"Neuer Abgasskandal", titelt Le Soir. Ein Jahr nach dem sogenannten Dieselgate bei VW droht der Autoindustrie neuer Ärger wegen zu hoher Abgaswerte. Einer Studie des europäischen Dachverbands "Transport and Environment" zufolge sollen 29 Millionen Fahrzeuge betroffen sein - und zwar aller Marken. Kein einziger Hersteller soll die Grenzwerte für Stickstoffoxide einhalten. Bei den Straßentests der modernen Euro 5- und Euro 6-Motoren liegen die gemessenen NOx-Werte bis zu 15 Mal höher als erlaubt. Besonders schlecht schneiden Renault-Nissan sowie Fiat-Suzuki ab.
Erhöhte Stickstoffoxid-Werte in der Luft gelten als besonders gesundheitsgefährdend und verursachen laut Experten mehr als 70.000 Todesfälle pro Jahr in Europa, darunter 2.000 in Belgien. Die Nichtregierungsorganisation "Transport und Umwelt" ist sich mittlerweile sicher: "Der VW-Skandal war nur die Spitze des Eisbergs". Als Konsequenz fordert der Verein realistischere Tests der Behörden und echte Sanktionsmöglichkeiten.
Den gestrigen autofreien Sonntag in vielen Städten des Landes sollten wir zum Anlass nehmen, einmal ernsthaft über die Folgen unseres Verhaltens für die Umwelt nachzudenken, meint De Standaard. Die Luftqualität hierzulande lässt zu wünschen übrig, unsere Städte ersticken regelrecht im Autoverkehr. Die Zeitung fordert drastische Maßnahmen wie die Einführung von Umweltzonen und mehr Geld für den öffentlichen Nahverkehr.
Het Belang van Limburg pflichtet dem bei. Belgien ist noch weit davon entfernt, die europäischen Klimaschutzziele zu erreichen. Es wird dringend Zeit, zu handeln. Die Politik muss sich endlich trauen, harte, zur Not auch unbeliebte Entscheidungen zu treffen.
Das ewige Dilemma des BDW
Gazet van Antwerpen befasst sich mit den Spannungen innerhalb der N-VA. Die nationalistischen Hardliner gehen seit Tagen auf die Barrikaden, weil Parteichef Bart De Wever in einem Interview erklärt hatte, dass er sich nach der Wahl 2019 eine Neuauflage der Mitte-Rechts-Koalition vorstellen könnte. Für den nationalistischen Flügel der N-VA bedeutet das, dass die Staatsreformpläne erneut auf Eis gelegt werden und der Traum von einer Unabhängigkeit Flanderns in noch weitere Ferne rückt. Einige führende N-VA-Mitglieder haben bereits damit gedroht, die Partei zu verlassen. Auch die Flämische Volksbewegung geht immer mehr auf Distanz zu De Wever.
Die Zeitung analysiert: Weil die Nationalisten seit Monaten in den Umfragen schwächeln, dreht der Parteivorstand nervös am Rad, ein kopfloser Vorstoß folgt auf den nächsten. Bart De Wever steht wieder mal vor seinem ewigen Dilemma: Im so verhassten belgischen Haus mitregieren - oder die flämisch-nationalen Ideale über alles stellen?
Het Nieuwsblad findet ebenfalls: De Wever steht vor einem mathematisch schier unlösbaren Problem. Zieht er die gemeinschaftspolitische Karte, weiß er genau, dass er nur leere Versprechen macht. Denn 2019 wird er keine Partner für die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit haben. Lässt er die Staatsreform hingegen fallen, wird ihn das nicht nur Wählerstimmen, sondern auch den harten Kern seiner Partei kosten.
Vervoort will zweisprachige Listen für die Hauptstadt
Brüssels Ministerpräsident Rudi Vervoort (PS) plädiert in Le Soir für weniger Politiker in Brüssel. In den 19 Gemeinderäten der Hauptstadt und im Regionalparlament gebe es zu viele Mandatsträger. Außerdem hält er den Parlamentarischen Gemeinschaftsrat von Französischsprachigen und Flamen für überflüssig. Stattdessen will er nur noch ein gemeinsames Gremium für alle Brüsseler. Und: Vervoort will, dass die Parteien künftig zweisprachige Listen aufstellen, auf denen sowohl französischsprachige als auch niederländischsprachige Kandidaten stehen.
Unter anderem L'Avenir blickt auf den eigentlichen Beginn des Prozesses gegen Bernard Wesphael. Gegen den ehemaligen wallonischen Abgeordneten wird am Montag im Schwurgericht von Mons die Anklageschrift verlesen. Er wird beschuldigt, seine Frau in einem Hotelzimmer in Ostende ermordet zu haben. Wesphael, der die Tat von Anfang an geleugnet hat, will am Montag vor Gericht "seine" Version der Geschehnisse schildern.
Großeltern sparen weniger für ihre Enkel
Immer weniger Großeltern legen Geld für ihre Enkelkinder zurück, berichtet Het Laatste Nieuws. Laut einer Studie der bpost-Bank zahlen ein Drittel weniger Opas und Omas auf die Sparbücher für ihre Enkel ein als noch vor drei Jahren. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen brauchen die Senioren immer mehr Geld, um ihren eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Zum anderen sorgen die Niedrigzinsen dafür, dass Sparbücher weniger attraktiv sind.
Im Schnitt legen die Großeltern knapp 40 Euro pro Monat beiseite, damit zur Volljährigkeit ihres Enkels 10.000 Euro auf dem Konto liegen.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Oliver Weiken/EPA