"Hillary Clinton Favoritin nach Runde eins", titelt La Libre Belgique. "1:0 für Hillary", meint Het Laatste Nieuws. "Anwältin schlägt Multimillionär", bemerkt De Standaard.
Nach der ersten TV-Debatte zwischen den beiden Anwärtern auf das Präsidentenamt in den USA hat nach Einschätzung aller Zeitungen Hillary Clinton die Nase vorn. Dazu schreibt Het Nieuwsblad: Die Demokratin hat sich von Trump nicht provozieren lassen, konnte mit sachlichen Argumenten punkten und wirkte besonders gut vorbereitet. Der Republikaner Trump dagegen machte viele Fehler: Er unterbrach seine Konkurrentin ständig und tischte mehrere Lügen auf.
Clinton vorn, Trump noch lange nicht geschlagen
Trotzdem warnt De Morgen: Zwischen all dem Trumpschen Geschwätz über Mexiko, China und Japan, in einer Sache konnte er punkten. Als er Clinton fragte, warum sie in den letzten 30 Jahren trotz ihrer hohen Ämter nichts an der sozialen und wirtschaftlichen Situation der USA geändert habe, hat er sie ganz schön alt aussehen lassen. Das ist Trumps Stärke: der Mann, der gegen Alles kämpft - vor allem gegen die Eliten und das so genannte Establishment. Genau wie die Rechtspopulisten in Europa, fügt De Morgen hinzu.
Weil unklar ist, wie viele Amerikaner darauf anspringen, macht das Trump und den US-Wahlkampf auch so unberechenbar, bemerkt Het Nieuwsblad. Bis zur Wahlnacht vom 8. November bleiben noch 42 Tage und bis dahin kann noch Einiges passieren, weiß L’Avenir. Umso enger die Umfrageergebnisse, umso härter dürfte der Umgangston im Wahlkampf werden. Das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus wird noch lang und steinig werden, prophezeit das Blatt.
China = Trojanisches Pferd?
"Die Chinesen investieren nicht aus reiner Wohltätigkeit bei uns", warnen Experten in Het Laatste Nieuws. Hintergrund ist der geplante, höchst umstrittene Einstieg einer chinesischen Investorengruppe in Eandis, dem Dachverband der kommunalen Stromnetze in Flandern. Die Zeitung vergleicht die Geldgeber aus Fernost mit dem Trojanischen Pferd. China träumt von einem globalen Stromkonzern, damit Peking eines Tages entscheiden kann, wann und wo das Licht auf der Welt brennt. Auch der Staatsschutz warnt in einem Schreiben vor dem Deal. Unter anderem weil der geldgebende Konzern State Grid der direkten Kontrolle der Kommunistischen Partei untersteht. Außerdem bestehe die Gefahr der Industriespionage. Trotzdem glaubt De Morgen, dass es zu spät ist, um das Geschäft noch aufzuhalten.
So sieht es auch Het Belang van Limburg: Eandis braucht die 800 Millionen Euro aus China, um sein Stromnetz zu modernisieren. Und die Gespräche mit den Investoren sind viel zu weit fortgeschritten. Die Verhandlungen jetzt abzubrechen, wäre äußerst riskant für die belgisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen. Die brüskierten Chinesen könnten jegliche Zusammenarbeit mit Belgien, auch in anderen Bereichen, für beendet erklären. Unterm Strich muss man aber sagen: Es hätte nie so weit kommen dürfen. Energiegewinnung und Verteilung sind strategische Bereiche, die der Staat besser nicht aus der Hand geben würde. Die schlechten Erfahrungen mit den Franzosen bei Electrabel hätten uns eigentlich eines Besseren belehren müssen.
Die Alternative ist bekannt, meint die Zeitung: Die flämischen Städte und Gemeinden - die Hauptaktionäre von Eandis - hätten das Geld für die notwendigen Investitionen selbst auf den Tisch legen müssen. Doch die Bürgermeister und Schöffen hierzulande sind knapp bei Kasse und geben die kommunalen Steuermillionen lieber für viel Personal in den eigenen Diensten und für sichtbare Maßnahmen aus. Statt für Stromnetze, die niemand sieht, inzwischen aber unabdingbar sind, urteilt Het Belang van Limburg.
"CDH muss Problemen ins Auge sehen"
Le Soir befasst sich mit den frankophonen Christdemokraten, die in einer tiefen Krise stecken. Laut jüngsten Umfragen kommt die CDH in der Wallonie nur noch auf zehn Prozent der Stimmen, in Brüssel fallen die Wahlabsichten noch katastrophaler aus. Demnach liegt die Partei nur noch knapp über der Fünf-Prozent-Hürde. Das ausgewachsene Problem nun klein- oder wegzureden, hält die Zeitung für selbstmörderisch. Die CDH muss der Wahrheit ins Auge sehen.
Zum einen hat die Partei ein Personalproblem. Vorsitzender Benoît Lutgen ist zwar bei den Parteimitgliedern beliebt, in der föderalen Politik aber nur ein Leichtgewicht. Auch inhaltlich sind viele Fragen offen. Wofür steht die CDH eigentlich? Warum wollte sie der föderalen Mitte-Rechts-Regierung damals nicht beitreten, kritisiert jetzt aber den wallonischen Koalitionspartner PS immer häufiger und offener? Wenn die CDH nicht rasch für Klarheit sorgt, ist sie bald am Ende, so die Zeitung.
Laut Het Nieuwsblad wollen immer mehr Großeltern in Belgien nicht mehr Oma und Opa genannt werden. Der Grund: Sie fühlen sich noch zu jung dafür. Statt Oma und Opa schlagen einige hippere Kosenamen vor. Beispiel: "Momo" und "Popo".
Alain Kniebs - Bild: Timothy A. Clary/AFP