"Aleppo stirbt, die UNO streitet", titelt De Standaard. "Der Albtraum in Aleppo wird noch immer schlimmer", so die Schlagzeile von Le Soir.
In Syrien hat sich der Bürgerkrieg am Wochenende noch einmal verschärft. Allein in Aleppo kamen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 115 Menschen ums Leben. Mit russischer Unterstützung haben Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad die Stadt pausenlos bombardiert. Die USA warfen Russland im UN-Sicherheitsrat "barbarisches Verhalten" vor.
"Putin setzt Super-Flammenwerfer in Aleppo ein", berichtet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die Waffe mit der Bezeichnung TOS-1A verbrennt alles in einem Umkreis von 200 Metern. Die Situation für die Zivilbevölkerung ist inzwischen dramatisch: "Zwei Millionen Menschen müssen in Aleppo ohne Wasser ausharren", notiert De Morgen auf Seite eins.
Viele Zeitungen schauen auch auf den amerikanischen Wahlkampf. Am Montag steht das erste TV-Duell zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump an. "Es werden mehr Zuschauer einschalten als bei einem WM-Finale", bemerkt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Le Soir erwartet eine "Debatte, in der alle Tiefschläge erlaubt sein werden". "Jede noch so kleine Panne in dem Duell kann fatal sein", analysiert De Standaard. Die zentrale Frage: "Kann Hillary Clinton mit ihrer Erfahrung und ihrer Fachkompetenz den Salven von Donald Trump standhalten?"
Der Tränenausbruch des N-VA-Chefs
Ebenfalls auf vielen Titelseiten: "Der weinende Bart De Wever". Der N-VA-Vorsitzende war am Sonntag zu Gast in einer VRT-Radiosendung. Thema des Programms ist es, den Menschen hinter dem Prominenten zu entdecken. Die Moderatorin stellte also Bart De Wever eine Frage zu seinem verstorbenen Vater; daraufhin brach er in Tränen aus.
"Bart De Wever war offenherziger als geplant", stellt Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite fest. "Das ist mir in 15 Jahren Spitzenpolitik noch nie passiert", sagt De Wever auf Seite eins von Het Nieuwsblad. De Morgen gibt den Psychologen: "Was bedeuten Tränen bei einem Politiker?" Ist es ein Zeichen von Schwäche? Oder von Menschlichkeit? De Wever war bislang jedenfalls nicht für seine Emotionalität bekannt. Für ihn galt das Motto, in Anlehnung an den Song der Band Grauzone: Eisbären müssen nie weinen. Das gilt offensichtlich nur so lange, bis der Druck dann doch zu groß wird, analysiert De Morgen.
Haushalte 2017: Belgien, Flandern, Wallonie
Einige Zeitungen beschäftigen sich auch am Montag mit dem neuerlichen Haushaltsloch. Die Regierung hat nur noch rund zwei Wochen Zeit, um insgesamt 4,2 Milliarden Euro zu finden. Der Fehlbetrag hatte sich quasi über Nacht mal eben verdoppelt.
Le Soir spricht in diesem Zusammenhang in seinem Leitartikel von einer "budgetären Kakophonie". Klar kann man nicht alle Entwicklungen vorhersehen. Eine solche Fehlkalkulation ist dennoch alarmierend. Jetzt haben wir es definitiv schriftlich: In diesem Land gibt es ein Riesenproblem mit Haushaltssimulationen. Und das ausgerechnet jetzt, wo doch die Regierung die Sozial- und Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt gestellt hat, um neue institutionelle Abenteuer zu vermeiden.
Die Regierung hat ihr Versprechen Nummer eins gebrochen, hält seinerseits Het Laatste Nieuws fest. Diese Mitte-Rechts-Koalition hatte die Sanierung des Staatshaushaltes zur absoluten Priorität erklärt. Doch was zeigt sich jetzt? Rechnet man Faktoren wie die niedrigen Zinsen heraus, dann beziffert sich das Gesamtvolumen der vorgenommenen Einsparungen pro Jahr auf gerade einmal 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Und Haushaltsministerin Sophie Wilmès schwadroniert nach wie vor von einem Sparvolumen von 0,8 Prozent. Und das, ohne rot zu werden und ohne eine lange Nase zu bekommen.
Gazet van Antwerpen verfällt angesichts all dieser Zahlen fast schon in eine Depression. Fehlkalkulationen von mal eben zwei Milliarden, das geht gar nicht. Können all die Komitees, Hohen Räte oder Verwaltungen nicht endlich mal vernünftig kooperieren, damit wir endlich mal verbindliche Zahlen bekommen? Das würde es in diesem Land auch endlich mal erlauben, etwas weiter in die Zukunft zu blicken als nur bis zum Ende der Nasenspitze. Die Bürger brauchen eine Perspektive.
Die flämische Regierung zeigt, dass es auch anders geht, bemerkt Het Nieuwsblad. Die Equipe um den Ministerpräsidenten Geert Bourgeois hat gerade erst einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Das Ganze demonstrativ unaufgeregt, ohne dass es Straßenkämpfe gegeben hätte. Davon kann Premier Michel nur träumen. Nach wie vor gönnen sich die einzelnen Regierungsparteien nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.
Auch die wallonische Regionalregierung hat am Wochenende ihren Haushaltsplan 2017 vorgelegt. Das Budget sieht ein Defizit von 300 Millionen Euro vor. "Hier handelt es sich aber um 'gute Schulden'", zitiert Le Soir den PS-Ministerpräsident Paul Magnette. Besagte 300 Millionen sollen nämlich im Wesentlichen in Zukunftsprojekte investiert werden. Die liberale MR, die in Namur in der Opposition sitzt, geißelte das Budget aber schon als "Flickwerk".
"Wer im Glashaus sitzt...", frotzelt dazu L'Avenir in seinem Leitartikel. Die MR scheint zu vergessen, dass sie selbst auf föderaler Ebene noch ein Haushaltsloch von einer ganz anderen Qualität zu stopfen hat. Wenn die MR in Namur versucht, der Koalition aus PS und CDH haushaltpolitische Lektionen zu erteilen, dann ist das fast schon witzig.
"Ab 45 ist man reif für den Mülleimer"
"Ältere Arbeitnehmer werden mehr denn je abgewiesen", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Und man ist schon immer früher zu alt für den Arbeitsmarkt: "Die Diskriminierung beginnt ab 45", schreibt das Blatt. La Dernière Heure formuliert das Ganze etwas reißerischer: "Ab 45 ist man reif für den Mülleimer".
Roger Pint - Bild: Thaer Mohammed/AFP