"Vor genau sechs Monaten: Brüssel wurde mitten ins Herz getroffen", titelt Het Nieuwsblad. Ein halbes Jahr nach dem doppelten Terroranschlag am Flughafen und in der U-Bahn blicken die Zeitungen auf die schrecklichen Ereignisse, bei denen 32 Menschen getötet und über 300 verletzt wurden, zurück.
"Der 22. März 2016 hat unsere Stadt und unser Land für immer verändert", erklärt Olivier Vermeylen in La Libre Belgique. Der Notarzt hatte den Rettungseinsatz in der Metrostation Maelbeek geleitet. Het Nieuwsblad hat das wohl bekannteste Opfer der Anschläge besucht. Das Foto von Nidhi Chaphekar ist nach den Anschlägen rund um die Welt gegangen. Die indische Flugbegleiterin saß mit Verletzungen am ganzen Körper und zerfetzten Kleidern auf einer Bank in der zerstörten Abflughalle des Brüsseler Flughafens.
Die Frau lag 22 Tage lang im Koma, unter anderem König Philippe weilte in den Tagen nach den Anschlägen an ihrem Krankenbett. Im Interview mit der Zeitung erklärt sie: "Ich will nach Belgien zurückkommen, um mich bei eurem König zu bedanken".
Het Laatste Nieuws hat mit einem 21-jährigen Amerikaner gesprochen, der durch herumfliegende Metallstücke der Splitterbomben von Zaventem schwer an den Beinen verletzt wurde. Joseph Empey ist bereits nach Belgien zurückgekehrt, um sein Trauma zu überwinden. Immer wieder habe er davon geträumt, wie die Terroristen ihn im Krankenhaus aufgesucht hätten, um ihn zu töten. In dem Blatt erklärt er: "Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas Schreckliches in einem so schönen Land wie Belgien passieren könnte".
Auch das Grenz-Echo meint: Der Schock ist noch nicht überwunden. Spätestens seit den Brüsseler Anschlägen wissen wir: Es kann jeden von uns jederzeit und überall treffen.
"Woche der De Weverschen Schnitzer"
"Wir hatten keine andere Wahl. Wir mussten gehen", erklären die inzwischen Ex-N-VA-Mitglieder Henrik Vuye und Veerle Wouters in diversen Zeitungen. Nach Überwerfungen mit der Parteispitze haben die zwei Abgeordneten gestern die flämischen Nationalisten verlassen und wollen künftig als unabhängige Abgeordnete in der Kammer aktiv sein. Sie schließen die Gründung einer neuen, flämisch-nationalen Partei nicht aus.
De Standaard hält fest: Es ist die Woche, in der Bart De Wever sich gleich mehrere Schnitzer geleistet hat. Zum ersten Mal seit langem scheint nicht mehr er, der mächtige N-VA-Chef, die Zügel in der Hand zu halten. Eine weitere, bittere Erkenntnis der letzten Tage: Nicht alles, was De Wever anfasst, wird zu Gold.
Het Laatste Nieuws bemerkt: Jetzt hat er nicht nur zwei nationalistische Kläffer an der Backe, sondern hat auch noch zwei flämische Märtyrer geschaffen. Gazet van Antwerpen prophezeit der N-VA weitere Probleme. Die Jubelstimmung, die dank der beachtlichen Wahlerfolge der letzten Jahre in der Partei herrschte, ist vorbei. Stattdessen beherrschen interne Spannungen den Alltag der N-VA. Im schlimmsten Fall droht die Selbstzerfleischung. Ähnlich wie bei den flämischen Liberalen von der Open VLD, die nach den Abgängen von Hugo Coveliers und Jean-Marie Dedecker noch heute ihre Wunden lecken.
N-VA-Plan: PS in die Enge treiben
Het Belang van Limburg findet: Die Quertreiber Vuye und Wouters sollten sich nicht überschätzen. Die N-VA wird die Rücktritte überleben, ihre eigene politische Karriere dagegen ist mehr als unsicher. Die Todsünde haben beide begangen, als sie mit ihrer lauten Forderung nach einer neuen Staatsreform die strategischen Pläne ihres Ex-Parteivorsitzenden De Wever durchkreuzt haben.
Er würde am liebsten nach den Wahlen 2019 die aktuelle Koalition fortsetzen – wenn möglich zusätzlich mit den frankophonen Christdemokraten von der CDH, die in Namür immer mehr auf Distanz zu den Sozialisten gehen. Das Ziel: Die PS für weitere fünf Jahre auf föderaler Ebene in die Opposition verbannen. So glaubt De Wever schneller seine konföderalen Pläne umsetzen zu können, analysiert Het Belang van Limburg.
Briefkastenfirma und Luxusjacht
De Tijd und Le Soir sind an der Aufdeckung eines neuen Steuerskandals beteiligt. Diesmal wurde das Ganze "Bahamas Leaks" getauft. Dank eines Datenlecks konnten 175.000 Offshore-Unternehmen auf der Karibikinsel aufgedeckt werden. Darin taucht der Name der ehemaligen niederländischen EU-Kommissarin Neelie Kroes auf. Auch 90 Belgier sind in den Bahamas-Skandal verwickelt.
Het Nieuwsblad berichtet über eine folgenschwere Spritztour eines 18-Jährigen aus Westflandern. Der junge Mann war mit vier Freunden auf der Luxusjacht seiner Eltern an der französischen Mittelmeerküste bei Saint-Tropez unterwegs. Vermutlich mit zu hoher Geschwindigkeit fuhren sie auf Grund und knallten gegen einen Felsen. Die Folge: Papis 1,4 Millionen Euro-Jacht ist jetzt reif für die Schrottpresse.
akn - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)