"Ein besorgter Obama nimmt Abschied", titelt Le Soir. In seiner letzten Rede als amerikanischer Präsident vor der UN-Vollversammlung in New-York hat Barack Obama vor der Gefahr von Populisten gewarnt. Er rief dazu auf, demokratische Grundwerte hochzuhalten. Beim Flüchtlingsgipfel der Vereinten Nationen hatte er zuvor erklärt, von 50 Staaten Hilfszusagen für die Aufnahme von 360.000 Menschen, die vor Bürgerkrieg fliehen, erhalten zu haben.
Dazu meint De Standaard: Dank verschiedener Abkommen haben die Flüchtlingsströme nach Europa in den vergangenen Wochen abgenommen. Das Grundproblem bleibt aber unverändert, an den Fluchtursachen hat sich nämlich nichts geändert. Das Scheitern der jüngsten Waffenruhe in Syrien lässt die Hoffnung auf Besserung nur weiter schwinden. Politisch hat das vergangene Jahr einen Trümmerhaufen hinterlassen. In den kommenden zwölf Monaten droht das bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich und der Bundestagswahl in Deutschland sichtbar zu werden. Der Zusammenhalt in Europa nimmt ab, der Rassismus zu. Was für eine traurige Bilanz, findet das Blatt.
"Kabila will an der Macht bleiben"
La Libre Belgique blickt mit Sorge auf die Eskalation der Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo. Bei Protesten gegen eine weitere Amtszeit von Präsident Joseph Kabila sind seit Montag laut Opposition mindestens 50 Menschen getötet worden. "Der Kongo stürzt ins Chaos", titelt die Zeitung. "Worst-Case-Szenario wird immer wahrscheinlicher", befürchtet De Standaard.
"Aufstand oder nicht: Kabila will an der Macht bleiben", bemerkt De Morgen. Obwohl seine zweite und verfassungsmäßig letzte Amtszeit bald zu Ende geht, hat Kongos Präsident Kabila bislang keine Präsidentschaftswahlen ausgerufen. Regierungskritiker befürchten, dass das afrikanische Land erneut zur Diktatur werden könnte.
Wallonische Politiker blamieren sich bis auf die Knochen
"Gericht gibt Medizinstudenten recht", berichtet L'Avenir. Unter anderem in Namur hatten Studierende geklagt, weil sie ihre Prüfungen zwar bestanden hatten, am neuen Wettbewerb der Französischen Gemeinschaft aber gescheitert waren. Laut Gerichtsentscheid dürfen die Betroffenen weiter studieren und müssen im zweiten Jahr zugelassen werden.
La Libre Belgique meint: Hochschulminister Jean-Claude Marcourt von der PS sollte sich gefälligst bei den Studenten entschuldigen. Mit dem System, das er eingeführt hatte, um die Anzahl Medizinstudenten zu begrenzen, war Marcourt auf dem Holzweg – wie der Staatsrat ihm unlängst deutlich zu verstehen gegeben hat. Die politische Klasse im Süden des Landes hat sich in dieser Angelegenheit bis auf die Knochen blamiert. Flandern löst das Problem seit fast 20 Jahren durch einen Numerus-Clausus in Form einer Zulassungsprüfung vor Beginn des Medizinstudiums.
Auf föderaler Ebene haben die Frankophonen, in diesem Fall die MR, ebenfalls versagt – und zwar bei den Verhandlungen über den Verteilerschlüssel Nord-Süd. Das Problem der Zulassungen, die so genannten INAMI-Nummern, ist so schlecht gelöst worden, dass der Ärzte-Mangel in der Wallonie langfristig noch größer zu werden droht. Le Soir warnt bereits vor griechischen Verhältnissen im frankophonen Gesundheitswesen. Statt auf die Experten zu hören, ist eine blinde, gemeinschaftspolitische Entscheidung getroffen worden.
Krise bei der N-VA dauert an
Gazet van Antwerpen kommt unterdessen auf die Krise bei der N-VA zurück. Zum ersten Mal seit der Gründung der Partei vor 15 Jahren geraten die flämischen Nationalisten ins Wanken. Nicht weil zwei kleine Abgeordnete mit Austritt drohen, sondern weil die Autorität von Parteichef Bart De Wever erstmals in Gefahr gerät. Inhaltlich steht die Partei wieder vor ihrem ewigen Dilemma: ihre Macht im Königreich Belgien ausbauen oder sich auf ihre Ideale der flämischen Eigenständigkeit zurückbesinnen. Auch wenn die Parteispitze die internen Spannungen herunterspielt, für die Zeitung ist klar: Die N-VA steht vor entscheidenden Tagen.
L'Écho und Het Laatste Nieuws berichten über Löcher in den regionalen Haushalten. In Flandern beträgt der Fehlbetrag für das kommende Jahr 200 Millionen Euro, in der Wallonie könnten es sogar bis zu 600 Millionen sein. Der Grund: eine steigende Inflation, die Folge von Steuersenkungen auf föderaler Ebene sowie Mehrausgaben für Investitionen in die wallonischen Krankenhäuser.
Was ist besser: Saufen oder stundenlang im Netz surfen?
Het Nieuwsblad blickt auf eine europäische Studie, wonach Jugendliche in Belgien weniger rauchen und Alkohol trinken als noch vor ein paar Jahren. Nur noch 14 Prozent der 15- und 16-Jährigen zünden täglich eine Zigarette an. Bei einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 2003 hatte noch jeder fünfte Jugendliche angegeben, täglich zu rauchen. Dafür greifen die Teenies von heute öfter zum Smartphone.
Bei manchen bestehe die Gefahr, Internet-süchtig zu werden. Die Zeitung fragt sich: Welcher ist wohl der gesündere Teenager? Derjenige, der stundenlang wie ein Zombie auf seinen Bildschirm starrt oder derjenige, der ab und an einen über den Durst trinkt?
Alain Kniebs - Foto: Siska Gremmelprez/BELGA