"Belgier gegen Steuergeschenke an internationale Großkonzerne", titelt Le Soir. Laut einer Umfrage der Zeitung halten 70 Prozent der Befragten die Deals, die der Fiskus mit Multinationals abschließt, für ungerecht. Grund für die ziemlich eindeutige Meinung - sowohl in Flandern als auch in der Wallonie - dürfte die Schließungsankündigung von Caterpillar sein. Der amerikanische Baumaschinenhersteller will sein Werk bei Charleroi schließen, mehr als 2.000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.
"Flamen unterstützen N-VA-Pläne im Antiterror-Kampf", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Das Blatt hat repräsentativ nachfragen lassen, was die Menschen von Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss und von einem Burkini-Verbot halten - beides Vorschläge, die die flämischen Nationalisten im Sommer gemacht hatten. Die Antwort: Mehr als sieben von zehn Befragten in Flandern wären damit einverstanden.
"Flämischer Amateurismus"
Zum geplatzten Eandis-Deal meint De Standaard: Die Chinesen sind weg, Flandern hat jetzt aber weder das Geld noch einen Plan für die Modernisierung seiner Stromnetze. Het Nieuwsblad fügt hinzu: Es ist beinahe rührend zu sehen, wie alle Politiker jetzt so tun, als hätten sie den Einstieg der Chinesen persönlich verhindert. Noch vor einer Woche stand fast die gesamte flämische Politik hinter dem umstrittenen Geschäft.
Der flämische Zick-Zack-Kurs lässt jeden noch so kringeligen chinesischen Drachen alt aussehen, beschließt die Zeitung. Gazet van Antwerpen und De Morgen werfen der flämischen Politik Amateurismus vor.
"Orbans Mittelfinger an die EU"
Über das für Sonntag geplante Referendum in Ungarn zur Flüchtlingspolitik der EU schreibt La Libre Belgique: Viktor Orban will sein Konzept der "illiberalen" Demokratie dem Rest Europas aufdrücken. Fremdenhass würde zur Staatsdoktrin und europäische Solidarität zum Fremdwort. Durch die Volksabstimmung zeigt Orban Brüssel und der EU-Kommission außerdem den Mittelfinger. Er will starke Nationalstaaten und möglichst keine Gesamtvision für Europa. Dem Blatt wird angst und bange, wenn das Beispiel Orban Schule macht und sich Staaten wie Polen dazu gesellen. Für die Europäische Union sähe es düster aus.
Le Soir freut sich, dass die EU den Weg für eine schnelle Ratifizierung des weltweiten Klimavertrags von Paris freimacht. Wie das Beispiel Belgien zeigt, wird deutlich, dass das zwar ein notwendiger Schritt ist, aber nicht ausreicht. Glücklicherweise wollen die großen Staaten die Erderwärmung eindämmen. Allerdings fehlen noch die konkreten Umsetzungspläne. Föderalstaat und Regionen streiten immer noch darüber, wer wie viel leisten muss - und zwar auch noch für die längst beschlossenen und in knapp drei Jahren zu erreichenden Klimaziele 2020.
Milquet: "Ich bin ein Opfer"
Nach fast zwei Jahren Regierung Michel stellt De Standaard der Koalition ein finanzielles Zeugnis aus. Das erstaunliche Ergebnis: Großverdiener werden zur Kasse gebeten. Wer hingegen weniger als 3.000 Euro brutto verdient, hat durch den Tax-Shift mehr in der Tasche - bis zu 57 Euro pro Monat. Rentner und Arbeitslose schauen dagegen in die Röhre, beschließt die Zeitung.
In Le Soir meldet sich Joëlle Milquet zurück: "Ich bin wieder da, und werde für Brüssel und meine Partei kämpfen", erklärt die CDH-Politikerin, die vor einem halben Jahr von ihrem Ministerposten in der Französischen Gemeinschaft zurückgetreten war. Die Justiz hatte Anklage gegen sie wegen Unregelmäßigkeiten vor der Parlamentswahl 2014 erhoben. Im Interview beteuert Milquet ihre Unschuld. Wörtlich sagt sie: "Ich bin keine Täterin, sondern ein Opfer".
L'Écho bringt ein Gespräch mit PS-Oppositionsführerin Laurette Onkelinx, die auf die Zuwächse der linksextremen PTB im Süden des Landes reagiert. "Bald wird diese Partei uns wohl noch verklicken, dass sie die Sozialsicherheit erfunden hat". Onkelinx wirft der PTB vor, nur leere Versprechungen zu machen. Zu behaupten, man könne die europäischen Verträge in nur zwei Jahren ändern und die EU auf links drehen, sei eine der Lügen, mit denen die PTB ins Feld zieht und verunsicherte Bürger anspricht.
"Wir sind keine Fußabtreter"
In La Libre Belgique haut Étienne Davignon, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Brussels Airlines auf den Tisch. "Wir sind keine Fußabtreter", sagt der belgische Geschäftsmann an die Adresse der deutschen Lufthansa. Die Fluggesellschaft beabsichtigt, Brussels Airlines vollständig zu erwerben. Einige Lufthansa-Bosse wollen die belgische Fluglinie in ihre Billigtochter Eurowings integrieren.
In dieser Angelegenheit sei noch überhaupt nichts beschlossen, stellt Davignon jetzt klar. Die Verhandlungen würden erst Mitte Oktober starten. Ziel sei es, die Verankerung der Airline in Belgien zu gewährleisten. Neben den "Eurowings-Ayatollahs" gebe es bei Lufthansa glücklicherweise auch gemäßigte Manager. Ein anderer belgischer Aktionär fügt hinzu: "Wir sind von diesem Billigmodell überhaupt nicht überzeugt". Und: Brussels Airlines werde es nicht für "'n Appel und 'n Ei" zu kaufen geben.
Alain Kniebs - Archivbild: Thierry Roge/BELGA