"Wie fit ist Hillary?", fragt sich Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Und was wäre, wenn Hillary am Ende aufgeben müsste?", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. "Wird eine Lungenentzündung Hillary zum Verhängnis?", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Nicht nur in den USA wirft der Gesundheitszustand der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Fragen auf. Bei den Gedenkfeiern zum 15. Jahrestag der Anschläge vom 11. September hatte sie einen Schwächeanfall erlitten. Nach einer zunächst nebligen Kommunikation hieß es später, sie leide an einer Lungenentzündung. Die Zeitungen sind sich einig: Diese Geschichte kann Folgen haben. "Kostet ihre schwache Gesundheit Hillary Clinton am Ende das Weiße Haus?", fragt sich Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Die Krankheit kann tödlich sein für Hillary Clintons Wahlkampagne", so formuliert es De Morgen. Dies, zumal es da noch ein zweites Problem gibt, wie Le Soir konstatiert: "Die andere Krankheit von Hillary Clinton, das ist ihre Kommunikation", so die Schlagzeile.
Hillarys problematische Gesundheit
Die Frage, ob ein Kandidat gesundheitlich in der Lage ist, das höchste Staatsamt zu bekleiden, ist berechtigt, findet das Blatt in seinem Leitartikel. Und gerade Hillary Clinton ist da nicht sonderlich auskunftsfreudig. Beispiel: Im Jahr 2012 hieß es erst, sie habe an Verdauungsproblemen gelitten; später war von einer Gehirnerschütterung die Rede; bis sich herausstellte, dass Frau Clinton einen Gehirnschlag erlitten hatte. In einer Demokratie ist es aber legitim, dass der Wähler weiß, ob ein Kandidat überhaupt amtsfähig ist.
Und das gilt insbesondere für die USA, bemerkt De Morgen. Genau deswegen sind die Bilder von der strauchelnden Kandidatin denn auch ein veritables Problem für Hillary Clinton. Zugleich lieferte die Episode noch einmal eine Illustration für ihre Neigung zur Geheimniskrämerei. Die Wähler, die Hillary Clinton mit der politischen Kultur des Washingtoner Establishments assoziieren, sehen sich einmal mehr bestätigt. Im amerikanischen Wahlkampf könnte es am Ende doch nochmal spannend werden.
Und Gegner Donald Trump zeigt einmal mehr, was für ein Heuchler er sein kann, fügt L'Avenir hinzu. Wenn ausgerechnet Trump der demokratischen Kandidatin "gute Besserung" wünscht, dann verstärkt er dadurch nur die Zweifel am Gesundheitszustand von Hillary Clinton. Wenn Trump nett und freundlich ist, dann ist er am gefährlichsten.
Der Prozess des Jahres
"Bernard Wesphael: ein außergewöhnlicher Prozess steht vor der Tür", so derweil die Aufmachergeschichte von L'Avenir. "Am Donnerstag geht's los", notiert auch das GrenzEcho. Übermorgen beginnt vor dem Schwurgericht von Mons der Prozess gegen den früheren Ecolo-Politiker Bernard Wesphael. Der Lütticher wird beschuldigt, am 31. Oktober 2013 in einem Hotel in Ostende seine Frau ermordet zu haben. Er selbst behauptet, seine Partnerin habe Selbstmord begangen. "Ein Prozess, zwei Thesen", so resümiert es denn auch L'Avenir. Im Vorfeld des Prozesses hatte die Justiz die Presse zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und bei der Gelegenheit noch einmal an einige Grundregeln erinnert. Für Le Soir steht die Presse in diesem Verfahren denn auch schon "unter Beobachtung".
La Dernière Heure ist aber offensichtlich nicht beeindruckt und bringt heute eine Geschichte mit dem Titel: "Hier sind die Gründe, weswegen die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Bernard Wesphael gemordet hat".
Es muss um jeden Preis dafür gesorgt werden, dass dieses Verfahren besonnen abläuft, fordert aber La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Gerade in diesem Fall hatte es den Anschein, dass die Medien quasi parallele Ermittlungen geführt haben, dass alle Einzelheiten schon auf den Marktplatz geworfen wurden. Wenn jetzt auch noch der Prozess nicht mehr im Gerichtssaal sondern auf den Stufen des Justizpalastes geführt würde, dann wäre das eine Katastrophe für alle Beteiligten.
Neue Maßnahmen im Antiterror-Kampf
Ganz andere Geschichte auf Seite eins von De Morgen: "Händler müssen Terroristen verpfeifen", schreibt das Blatt. Het Laatste Nieuws wird genauer: "Baumärkte müssen Terroristen melden", so die Schlagzeile. Demnach ist es so: Wenn Leute in einem Baumarkt oder auch in einer Apotheke Produkte kaufen, aus denen man Sprengstoff zusammenrühren kann, und das eben auch in entsprechend großen Mengen, dann müssen die Geschäftsleute das melden.
Stichwort Antiterrorkampf: Die N-VA hatte ja für den Einsatz von V-Männern plädiert, die also Terrornetzwerke unterwandern sollen. Het Laatste Nieuws hält das für keine gute Idee. Ein V-Mann entscheidet selbst, was er der Polizei erzählt und wann er das tut. Er filtert die Information. In der Praxis wird es so aussehen, dass diese Leute nach Herzenslust Straftaten begehen können, und das unter dem Deckmäntelchen, dass sie den Behörden von Zeit zu Zeit mal eine Info stecken. Und auch das psychologische Profil dieser Leute ist nicht besonders vertrauenserweckend: Es sind quasi per Definition "falsche Fuffziger".
Autobranche schummelt weiter
Die Schummeleien in der Autobranche werden nur noch schlimmer", so die Aufmachergeschichte von De Standaard. Das Blatt kann nur feststellen, dass gewisse Autos weiterhin bis zu 45 Prozent mehr verbrauchen, als angegeben.
Da scheint wohl ein ganzes Sektor über Narrenfreiheit zu verfügen, meint das Blatt in einem wütenden Leitartikel. Im normalen Leben ist es so, dass notorische Wiederholungstäter irgendwann auch einmal im Gefängnis landen. Die europäische Autoindustrie kann dagegen weiterhin nach Gusto Regeln umschiffen und auf diesem Ticket auch noch Geld verdienen. Es wird Zeit, dass sich die Konsumenten und auch Verbraucherschutzorganisationen endlich zusammentun, um gemeinsam die Branche auf Schadensersatz zu verklagen.
RoP - Bild: Brendan Smialowski / AFP