"Fidel Castro 1926-2016", titelt nüchtern Het Belang van Limburg. "Friedlich gestorben nach 638 Mordversuchen", so die leicht ironische Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. La Libre Belgique erinnert auf ihrer Titelseite an den "letzten Revolutionär".
Die Bekanntgabe des Todes des "Maximo Lider" kam am frühen Samstagmorgen für die Zeitungen zu spät; deswegen erst am Montag die Nachrufe auf Fidel Castro. Und viele Blätter heben dabei hervor, wie sehr der Kubaner polarisierte. Gazet van Antwerpen spricht von einem "Helden, Diktator und Mythos". "Trauer und Jubel nach Castros Tod", so resümiert es auch das GrenzEcho. Le Soir beleuchtet "das kontroverse Erbe von Fidel Castro". Und De Morgen hält fest: "Der Hass und die Bewunderung werden bleiben".
L'Avenir spricht in seinem Leitartikel vom "Ende eines Diktators". Das Regime des notorischen Zigarrenrauchers war geprägt von Festnahmen, staatlicher Gängelung und willkürlichen Inhaftierungen. Und trotz der langsamen Öffnung des Landes ist Meinungsfreiheit nach wie vor ein Fremdwort. Erst kürzlich wurden Journalisten verhaftet und ausgewiesen. Das hat herzlich wenig mit dem romantischen Bild eines Widerständlers und einer Vaterfigur zu tun.
Zwischen Verklärung und Kritik
Auch Het Belang van Limburg erinnert vor allem an die Schattenseiten der Castro-Herrschaft. Seine Diktatur war ein Vorposten der Sowjetunion. Einer von fünf Kubanern verließ nach der Revolution das Land. Viele taten das, weil sie verfolgt wurden, andere flüchteten vor der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit von Castros Sozialismus. Zwar sind seine Verdienste um Bildung und Gesundheit unbestritten, demgegenüber stand aber die Wirklichkeit einer gnadenlosen Diktatur.
La Libre Belgique hingegen scheint die Person Fidel Castro fast schon ein wenig zu verklären. Das kleine Kuba hat mit seinem nationalistischen Zusammengehörigkeitsgefühl einer Supermacht die Stirn geboten. Das trotz eines knallharten Wirtschafts- und Finanzembargos der USA, das bis heute in Kraft ist. Mit seinem Kampfgeist, mit seinem Charisma war Castro der Motor dieses Widerstands. Diese Leistung kann niemand kleinreden.
Castro war schon ein Diktator der besonderen Art, räumt De Standaard in seinem Leitartikel ein, er hob sich vom Durchschnittstyrannen ab. Für unverhältnismäßige Selbstbereicherung war er nicht bekannt. Seine Revolution setzte auf Bildung und Gesundheitsfürsorge. Parallel dazu war der Castro-Staat aber auch unbarmherzig gegen Dissidenten, tolerierte keine freie Presse und inhaftierte Homosexuelle und Andersdenkende. "Die Geschichte wird mich freisprechen", so behauptete Fidel Castro selbst. In der heutigen Zeit dürfen Demokraten aber keine Kompromisse machen, auch nicht aus Nostalgie. Castro war ein Diktator, Punkt.
L'Avenir indes stellt sich auf seiner Titelseite die Frage, "was aus Kuba ohne Castro wird?". Dabei erinnert das Blatt daran, dass eigentlich schon seit zehn Jahren Fidels Bruder Raul an der Macht ist, der das Land teilweise geöffnet hat. Und jetzt erst recht, so meint Het Nieuwsblad, macht sich auf den Straßen von Havanna Hoffnung breit.
1:0 für die Rechten
Auch noch ein zweites Auslandsthema sorgt am Montag für dicke Schlagzeilen: "Erdrutschsieg für François Fillon", titelt etwa Le Soir. Am Sonntag haben die Republikaner, also die französischen Rechten, die zweite Runde ihrer Kandidatenkür abgehalten. Nach dem Ausscheiden von Altpräsident Nicolas Sarkozy standen sich zwei ehemalige Premierminister gegenüber: Altmeister Alain Juppé und der bislang eher blass wirkende François Fillon, der noch vor einigen Wochen als Außenseiter galt. Am Sonntag aber holte er dann zwei Drittel der Stimmen und wurde damit zugleich zum neuen Hoffnungsträger für die Konservativen.
Die Republikaner sind in Schlachtaufstellung, stellt Le Soir in seinem Leitartikel fest. Alle Mann scharen sich hinter François Fillon, dem Mann also, der bis vor Kurzem noch als "Monsieur Nobody" durchging. Die Linke erinnert demgegenüber an einen Trümmerhaufen. Gerade erst bahnt sich ein Machtkampf zwischen Präsident François Hollande und dessen Premier Manuel Valls an. Im Augenblick lautet das Ergebnis ganz klar: 1:0 für die Rechten.
Dabei darf man aber den Dritten im Bunde nicht ausblenden: Beobachter betrachten es als ausgemacht, dass der rechtsextreme Front National mit seiner Dauerpräsidentin Marine Le Pen bei der Präsidentschaftswahl im Mai kommenden Jahres auf jeden Fall die zweite Runde erreichen wird. "Es läuft auf ein Duell zwischen Fillon und Le Pen hinaus", sagt De Morgen voraus. Allerdings, so notiert De Standaard: "Fillon kann Le Pen wehtun". Er gilt als konservativ und besetzt Themen, die auch dem Front National wichtig sind. Mit eben einem Unterschied: Fillon ist ein Demokrat und im Übrigen das Gegenteil eines Populisten.
In seinem Leitartikel diagnostiziert De Morgen dem südlichen Nachbarn einen deutlichen Rechtsruck. François Fillon kommt mit einem ultraliberalen Programm daher und außerdem einer ethisch konservativen Agenda. Thematisch befindet er sich da durchaus in FN-Gewässern. Im rechten Spektrum gibt es damit also schon zwei Politiker, die für identitäre Politik stehen und die die Grande Nation als wichtiger erachten als die europäische Integration. Das sind keine guten Neuigkeiten für Europa.
Dewinter spielt den Ball zurück zu De Wever
"Dewinter könnte sich opfern für eine Koalition mit der N-VA", so schließlich die Aufmachergeschichte von Gazet van Antwerpen. Bei der N-VA denkt man ja darüber nach, auf kommunaler Ebene den Cordon sanitaire zu durchbrechen, also nach der Kommunalwahl 2018 vielleicht doch Koalitionen mit dem rechtsextremen Vlaams Belang zu bilden. Das zumindest erklärte der N-VA-Staatssekretär Theo Francken. Francken machte das aber in Antwerpen von der Person Filip Dewinter abhängig. Und der sagt jetzt also: "Wenn's nur an mir liegt, dann trete ich aus der Partei aus".
Das ist ein geschickter Schachzug, meint Gazet van Antwerpen in seinem Kommentar. Dewinter spielt damit den Ball ins Lager der N-VA zurück. Und früher oder später wird die Partei von Bart De Wever Farbe bekennen müssen.
Roger Pint - Bild: Yami Lagel/AFP