"Clinton gegen Trump: der Endspurt", titelt L'Écho. "Der dreckigste Wahlkampf aller Zeiten geht zu Ende", meint De Standaard. De Morgen fragt auf Seite eins: "Amerika, wie geht es jetzt weiter?".
Drei Tage vor den Präsidentschaftswahlen in den USA befassen sich die Zeitungen ausführlich mit dem Thema. Wer ins Weiße Haus einziehen wird, ist noch unklar, die Umfrageergebnisse so knapp wie selten zuvor. Amerika ist hin- und hergerissen zwischen der demokratischen Bewerberin Hillary Clinton und ihrem republikanischen Kontrahenten Donald Trump.
Dazu schreibt La Libre Belgique: Für jemanden mit nur ein klein bisschen Verstand sollte es unvorstellbar sein, Trump zu wählen. Ein so grober und unwissender Kandidat kann einfach nicht der mächtigste Mann der Welt werden. Für knapp die Hälfte des amerikanischen Wahlvolks scheint Trump aber der Retter zu sein. Der Mann, der ihr Leben verbessern wird. Vor allem, weil er Hillary Clinton in die Wüste schicken will.
De Standaard meint: Noch nie hat es so viele Lügen in einem US-Wahlkampf gegeben, in erster Linie aus dem Mund von Donald Trump. Doch alle Anti-Trump-Kampagnen von Prominenten, Geschäftsleuten und Intellektuellen haben genau das Gegenteil bewirkt und den Eindruck geweckt, dass das gesamte Establishment es auf den "Helden der kleinen Leute" abgesehen hat. Viele Bürger sind wütend, verunsichert und verzweifelt. Doch Populisten spielen die Menschen nur gegeneinander aus, versprechen höhere Mauern und dickere Grenzzäune. Viel bessere Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit haben europäische Politiker leider auch nicht, bemerkt die Zeitung.
Das Clinton-Trump-Dilemma
De Morgen spricht von der "Wahl der Abneigung". Nicht etwa der beste Bewerber wird neuer US-Präsident, sondern der, der den geringsten Widerstand erzeugt. Trump hat Frauen erniedrigt, Latinos beleidigt und Moslems bedroht. Seine Haushaltspläne sind ein Witz; seine wirtschaftlichen Vorstellungen unrealistischer Protektionismus und seine Außenpolitik, gelinde gesagt, unberechenbar. Trotzdem hat er in den letzten Umfragen die Nase vorn. Das liegt vor allem an seiner ebenso umstrittenen Konkurrentin Hillary Clinton. Im Gegensatz zu Trump ist sie zwar nicht gemeingefährlich, aber ihr trauen nur wenige über den Weg. Zu keinem Zeitpunkt im Wahlkampf ist es ihr gelungen, das Misstrauen gegen sie aus dem Weg zu räumen. Clinton ist das Symbol eines politischen Systems, das den Sponsoren und Lobbyisten von Wall Street zu Füßen liegt.
Das GrenzEcho hält den zu Ende gehenden Wahlkampf für den niveaulosesten in der Geschichte der USA. Donald Trump ist in erster Linie für die Inhaltsleere der letzten Wochen und Monate verantwortlich: Er lügt, hetzt, legt Brände und sorgt für einen Eklat nach dem anderen. Die Demokraten haben bei ihrer Kandidatenkür aber auch völlig daneben gelegen. Denn Hillary Clinton erfüllt fast alle gängigen Politiker-Klischees: korrupt, hinterhältig und betrügerisch. Ob Clinton oder Trump, das Blatt sieht nur düstere Aussichten.
"Rolle des US-Präsidenten überbewertet"
Het Laatste Nieuws hält den Rummel um das US-Präsidentenamt für völlig überbewertet. Die Macht des amerikanischen Präsidenten hält sich in Grenzen. Innenpolitisch kann er wegen der Gegenmacht des Kongresses keine Berge versetzen. Und auch außenpolitisch hat die Dominanz der USA wegen aufstrebender Mächte wie China an Bedeutung verloren. Das Bild des US-Präsidenten, der im Oval-Office über das Schicksal der Welt entscheidet und nur Knöpfchen drückt – grün ist eine Rakete gegen Putin, Orange gegen Teheran und rot der Ausbruch des Dritten Weltkriegs – ist längst überholt.
Obwohl seine globale Bedeutung seit Jahren zunimmt, kennt kaum jemand den Namen des chinesischen Präsidenten. Xi Jinping interessiert uns nur wenig. Was in den USA passiert, verfolgen wir dagegen gespannt. Zahlreiche Belgier werden in der Wahlnacht am Dienstag vor ihrem Fernseher sitzen. Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Selbst, wenn Trump gewählt werden sollte, wird das nicht so furchtbar viel verändern. Die Welt, in der wir am Mittwochmorgen wach werden, wird keine andere sein als die, in der wir am Dienstagabend schlafen gegangen sind.
L'Écho sieht das ganz anders. Die Finanzmärkte haben bereits Angst vor einem möglichen US-Präsident Trump. Die europäischen Börsen haben die verlustreichste Woche seit Monaten hinter sich. Die US-Börsen erleben die schwersten Kursrutsche seit Ausbruch der Finanzkrise 2008. Immer mehr Brexit-Anhänger bereuen schon ihre Wahl vom vergangenen 23. Juni. Hoffentlich werden die Amerikaner ihre Wahl vom 8. November nicht auch eines Tages bereuen, warnt die Zeitung.
Chicago hofft auf Obamas Rückkehr
In Barack Obamas Heimatstadt Chicago hoffen viele Menschen unterdessen auf die Rückkehr des bald ehemaligen Präsidenten, berichtet De Morgen. Obama war zu Beginn seiner Karriere als Sozialarbeiter in den Problemvierteln der Großstadt aktiv. Alleine in diesem Jahr sind dort bereits 600 Menschen ermordet worden. Ganz Chicago hofft, dass der pensionierte Obama die Sache bald in die Hand nimmt.
Alain Kniebs - Fotos: Manden Ngan und Jewel Samad/AFP