"Das Duell, das das Schicksal der Welt bestimmt", titelt De Standaard. Paradoxerweise heben einige Zeitungen auf ihren Titelseiten hervor, worüber sie nicht berichten. Das TV-Duell zwischen den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump hat wegen der Zeitverschiebung erst in den frühen Morgenstunden stattgefunden.
De Morgen verspricht dennoch auf Seite eins: "Das Fazit, die Analysen, die Meinung". Das allerdings erstmal nur auf der Internetseite der Zeitung. Het Laatste Nieuws hat in gewisser Weise vorgegriffen und die bisherigen Aussagen der beiden Kandidaten analysiert. Das Ergebnis: "Donald Trump lügt alle drei Minuten, Hillary Clinton sagt immerhin 'nur' alle zwölf Minuten die Unwahrheit."
Assad und sein Pate Putin: Vernichtung durch Ausrottung
Viele Blätter blicken außerdem auch am Dienstag wieder nach Syrien. Le Soir spricht etwa auf Seite eins von der "unendlichen Leidensgeschichte von Aleppo". Zu sehen ist ein kleiner Junge, der sichtbar verletzt ist und von seiner Mutter getragen wird. Die Zeitung macht Russland für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. "Russland instrumentalisiert den Krieg in Syrien", schreibt das Blatt.
La Libre Belgique hebt auf ihrer Titelseite hervor, dass "275.000 Zivilisten in Aleppo in der Falle sitzen". Im Osten der Stadt spielen sich apokalyptische Szenen ab. Ein Experte vergleicht die Situation mit der tschetschenischen Hauptstadt Grosny, die in den 1990er Jahren von Russland dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Der Tod schleicht durch Aleppo, meint Le Soir in seinem düsteren Leitartikel. Für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad und seinen russischen Paten Wladimir Putin heiligt offensichtlich der Zweck die Mittel. Man will den Krieg gewinnen, man will den Widerstand der Rebellen brechen: Vernichtung durch Ausrottung. Und die internationale Gemeinschaft? Sie schaut feige und tatenlos zu. Der russische Zynismus ist eben stärker als das amerikanische Zaudern. In Aleppo hat die Welt ihre Ehre verloren.
Auf einmal doch Angst vor den Chinesen
"Der Wirbel um Eandis geht weiter", so derweil die Aufmachergeschichte von De Morgen. Eandis, das ist die Dachorganisation der flämischen Stromverteiler-Interkommunalen. Das Unternehmen verwaltet die kommunalen Elektrizitätsnetze. Für hitzige Debatten sorgt seit einigen Tagen die Tatsache, dass der chinesische Staatsbetrieb State Grid in das Kapital von Eandis einsteigen will. Im Augenblick müssen die einzelnen Gemeinden darüber entscheiden, wie sie mit dem Angebot umgehen sollen. Am Montag hatte der flämische Energieminister Bart Tommelein vor einer chinesischen Beteiligung an Eandis gewarnt, war aber später von seinem Ministerpräsidenten Geert Bourgeois zurückgepfiffen worden.
Dann tauchte plötzlich ein geheimnisvoller Brief auf. "Die Eandis-Bombe wurde scharfgemacht", titelt denn auch De Standaard. In besagtem Schreiben wird jedenfalls ausdrücklich vor einer Übernahme der Eandis-Anteile durch die Chinesen gewarnt. Unter anderem wird darauf verwiesen, dass State Grid enge Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas und zur Armee unterhält. Hier bestehe insbesondere die Gefahr, dass belgische Technologie am Ende bei den Streitkräften der Volksrepublik landet. Wer der Verfasser des Briefs ist, das ist noch unklar. Wie unter anderem Het Nieuwsblad berichtet, wird aber die Sûreté dahinter vermutet, also der Inlandsgeheimdienst. Das Fazit von Het Laatste Nieuws: "Auf einmal hat man also doch Angst vor den Chinesen".
De Morgen kann in seinem Leitartikel nur feststellen, dass den flämischen Parteien - mit Ausnahme der Grünen - da bislang der Durchblick gefehlt hat. N-VA, CD&V, OpenVLD und SP.A hatten immer nur die jeweiligen kommunalen Mehrheitsverhältnisse vor Augen: War man in der Mehrheit, dann war man dafür, war man in der Opposition, dann war man dagegen. Keiner hatte sich ein wirklich globales Bild gemacht. Und keiner hat sich denn auch die Frage gestellt, warum die Chinesen wohl soviel Geld auf den Tisch legen wollen für eine bloße Minderheitsbeteiligung.
Die Eandis-Geschichte hat jedenfalls dem flämischen Ministerpräsidenten Bourgeois seine Regierungserklärung verhagelt, notiert Het Nieuwsblad. Dass ihm das nicht gefallen hat, das ist sogar nachvollziehbar: Flandern legt einen ausgeglichenen Haushalt vor und kann sogar Geld für Investitionen in die Hand nehmen. Da ist es frustrierend, wenn die Welt das nicht zur Kenntnis nimmt. Allerdings sollte sich Bourgeois schnellstens einmal mit der Akte Eandis beschäftigen. Nach seinen Worten schaltet die flämische Wirtschaft jetzt den Turbo ein. Allerdings sollte man dann nicht den Autoschlüssel den Chinesen überlassen.
Brussels Airlines, Lufthansa und die Deutsche Bank
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von La Libre Belgique: "Die Belgier und Brussels Airlines wollen Lufthansa vor Gericht zerren", schreibt das Blatt. Lufthansa will Brussels Airlines ja komplett übernehmen. Nur sind die belgischen Aktionäre enttäuscht über das Angebot der Deutschen. Sie würden nämlich viel zu wenig für ihre Aktien bekommen. Das Fazit von L'Echo: "Lufthansa wird wohl sein Angebot für Brussels Airlines überdenken müssen".
Auch De Standaard blickt auf die benachbarte Bundesrepublik, dies allerdings mit Sorgenfalten. Anlass sind die alarmierenden Meldungen über den Zustand der Deutschen Bank. Das größte deutsche Geldhaus droht wegen einer Milliarden-Geldbuße in den USA in eine Schieflage zu geraten.
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt die Geschichte äußerst ungelegen, meint das Blatt in seinem Kommentar. Allein der Gedanke, dass die Bank womöglich mit deutschen Steuergeldern gerettet werden müsste, ist ein Albtraum, zumal es eben die Bundesregierung war, die für solche Fälle strenge Regeln durchgesetzt hatte. Man stelle sich vor: Der brave deutsche Familienvater müsste sich auch über seine Geldanlagen an der Rettung der Bank beteiligen. Aber eins dürfen wir nicht vergessen: Allein durch ihre schiere Größe geht das Schicksal der Deutschen Bank uns alle an.
Roger Pint - Bild: Rick Wilking/Pool/AFP