"Premiere in Belgien: Ex-Staatsoberhaupt vorgeladen", titelt Gazet van Antwerpen. "König Albert muss vor Gericht", schreibt L'Avenir. "Anwalt des ehemaligen Königs hat bereits einen Plan B", bemerkt Het Laatste Nieuws.
Die Vaterschaftsklage von Delphine Boël geht in die nächste Runde: Für den 21. Februar 2017 wurde der nächste Verhandlungstermin anberaumt. Das Besondere: Diesmal hat das Gericht in Brüssel nicht nur die Klägerin vorgeladen, sondern auch ihren angeblichen Vater, Albert II. Die meisten Zeitungen gehen aber davon aus, dass der ehemalige Staatschef nicht persönlich vor dem Richter erscheinen wird.
Sein Rechtsbeistand hat bereits eine Hintertür aufgetan, wie Het Laatste Nieuws berichtet. Demnach ist die Anwesenheit laut Gesetz nur bei Verfahren mit Minderjährigen Pflicht. "Delphine Boël mag sich für ihr Alter zwar noch jugendlich kleiden, meiner Ansicht nach ist sie aber schon längst erwachsen", spottet Alain Berenboom, der Anwalt Alberts, über die 48-jährige Klägerin.
Und es geht weiter: Von königlichen Eskapaden...
De Standaard findet: König Albert täte gut daran, im kommenden Jahr vor Gericht zu erscheinen. Bleibt er der Verhandlung fern, könnte der Eindruck entstehen, dass Mitglieder der königlichen Familie anderen Gesetzen unterworfen sind als gewöhnliche Bürger. Dieser Anschein könnte dem Ansehen der Monarchie erheblich schaden.
Der Stein des Anstoßes liegt fast ein halbes Jahrhundert zurück, eine Anerkennung der Vaterschaft durch König Albert hätte keinerlei institutionelle Folgen. Es ist endlich Zeit, das Richtige zu tun.
Genauso sieht es Het Belang van Limburg: Hätte König Albert beim Aufkommen der ersten Gerüchte über eine uneheliche Tochter vor 15 Jahren genau wie der ehemalige französische Präsident François Mitterand gesagt "et alors?", was ist schon dabei? – wäre die Geschichte schon längst vom Tisch. Doch dass der Palast die Vorwürfe immer abstreitet, ist nicht besonders klug. Durch immer neue Beweise kocht die Angelegenheit ständig wieder hoch.
... und "Ge-Ceta" ohne Ende
"Das belgische 'Ge-Ceta' geht weiter", titeln sinngemäß zahlreiche Zeitungen. Der frankophone Widerstand gegen das geplante Freihandelsabkommen mit Kanada dauert an. Dazu schreibt La Libre Belgique: Das wallonische Regionalparlament ist das einzige in Europa, das sich ernsthaft mit dem EU-Abkommen beschäftigt hat. In Österreich war es das Kanzleramt, das Bedenken anmeldete; in Deutschland klagten besorgte Bürger und Abgeordnete vor dem Bundesverfassungsgericht.
Rumänien und Bulgarien stellten sich zeitweilig quer, weil ihre Bürger nicht ohne Visum nach Kanada reisen können. Aber nirgendwo hat eine Volksvertretung Ceta so gründlich unter die Lupe genommen wie in Namur, glaubt die Zeitung.
Gazet van Antwerpen sieht das Ganze kritischer: Ceta hat die Unregierbarkeit Belgiens und der Europäischen Union aufs Neue demonstriert. Paul Magnette treibt mit seiner harten Verweigerungshaltung – gegen die Interessen Flanderns – den Norden und den Süden des Landes weiter auseinander. Und beschert damit der N-VA Wähler, ohne dass die flämischen Nationalisten etwas dafür tun müssten.
Nach der Eurokrise, dem Flüchtlingschaos und dem Brexit hat die EU jetzt ein weiteres Problem an der Backe. Und immer wieder wird klar: Mit 28 Mitgliedsländern und noch mehr Regionen ist kein Staat zu machen.
De Morgen hält fest: Etwas Gutes hat die Ceta-Krise – internationale Handelsverträge werden wohl nie wieder einfach durchgewunken werden. Die Stimmen skeptischer Bürger sollte die Politik besser berücksichtigen, statt sie zu bekämpfen.
Laut L'Echo sorgen sich zahlreiche wallonische Unternehmen um ihren Absatzmarkt Kanada. Durch die frankophone Ceta-Verweigerung befürchten sie einen bleibenden Imageschaden für die Region. Auch auf den Investitionsstandort Belgien könnte sich die Blockade negativ auswirken. Nach der scheinbar endlosen Regierungskrise vor ein paar Jahren droht nun dem ohnehin angekratzten Ansehen des Landes weiteres Ungemach.
Medizin-Numerus clausus und wieder ein Lotto-Glückspilz
La Libre Belgique berichtet, dass es ab 2017 auch in der Französischen Gemeinschaft eine Zulassungsprüfung für das Medizinstudium geben wird. Nach langjährigem politischen Streit gibt der zuständige PS-Minister Jean-Claude Marcourt nach und wird in Kürze einen entsprechenden Gesetzesvorschlag einreichen. Flandern hat wegen der begrenzten Anzahl an Arztzulassungen bereits vor Jahren einen Numerus clausus für Medizinstudenten eingeführt.
"Schon wieder gibt es einen belgischen EuroMillions-Gewinner", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Diesmal hat der Glückliche mehr als 50 Millionen Euro beim Lotto abgesahnt. Und das nur zwei Wochen, nachdem ein Straßenkehrer aus Brüssel den Rekordbetrag von fast 170 Millionen gewonnen hatte.
akn - Bild: Eric Lalmand (belga)