sitzt der Tyrann, dank der Unterstützung aus Russland und dem Iran, fester denn je im Sattel. De Standaard fügt noch hinzu: Selbst wenn die Waffen in Syrien schweigen würden, wäre das für uns Europäer noch kein Grund zur Freude.
Das sieht Le Soir genauso: Der künftige US-Präsident Donald Trump wird in Syrien keine weiteren Schritte unternehmen. Für Wladimir Putin ist nach der beinahe folgenlosen Annexion der Krim damit klar: Moskau kann seine Flügel ausbreiten und seinen Einfluss ausdehnen. Für Europa ist das eine besorgniserregende Aussicht. Die Welt um uns herum ist so instabil wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr, urteilt das Blatt.
Atomabgabe- und Haushaltsloch-Sagas gehen weiter
La Libre Belgique kommt auf die Saga um die Atomabgabe von Energieministerin Marie-Christine Marghem zurück. Der Vorwurf: Betreiber Electrabel soll für drei Meiler von dieser Steuer ausgenommen sein. Die Zeitung meint: Schon wieder Marghem! Die MR-Ministerin ist und bleibt das schwächste Glied in der Regierung von Charles Michel. Seit Amtsantritt reiht sie einen Schnitzer an den nächsten, dazu kommen Ungenauigkeiten, Halbwahrheiten und Polemiken. Zudem ist ihre Arbeitsweise schlampig. Das größte Opfer dieser Versäumnisse: Belgiens Energiepolitik, die auf der Strecke bleibt.
De Morgen nimmt einen anderen Minister ins Visier: Schon wieder sind die Steuereinnahmen zu hoch eingeschätzt worden, wodurch ein neues Haushaltsloch von 1,3 Milliarden Euro droht. Ist das Absicht oder Unfähigkeit von Finanzminister Johan Van Overtveldt?, fragt sich das Blatt in seinem Leitartikel. Beide Varianten sind vorstellbar. Die Haushaltslage hält die Zeitung für besonders brisant: Sollten die Märkte bei Amtsantritt von Donald Trump unter Druck geraten, würde es für den belgischen Staat teurer werden, Geld zu leihen. Und wegen des bereits hohen Schuldenbergs würde Belgien drohen, der nächste "kranke Mann Europas" zu werden.
Härtere Strafen für notorische Verkehrssünder und Kasachgate
Gazet van Antwerpen begrüßt die Pläne von Justizminister Koen Geens, die Strafen für Wiederholungstäter im Straßenverkehr drastisch zu erhöhen. Damit bekämen die Richter eine bessere Handhabe gegen unbelehrbare Verkehrssünder. Eltern totgefahrener Kinder müssten dann nicht mehr mit dem Eindruck leben, die Justiz würde nichts tun.
Het Nieuwsblad gibt zu bedenken: Statt auf härtere Strafen zu setzen, sollte man zuerst dafür sorgen, dass verhängte Strafen auch tatsächlich vollstreckt werden.
La Libre Belgique blickt auf die Folgen von Kasachgate. Eine Lehre aus der Affäre um den ehemaligen Senatspräsidenten Armand De Decker von der MR wird sein, dass gleichzeitig Anwalt und Parlamentarier zu sein keine gute Mischung ist. Interessenkonflikte sind unvermeidlich. Besser wäre es, wenn die Abgeordneten ihre Anwaltstätigkeiten für die Dauer ihres politischen Mandats ruhen lassen.
Ostbelgischer Sport und wallonische Tannenbäume
"Auf Wiedersehen", schreibt Het Laatste Nieuws auf Deutsch auf seiner Titelseite. Die AS Eupen hat am Abend den belgischen Meister FC Brügge im Achtelfinale aus dem Landespokal gekickt und damit für eine kleine Sensation gesorgt.
Sportlich geht es auch bei La Dernière Heure zu, die ein Doppelinterview mit den ostbelgischen und in Monaco lebenden Spitzensportlern Thierry Neuville aus St. Vith und Philippe Gilbert aus Verviers bringt. Neuville, der erst kürzlich Vize-Rallye-Weltmeister geworden ist, erklärt, genau wie sein Radsportkollege, risikofreudig zu sein.
Auf ihrer Titelseite greift die Zeitung auch das Thema Tannenbäume auf. Dieses Jahr wird man etwas tiefer in die Tasche greifen müssen: Eine zwei Meter hohe Nordmann-Tanne schlägt im Schnitt mit 40 Euro zu Buche. Insgesamt geben die Belgier 60 Millionen Euro für ihre Weihnachtsbäume aus. Allein in der Wallonie werden jedes Jahr vier Millionen Bäume geschlagen, der Großteil für den Export. Selbst internationale Metropolen wie London greifen auf wallonische Pracht-Tannen zurück.
Alain Kniebs - Bild: George Ourfalian/AFP