"Adieu Sarko", titelt De Morgen. "Das Mal zu viel: Sarkozy schafft es nicht in die zweite Runde", schreibt De Standaard. "Der überraschende Gewinner heißt François Fillon", bemerkt Le Soir aus Seite eins.
Fast alle Zeitungen blicken auf die Vorwahlen der Konservativen in Frankreich. Knapp ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl ist das republikanische Lager auf der Suche nach seinem Kandidaten. Entgegen aller Erwartungen hatten weder Ex-Präsident Nicolas Sarkozy noch der ehemalige Premierminister Alain Juppé die Nase vorn, sondern der ehemalige Regierungschef François Fillon.
Le Soir hält fest: Sarkozy, der abgeschlagen auf dem dritten Platz landete, und es damit nicht mehr in die Stichwahl von kommendem Sonntag schafft, musste gestern nicht nur einen stürmischen Sonntag erleben, sondern zugleich das Ende seiner politischen Karriere. Sarkozys polarisierende Art und der Umstand, dass viele Franzosen ihn nicht mehr sehen können, sind ihm wohl zum Verhängnis geworden, analysiert das Blatt. La Libre Belgique spricht von einer "tödlichen Ohrfeige" für den ehemaligen Staatspräsidenten.
Das Volk entscheidet
L'Avenir bemerkt: Die Franzosen haben einen Vorwahlkampf eingeführt, wie wir ihn aus den USA kennen. Das Positive: Nicht die Parteiführung entscheidet, wer Präsidentschaftskandidat wird, sondern das Volk. Über vier Millionen Franzosen haben gestern an der ersten Runde der Vorwahl der Republikaner teilgenommen und damit gezeigt, dass ihnen die Demokratie etwas wert ist. Bis zur Stichwahl am nächsten Sonntag muss Fillon jetzt zeigen, dass er besser als Juppé ist und dass er die Konservativen einen kann. Nur so wird er später eine Chance gegen die rechtsextreme Marine Le Pen haben. Für den angeschlagenen François Hollande, der einen Anti-Sarkozy- und Anti-Le Pen-Wahlkampf führen wollte, sieht es jetzt noch düsterer aus, glaubt Le Soir.
Merkel will bleiben
Die Zeitungen blicken auch nach Deutschland, wo Angela Merkel offiziell ihre Kanzlerkandidatur verkündet hat. Sie strebt im kommenden Jahr ein viertes Mandat an. Het Belang van Limburg begrüßt diesen Schritt. Merkel ist der einzige Lichtblick in diesen düsteren Zeiten, sie ist der Garant für Stabilität. Nach dem Brexit-Votum der Briten und der besorgniserregenden US-Wahl droht Italien wegen des Referendums von Matteo Renzi mit ungewissem Ausgang in Kürze ins politische Chaos abzurutschen. Hinzu kommt die Wahl in Frankreich, bei der das rechtextreme Lager für ein böses Erwachen sorgen könnte.
De Morgen ist ebenfalls voll des Lobes: Merkel ist gut für Europa, denn in der Trump-Ära ist sie die Einzige, die sich noch traut, für die Werte zu kämpfen, auf die das Nachkriegs-Europa gebaut wurde. Setzt sich nächstes Jahr bei der Frankreich-Wahl ein gemäßigter Bewerber durch, wird Merkel die deutsch-französische Freundschaft und damit Europa stärken können.
Zieht hingegen Le Pen in den Élysée-Palast ein, dann landet Merkel in einem politischen Bermuda-Dreieck, eingekesselt zwischen unvorhersehbaren und gefährlichen Figuren wie Trump, Putin, Erdogan und eben Le Pen. In diesem Sturm würde auch Merkel ihren Kopf nicht mehr über Wasser halten können, warnt De Morgen.
Ist De Decker zu weit gegangen?
Het Laatste Nieuws berichtet über die Kasachstan-Affäre, die sich für die MR zur "Agusta bis" entwickeln könnte. Obwohl die Justiz noch keine Anklage erhoben hat, haben die frankophonen Liberalen den Hauptbeschuldigten Armand De Decker von allen parteiinternen Ämtern enthoben.
De Decker wird vorgeworfen, sein politisches Amt für private Zwecke missbraucht zu haben. So soll er sich 2011 für die rasche Erweiterung des Freikaufgesetzes eingesetzt haben, um einen Deal zwischen der Justiz und seinem Mandanten, den belgisch-kasachischen Geschäftsmann Patokh Chodiev, zu ermöglichen. Der Mann zahlte 23 Millionen Euro an den Staat und die Ermittlungen wegen dubioser Immobiliengeschäfte wurden eingestellt.
Die Zeitung meint: Für seine Dienste hat Anwalt Armand De Decker 2.000 Euro pro Arbeitsstunde kassiert. Während der Politiker Armand De Decker an Minister herangetreten ist, um den gesetzgeberischen Prozess in die gewünschte Richtung zu lenken.
Wenn die Menschen eins an der Politik stört, dann sind das solche Leute wie De Decker, die nicht der Allgemeinheit dienen, sondern in die eigene Tasche wirtschaften. De Decker ist einer von dieser Sorte Politiker, der immer genau wusste, wann und wo er zu stehen hat, um die meisten Pöstchen abzusahnen. Die Zeitung hofft, dass die Staatsanwaltschaft jetzt ermittelt und die Machenschaften des MR-Mitglieds zu Tage fördert.
"Vatermord" beim Vlaams Belang
Unter anderem Gazet van Antwerpen befasst sich mit der Palastrevolution beim Vlaams Belang. Der neue Vorsitzende Tom Van Grieken hat drei führenden Politikern seiner Partei, darunter Ex-Vlaams Belang-Chef Filip Dewinter, die Leviten gelesen. Anke Van dermeersch wurde sogar aus dem Vorstand ausgeschlossen und muss ihr Senatorenamt abgeben.
Der Grund: Die drei Vlaams Belang-Vertreter hatten an einer Veranstaltung der griechischen Neonazis von der "Goldenen Morgenröte" teilgenommen. Selbst unter Rechtsextremen scheint das umstritten zu sein.
Alain Kniebs - Foto: Thomas Samson/AFP